Bericht aus Berlin

Die Internationale Tourismusbörse (ITB) 2012

von Theo Reisner

Theo Reisner - Foto © Frank Becker
Bericht aus Berlin – die ITB 2012
 
Sie trägt das Attribut “international” wirklich zu Recht:
Die Internationale Tourismusbörse in Berlin,
dieses Jahr vom 7. – 11. März.
 
Die drei ersten Tage sind dem Fachpublikum vorbehalten, immerhin kamen rund 110.000 (großteils) echte Experten. Mit dabei jedenfalls alle, die von den mehr als 10.000 Firmen aus 180 Ländern weltweit Urlaubsangebote mit nach Berlin gebracht haben. Das Wochenende (10-18h) ist traditionell auch für das so genannte normale Publikum offen.

Mit großer Spannung wurde die RA Reise-Analyse von FUR – Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen erwartet. Immerhin präsentierte sie zum 42. Mal (auf Basis aktueller Zahlen vom Januar) einen Rückblick auf das vergangene Jahr und natürlich den Ausblick auf 2012: Erwartet wird ein leichtes plus auf hohem Niveau, denn schon 2011 unternahmen alleine die Deutschen 54 Millionen Urlaubsreisen. Weltweit soll übrigens 2012 die Anzahl aller Reisen auf über eine Milliarde ansteigen. An der Rangordnung Spanien vor Italien, der Türkei und Österreich dürfte sich aus deutscher Sicht in den kommenden Monaten nicht viel verändern. Genauso wenig wie an der der Tatsache, daß ein Drittel der deutschen Urlauber im eigenen Land bleibt. Änderungen in der Urlaubsorganisation bewirkt selbstverständlich das Internet – es gewinnt an Volumen auf Kosten von Reisebüros und von Pauschalangeboten. Sich selber den Urlaub zu “stricken”, war noch nie so einfach und preiswert wie heute.
 
Der leichte Rückgang bei der Urlaubslänge fördert die Anzahl von Kurzurlauben (2-4 Tage): 78 Millionen waren es 2011, nur ein Viertel ging ins Ausland, vor allem nach Österreich.
Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) wollte ihre Begeisterung für die traumhaften Zahlen 2011 inklusive allerbeste Erwartungen für 2012 nicht verbergen: Die Gastronomie z.B. hat im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent auf 60 Milliarden Euro zugelegt, die Reisen nach Deutschland um satte 6 Prozent. Auch im Kongress- und Tagungsbereich geht es steil bergauf – der 2. Platz hinter den USA mit knappem Abstand galt bis vor kurzem als unerreichbar. Der Hauptanteil fließt in 11 deutsche Städte, sie sind die Schrittmacher. Mit Werbeschwerpunkten wie “Weinkultur und Natur oder “Jugendreisen” soll das Interesse auf weniger stark belichtete Regionen im Osten bzw. im ländlichen Bereich gelenkt werden.
 
Die österreichischen Nachbarn jammern nach 13 Jahren Zuwächsen am Stück über eine Stagnation auf hohem Niveau. Deshalb werden “Sommerglücksmomente” als Argument für Familienurlauber bemüht, genauso wie ein verstärkt soziokultureller Aspekt, sprich: Alltagskultur, gelebte Tradition und altes Handwerk sollen (unter Einbindung von Gästen) neue Zielgruppen ansprechen. Am ehesten Jüngere und Wohlhabende, die in der Nebensaison Zeit haben – aber welcher Touristiker will die nicht ... Österreich steht unverändert für kreativ-aktive Urlaubsformen und weiß, wohin der touristische Hase läuft. Ein Beispiel: der Klopeiner See in Südkärnten. Der neue “Panoramaweg Südalpen” ist 230 Kilometer lang und auf 17 Tagesetappen mit durchschnittlich 5 Stunden Wandern pro Tag aufgeteilt. An der Grenze zwischen Slowenien und Österreich bietet er den Karawanken-Bogen mit 7 Badeseen. Alte Soldatensteige sind genauso mit dabei wie Tropfsteinhöhlen und Schmankerl-Verkostungen aus dem Alpe-Adria-Raum. Wandershuttles und Wander-Taxis helfen bei der Komposition individueller Streckenführungen. Der Klopeiner See eröffnet – man glaubt es kaum – im Juni 2012 die erste Seepromenade in Kärnten, die lückenlos rund um den ganzen See führt.
 
Zu den Gewinnern der Reisesaison 2012 wird wohl auch Kroatien gekrönt werden: Der erst seit drei Monaten amtierende Wirtschaftsminister Veljko Ostojic kündigt an, daß die Mehrwertsteuer für Tourismusbetriebe 2013 auf 10 Prozent abgesenkt wird. Dabei gab es 2011 schon 8 Prozent Zuwachs bei den Ankünften und zum ersten Mal mehr als eine Million Übernachtungen aus Deutschland. Die Liegeplätze für Boote und Yachten werden ab dem Sommer um 100 Prozent ausgebaut. Die Werbeaussage “Zeitlose mediterrane Schönheit” wird vom ADAC unterstützt, weil er rund um genau 1.244 kroatische Inseln das sauberste Wasser im Mittelmeer festgestellt hat. Bei einer Küste in der Gesamtlänge von deutlich über 6.000 Kilometern ist mit übermäßigem Gedränge jedenfalls nicht zu rechnen.
Ebenso auf de Erfolgswelle schwimmt Zypern. 158.00 Gäste aus Deutschland bescherten der Sonneninsel 2011 ein Plus von 13,4 Prozent und diesen Sommer soll es so weitergehen. Geschuldet ist das weniger einer Explosion am Beliebtheitssektor sondern eher der Erweiterung von Flugkapazitäten von und nach Deutschland. Besonders beliebt ist Zypern hierzulande bei Winterurlaubern und bei Sportlern – beide profitieren vom mildesten Klima im Mittelmeer mit den höchsten Wassertemperaturen. Schon im Februar blüht die Küste auf, das überzeugt Sportclubs, frühe Mountainbiker und späte Senioren-Urlauber gleichermaßen.
 

© 2012 Theo Reisner
Redaktion: Frank Becker