Yvonne Rainer mit erster europäischer Retrospektive

Das Kölner Museum Ludwig eröffnet morgen eine Ausstellung zu ihrem Lebenswerk

von Andreas Rehnolt

Yvonne Rainer, Trio A, 1973 - The Portland Center
for Visual Arts © The Getty Research Institute, Los
Angeles (2006.M.24) 
Museum Ludwig würdigt Yvonne Rainer
mit erster europäischer Retrospektive
 
Ab morgen zeigt das Museum Ludwig Köln nach eigenen Angaben die erste europäische Retrospektive von Yvonne Rainer. Wie eine Sprecherin des Museums am Montag  mitteilte, wurde die Ausstellung zusammen mit dem Kunsthaus Bregenz und dem Getty Research Institute in Los Angeles entwickelt. Der Titel der Retrospektive, die das Gesamtwerk der Choreografin, Tänzerin, Dichterin und Filmemacherin in seiner Vielgestaltigkeit würdigt, lautet: "Raum, Körper, Sprache".
 
Die im November 1934 geborene Künstlerin beeinflußt seit mehr als fünfzig Jahren kontinuierlich die bildende Kunst, Tanz und Film. Ihr interdisziplinäres Werk beweise damit gerade heute große Aktualität, hieß es zu der bis zum 29. Juli laufenden Schau. Die aus San Francisco stammende Yvonne Rainer zog bereits 1957 nach New York, um dort Tanz bei Martha Graham und Merce Cunningham zu studieren. Sie löste sich jedoch bald von deren Einflüssen, da der Ausdruckstanz und der kombinierte Einsatz von Zufallsmomenten sie immer weniger interessierten.
Wenig später gründete Rainer gemeinsam mit anderen Künstlern das Judson Dance Theater in New York. Hier stand sie in engem Kontakt zu bildenden Künstlern, von denen einige wie Robert Rauschenberg, Robert Morris und Carl Andre als Akteure oder in anderer Weise in ihre Tanzstücke involviert waren. In ihrem heute legendären Vergleich von Minimal Art und Tanz, zeigt Yvonne Rainer anschaulich, wie nah die avancierte Praxis der bildenden Kunst der des Tanzes in den 1960er Jahren war, so das Museum weiter.
 
In den 70er Jahren kehrte Rainer der Bühne den Rücken, um Spielfilme zu drehen, die Fiktion und Realität sowie Persönliches und Politisches in der für sie spezifischen Regiearbeit vereinten. Ihre sieben zwischen 1972 und 1996 entstandenen Spielfilme gehören zu den herausragenden Werken der Filmgeschichte des späten 20. Jahrhunderts. Seit 2000 hat die Künstlerin erneut angefangen, Stücke zu choreografieren, in denen sie auf Elemente der Populärkultur, des Sports, der Tanzgeschichte im Allgemeinen und ihrer eigenen Werke zurückgreift.
Das Museum Ludwig besitzt wichtige frühe Werke von Yvonne Rainers Weggefährten wie Robert Rauschenberg, John Cage und Claes Oldenburg, bis hin zu Bruce Nauman oder Robert Morris. Auch hat das Haus in den letzten zehn Jahren mit Arbeiten von Tino Sehgal, Roman Ondak oder Michele di Menna neue performative Positionen in seine Sammlung integriert. Am 4. und 5. Mai veranstaltet das Museum Ludwig in Kooperation mit dem Zentrum für zeitgenössischen Tanz in Köln und dem Düsseldorfer Tanzhaus NRW ein Symposium zu Rainers Tanz und Film im Kontext der Gegenwartskunst.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie jeden 1. Donnerstag/Monat von 10 bis 22 Uhr geöffnet.