„Tell my Story. Hamlets Theater“

Eine Ausstellung im Theatermuseum Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Alexander Moissi 1925 - Foto: Grete Kolliner
„Tell my Story. Hamlets Theater“
Ausstellung in Düsseldorf eröffnet
 
Das Theatermuseum der NRW-Landeshauptstadt
widmet dem Dänenprinzen aus Shakespeares
Drama eine großangelegte Schau
 
Unter dem Titel „Tell my Story. Hamlets Theater“ widmet sich das Theatermuseum Düsseldorf seit Sonntag dem Shakespeare'schen Dänenprinzen Hamlet. Zum ersten Mal nimmt sich damit nach den Worten von Theaterdirektor Winrich Meiszies ein deutsches Museum dieses Stoffes an und erzählt die Geschichte des Stückes in den vergangenen 100 Jahren. „Hamlet“ selbst ist natürlich deutlich älter. Die tiefsinnige Tragödie, bei der am Ende alle Akteure bis auf Hamlets Freund Horatio tot sind, entstand um 1601.
In der Ausstellung erfährt der Besucher auch, daß Shakespeare sein Erfolgsstück nach einer dänischen Legende aus dem 12. Jahrhundert geschrieben hat, die von einem Amlethus als Helden berichtete, der seinen Vater rächt, überlebt und die Macht im Land übernimmt. Die Originalfassung von Shakespeare ist nie aufgetaucht. Der Text, der seit Jahrhunderten für Inszenierungen auf Bühnen in aller Welt benutzt wird, entstand aus den Erinnerungen eines Schauspielers aus der Truppe, mit der der englische Dramatiker zu seinen Lebzeiten umherzog, verriet Kuratorin Anne Blankenberg zum Start der bis zum 23. September laufenden Ausstellung.
 
Die Schau glänzt mit zahlreichen Fotos bekannter und berühmter Schauspieler, die alle als "Hamlet" auf deutschen Bühnen standen. Fritz Kortner etwa, Alexander Moissi, Gustaf Gründgens, Bruno Ganz oder Ulrich Mühe, um nur einige zu nennen. Und auch Schauspielerinnen schlüpften in diese Rolle wie etwa Adele Sandrock, Angela Winkler oder ganz aktuell Bettina Hoppe. In einem Raum kann der Besucher einen begehbaren Totenschädel betreten, hört Sätze unterschiedlicher „Hamlet“-Darsteller und betrachtet durch die leeren Augenhöhlen Fotos der Schauspieler. Natürlich fehlt auch nicht der wohl berühmteste Satz der Theatergeschichte: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.“ 
„Tell my story“, der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die Aufforderung des sterbenden "Hamlet" an Horatio, seine Geschichte zu erzählen. „Hamlet“ hat nach den Worten von Meiszies seit über 400 Jahren nichts von seiner Faszination und Aktualität für Theaterleute wie Zuschauer eingebüßt. Das Stück sei ohne Zweifel das meistgespielte Bühnenstück der Weltliteratur, sagte der Museumschef bei der Eröffnung der Schau, die auch mit den Mitteln eines Schachspiels die Stellung der Personen des Stücks zueinander und ihre Geschichte erfahrbar macht.
 
In enger Kooperation mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus nimmt die Ausstellung die aktuelle Inszenierung des dortigen Intendanten Staffan Valdemar Holm zum Ausgangspunkt, um die künstlerischen Entscheidungsprozesse erfahrbar und nachvollziehbar zu machen. Dabei soll die aktuelle Inszenierung durch Einblicke in Regiearbeiten von Gustaf Gründgens, Karl-Heinz Stroux, Peter Zadek, Hans Günther Heyme, Jürgen Gosch, Volker Lösch oder Oliver Reese kontrastiert werden.
Ein Raum des Museums widmet sich sechs unterschiedlichen "Hamlet"-Inszenierungen des Düsseldorfer Schauspielhauses seit dem Jahr 1917 und der Inszenierung von Lothar Müthel am Preußischen Staatstheater Berlin von 1936 mit Gustaf Gründgens in der Hauptrolle. Und die Schau informiert recht kurzweilig unter anderem auch darüber, daß etwa Muskelprotz Arnold Schwarzenegger im Film „Last Action Hero“ sich mal als eine Art Hamlet benehmen wollte, daß „Hamlet“ in der Science-Fiktion Serie „Star Trek“ vorkommt und daß es dort eine Übersetzung in die außerirdische Sprache der Klingonen gibt.

Ludwig Lenis 1971 - Foto: Annette Brandt
Hamlet in politischen Karikaturen gibt es ebenso zu sehen, wie Video-Interviews mit den Schauspielern, die in der Hamlet-Inszenierung von Holm aktuell Rollen übernommen haben. Auch in der Spionage-Abwehr der EU-Staaten hat Hamlet eine Rolle gespielt. Das Programm mit seinem Namen soll, wenn es fertig ist, verdächtige Personen in einer Menschenmenge aufspüren können, heißt es in der Ausstellung mit dem Hinweis auf eine SPIEGEL-Geschichte von 2008. Schließlich erfährt der Besucher auch, daß es im US-Bundesstaat North Carolina eine Ortschaft Hamlet gibt, die laut Blankenberg über keine eigene Kirche verfügt.
 
Die Ausstellung wird durch die Landesregierung NRW und durch einen Privatsponsor gefördert. Unterstützung gab es auch durch die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität Köln, das Deutsche Theatermuseum in München, die Stiftung Stadtmuseum Berlin und das Österreichische Theatermuseum in Wien. 2014 soll eine erweiterte Fassung der Schau durch verschiedene deutsche Städte touren.  
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 13 bis 20.30 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker