Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt




Mühlheimer Theatertage mit Handke-Stück eröffnet
 
NRW-Kulturstaatssekretär Schäfer bekennt sich auch weiterhin zur finanziellen Förderung des Festivals der deutschsprachigen Gegenwarts-Dramatik durch die Landesregierung
 
Mühlheim/Ruhr - In Mühlheim an der Ruhr sind am Wochenende die diesjährigen Mühlheimer Theatertage "Stücke" mit der überlangen, rund 4-stündigen Inszenierung des Peter Handke-Stücks "Immer noch Sturm" und dem Stück "Käthe Hermann" von Anne Lepper eröffnet worden. Zuvor hatte NRW-Kulturstaatssekretär Klaus Schäfer am Samstagabend in seiner Eröffnungsrede versichert, daß die rot-grüne NRW-Landesregierung das wichtigste Festival der deutschsprachigen Gegenwarts-Dramatik auch weiterhin finanziell unterstützen werde. Die "Stücke" finden seit 1976 in der Ruhrgebietsstadt statt und haben über Deutschland hinaus eine Bedeutung.
Die Familie als dramatisches Modell bespiegeln die inzwischen 37. Mühlheimer Theatertage, die bis zum 7. Juni stattfinden. Das Thema Familie beschäftigt die deutschen Dramatiker aller Altersklassen. Aus insgesamt 123 Uraufführungen des vergangenen Jahres an den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat eine Jury sieben neue Stücke ausgewählt, die mehr oder weniger um die Familie als Kernzelle der Gesellschaft kreisen. Mal sind es Auseinandersetzungen innerhalb der Familie zwischen den Generationen, mal Zweifel an der gesellschaftlich zugewiesenen Rolle der Familie, die thematisiert werden.
Auf dem Programm der "Stücke" stehen noch Martin Heckmanns "Vater - Mutter - Geisterbahn", Roland Schimmelpfennigs "Das fliegende Kind", das Sück "Reicht es nicht zu sagen ich will leben" von Claudia Grehn und Darja Stocker sowie "Das Ding" von Philipp Löhle. Zum Ende gibt es für das beste Stück den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramtikerpreis. Am (morgigen) Montag starten im Rahmen des Festivals zum dritten Mal auch die "Kinder-Stücke". Sie zeigen bis zum 25. Mai fünf Bühnenstücke. Den Anfang macht "Freund Till, genannt Eulenspiegel" von Katrin Lange. Auch die "Kinder-Stücke" vergeben einen mit 10.000 Euro dotierten Preis für das beste Kinder-Stück.
 
Internet: www.stuecke.de
 
 
NRW-Kulturministerin eröffnet Kinder- und Jugendtheaterfestival "Westwind"
 
Insgesamt werden bis zum 25. Mai elf Produktionen von Landestheatern, freien Theatern und Stadttheatern präsentiert

Paderborn - NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) hat am Wochenende in Paderborn das diesjährige Kinder- und Jugendtheaterfestival NRW "Westwind" eröffnet. Das Festival zeige, "wie erfolgreich es sein kann, wenn feste und freie Theater Hand in Hand arbeiten", lobte die Ministerin. In Deutschland sei es bislang einmalig, daß Landestheater, freie Theater und Stadttheater gemeinsam in einem Festival auftreten. Insgesamt treten bis zum 25. Mai elf Bühnen von Rhein und Ruhr im Wettbewerb um den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preis des Landes NRW an. Jedes Jahr macht das Festival in einem anderen Theater Station.

 
Das Junge Schauspiel Essen zeigt im Rahmen des 28. Kinder- und Jugendtheaterfestivals seine Inszenierung "Angstmän", das Theater an der Ruhr aus Mühlheim tritt mit der Produktion "Es brennt" an, die gemeinsam mit dem Düsseldorfer Forum Freies Theater als Koproduktion entstand. Das Schloßtheater Moers spielt "Bonnie & Carl", das Kinder- und Jugendtheater Dortmund zeigt "Das Tagebuch der Anne Frank" und das Consol Theater aus Gelsenkirchen präsentiert das Stück "Gegen den Fortschritt". 
Das Theater mini art zeigt "Orfeus undd Eurydike oder Efeu und die Dicke", die Städtischen Bühnen Münster präsentieren "20. November", Pulp Fiktion zeigt "Der Rest der Welt", das TPZ aus Köln bringt "Gegen den Fortschritt", das Comedia-Theater aus Köln zeigt "Über lang oder kurz" und das Theater Marabu bringt in Koproduktion mit dem Agora-Theater "Heute: Kohlhaas". Drei weitere Produktionen werden außer Konkurrenz gezeigt. Zudem wird eine Kinder- und eine Jugendjury Publikumspreise benennen.
Schäfer betonte zum Festivalstart, es sei ihr sehr wichtig, "daß wir die Türen zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche weit öffnen." Allen Kindern solle unabhängig von ihrem Elternhaus freier Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden.
 


Archäologie lernen Schüler in Herne jetzt im Museum
 
Herne - Schülerinnen und Schüler der Realschule Crange im westfälischen Herne lernen künftig ur- und frühgeschichtliche Themen im Museum. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichneten jetzt Vertreter des LWL-Museums für Archäologie in Herne und der Schule, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit. Der Geschichtsunterricht soll auf diese Weise lebendiger werden und auch die Museumspädagogen erwarten neue Ideen für ihre Arbeit. 
"Ein Blick auf unsere Exponate in der Dauerausstellung führt uns die Lebensweise unserer Vorfahren unmittelbar vor Augen. Direkt im Museum zu lernen heißt, die Geschichte begreifbar, dreidimensionaler werden zu lassen - ein Schulbuch mit einfachen Zeichnungen und Fotos kann das in diesem Maße gar nicht leisten", begründete Museumsleiter Josef Mühlenbrock die Zusammenarbeit. Künftig wird jede 6. Klasse der Realschule im ersten Schulhalbjahr drei Etappen durchlaufen. Beim ersten Besuch erarbeitet der Museumspädagoge gemeinsam mit den Schülern die Themen "Jäger und Sammler in der Altsteinzeit" und "Dem Neandertaler auf der Spur".
Bei einer zweiten Unterrichtseinheit in der Ausstellung bereiten die Schüler das Gelernte nach und recherchieren vor Ort weiter, um alles schriftlich festhalten zu können. Am Ende der Lerneinheit sollen die Schüler dann selbst zu Lehrenden werden und Freunde oder Verwandte eigenständig durch die Ausstellung führen. So vermittelt das Programm nicht nur geschichtliches, sondern befähigt die Schüler außerdem dazu, ihr eigenes Wissen an andere weiterzugeben. Die Realschule Crange nimmt am Modellprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen" teil, die sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder und Jugendliche nachhaltig für Kunst und Kultur zu begeistern, hieß es weiter.
 
 
Festakt zum 25jährigen Bestehen der Landesanstalt für Medien NRW
 
Köln/Düsseldorf - Am 18. Juni findet aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Landesanstalt für Medien (LfM) in Nordrhein-Westfalen ein Festakt in Köln statt. Im Frühsommer des Jahres 1987 wurde die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen gegründet. 25 bewegte und spannende Jahre später sei die heutige LfM eine feste Größe in der nordrhein-westfälischen wie auch in der bundesweiten Medienregulierung, hieß es in der Ankündigung der Veranstalter.
Längst sind Zulassung und Aufsicht um Förderung und Qualitätssicherung bei Medien ergänzt worden. Durch die Digitalisierung die Medien und ihre Nutzung würden sich die Rahmenbedingungen und die Perspektiven der zukünftigen Arbeit der LfM fundamental verändern, hieß es weiter. Die Frage nach der Ausgestaltung der Medienregulierung stelle sich damit deutlicher denn je. Zu den Rednern bei dem Festakt zählen auch der Filmemacher und Autor Alexander Kluge und Staatsminister Bernd Neumann, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
 
 
Projekt des Künstlers Gregor Schneider in evangelischer Kirche abgesagt
 
Ursprünglich wollte er während der Kasseler Weltkunstausstellung "documenta" in der Karlskirche Überreste eines indischen Festes präsentieren
 
Mönchengladbach/Kassel - Ein ursprünglich zeitgleich zur Weltkunstausstellung "documenta" in Kassel geplantes Projekt des Mönchengladbacher Künstlers Gregor Schneider ist auf Drängen der "documenta"-Chefin Carolyn Christov-Bakagiev abgesagt worden. Wie die Tageszeitung "Rheinische Post" berichtete,  sollte Schneider auf Einladung der evangelischen Landeskirche in Hessen ein Projekt im Außenraum der Karlskirche starten. Schneider wollte dafür die Überreste eines Festes in Kalkutta auf eine noch nicht näher bestimmte Weise mit dem Gotteshaus verbinden.
Diese Überreste, die sich auf Teile seines "haus ur" gründeten, waren in einen Seitenfluß des Ganges geschüttet worden. Schneider zog sie aus dem Schlamm und transportierte sie nach Deutschland. Dort, in Kassel, sollte sich die Transformation zeitgleich zur "documenta" fortsetzen. Doch die Chefin der Weltkunstausstellung  erhob Widerspruch und forderte für die 100 "documenta"-Tage die Gestaltungshoheit über die Innenstadt in Kassel. Die evangelische Kirche sagte daraufhin das Projekt ab. Schneider zeigte sich gegenüber der Tageszeitung enttäuscht und nannte das Verhalten von Christov-Bakagiev "beschämend". Der Künstler appellierte zugleich an die evangelische Landeskirche in Hessen, sie möge sein Vorhaben doch noch realisieren.
 
 
Publikation über Ausmaß der Zigeunerverfolgung zwischen 1933 und 1945
 
Köln - Das NS-Dokumentationszentrum in Köln gibt jetzt eine Publikation zur Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen in der Zeit des Nationalsozialismus heraus. Wie ein Sprecher des Zentrums mitteilte, informiert der Band über Ausmaß von Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma zwischen 1933 und 1945. Dieses Thema habe bislang zu den unterschlagenen Kapiteln in der Geschichte des Nationalsozialismus gehört, hieß es in der Mitteilung weiter.
Die Dimension der Verfolgung und Vernichtung als Genozid blieben Jahrzehnte lang unbekannt. Die neue Publikation habe für NRW im HInblick auf die Aufarbeitung dieses Völkermords Vorbildcharakter und mache das Ausmaß der Vernichtung erstmals für ein Bundesland lokal und regional nachvollziehbar. Der Band geht unter anderem den Fragen nach, welche Motive die Akteure bewegten, in welchem Maße sie sich an den Gräueltaten beteiligten und wer die Menschen waren, die den Verbrechen ausgesetzt waren.
Der Sammelband entstand im Auftrag des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen. Er enthält von A wie Aachen bis W wie Wuppertal Beiträge zu Orten und Regionen, für die die Autorinnen und Autoren sich auf Spurensuche begeben haben. Artikel zur Geschichte der Sinti und Roma im Gebiet des heutigen NRW vor 1933 und nach 1945 bieten einen Gesamtüberblick. Zudem gibt es eine Zeittafel, ein Glossar, Register und eine Bibliographie.
Das Buch "Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung wird herausgegeben von Karola Fings und Ulrich Opfermann und erscheint im Ulrich.Verlag F.Schöningh mit der ISBN-Nummer: 978-3-506-77356-2. Das Buch umfasst 390 Seiten, hat zahlreiche Abbildungen und kostet 29.90 Euro.
 
 
Kölner Dumont-Verlag präsentiert Kunstband zum 50. Todesjahr der Malerin Gabriele Münter
 
Köln - Der Kölner Dumont-Verlag bringt aus Anlaß des 50. Todesjahrs der Malerin Gabriele Münter einen Kunstband mit dem Titel "Die Künstlerin mit der Zauberhand" heraus. Das Buch sei ab dem 12. Juli lieferbar, so eine Verlagssprecherin. Die am 19. Februar 1877 in Berlin geborene Malerin starb am 19. Mai 1962 in Murnau am Staffelsee. Sie war eine Malerin des Expressionismus, daneben zeichnete sie und betätigte sich auf dem Gebiet der Druckgrafik. Münter war Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München. Bekannt wurde sie auch als Lebensgefährtin des Malers Wassily Kandinsky.
 
Den 280seitigen Band hat die Kunsthistorikerin Karoline Hille verfasst. Sie zeichnet das Bild einer Frau, die um 1900 mit der Kamera das ferne Amerika bereiste und als eine der ersten Künstlerinnen die Fotografie in den Werkprozess mit einbezog. Um das Jahr 1908 hatte sie in Murnau die expressive Malerei maßgeblich mitentwickelt. In Skandinavien feierte Münter ab 1916 mit kühlen, "großstädtischen" Gemälden Erfolge und schuf wenige Jahre später einzigartige Porträtzeichnungen. 1955 nahm Münster als eine von wenigen Frauen an der ersten documenta in Kassel teil. Der mit rund 80 farbigen Abbildungen versehene Band würdigt nun zum 50. Todesjahr die bewegende Lebensgeschichte der Malerin.
 
Der Band ist mit der ISBN 978-3-8321-9454-3 ab Juli im Buchhandel erhältlich.
 

33 Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Kamerapreis
 
Köln - Für den diesjährigen Deutschen Kamerapreis gibt es nach Angaben des Westdeutschen Rundfunks insgesamt 33 Nominierungen für Kameraleute, Cutterinnen und Cutter. Wie der Sender am Freitag in Köln mitteilte, hat die Jury zuvor rund 450 Einreichungen für den Preis gesichtet. Der Deutsche Kamerapreis gilt als renommierteste Auszeichnung für Bildgestaltung in Film und Fernsehen im deutschsprachigen Raum. Unter den nominierten Produktionen ist unter anderem auch der Kinospielfilm "Hell", eine Endzeit-Geschichte mit Hannah Herzsprung, in der die Erde von der Sonne verbrannt wird.
Für diese Produktion sind nach Senderangaben Markus Förderer für den Bereich Kamera und Andreas Menn für den Schnitt nominiert. Der Deutsche Kamerapreis wird in den Kategorien Kinospielfilm, Kurzfilm, Fernsehfilm/Dokudrama, Fernsehserie, Bericht/Reportage und Dokumentarfilm/Dokumentation vergeben. Mehrere unabhängige Jurys entscheiden über die Gewinner sowie die zwei mit 5.000 Euro dotierten Förderpreise, die von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und von Panasonic gestellt werden. Zudem wird ein Ehrenpreis für herausragende Leistungen in der Bildgestaltung verliehen.
Anläßlich seines 30jährigen Bestehens veranstaltet der Deutsche Kamerapreis in diesem Jahr den Internet-Wettbewerb "kamera3030", um junge Talente zu entdecken und auf ihrem kreativen Weg zu unterstützen. Der Förderpreis für Videoclips und Kurzfilme prämiert innovative Kameraarbeit. Die Verleihung des 22. Deutschen Kamerapreises findet am 16. Juni in Köln statt.

Internet: www.deutscher-kamerapreis.de
 
 
Bühnenverein diskutiert über Zukunft der Theater in der digitalen Welt
 
Köln/Ingolstadt - Die Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins beschäftigt sich am 1. und 2. Juni in Ingolstadt mit der Zukunft von Schauspiel, Oper, Tanz und Konzert in der digitalen Welt. Wie eine Sprecherin des Bühnenvereins am Freitag in Köln mitteilte, treffen sich die Intendanten und Direktoren der deutschen Theater und Orchester und die dafür zuständigen Kulturpolitiker. Rund 250 Teilnehmer werden in Ingolstadt erwartet.
Im Hinblick auf die Diskussion um eine Opernfusion an der Rheinschiene (Düsseldorf/Köln/Bonn) wird es auch um strukturelle Überlegungen gehen. Erörtert werden außerdem urheber- und tarifrechtliche Probleme. Zudem gibt es eine öffentliche Podiumsdiskussion am 2. Juni in der Kurfürstlichen Reitschule zum Thema "Wirtschaft – Stadt – Kultur". Dabei werden unter anderem Ingrid Hamm von der Robert Bosch Stiftung, der Ingolstädter Kulturreferent Gabriel Engert und der Präsident des Deutschen Bühnenvereins und der Bayrischen Theaterakademie, Klaus Zehelein diskutieren.
 
 
Redaktion: Frank Becker