Zensur in/im Ronsdorf

Ein Kommentar

von Frank Becker

KuKluxKlan-Barbie (zensiert) - © Boris Meißner
Liebe Leser,
 
gestern Abend erreichte uns ein Schreiben des Künstlers Boris Meißner, der mitteilt, daß seine in der kirchArt-Ausstellung „Skurrile Gestalten“ der Evangelisch reformierten Gemeinde in Wuppertal-Ronsdorf gezeigte Assemblagen-Kunst einer heimlichen Zensur unterworfen wurde. Eines seiner Objekte, die „KuKluxKlan-Barbie“ nämlich wurde, auf wessen Betreiben auch immer, still und leise abgehängt. Das ist nicht nur ein schlimmer Eingriff in die künstlerische Freiheit, der Vorgang berührt auch die im Grundgesetz, Artikel 5 verankerte Meinungsfreiheit.  

Unsere Leser kennen Boris Meißner durch viele Veröffentlichungen. Seine Barbie-Assemblagen, sein Engagement für junge Künstler und nicht zuletzt seine Kirchenkunst „Décollage der Kirchenfenster“ in der Pauluskirche Remscheid Hasten waren wichtige Themen in den Musenblättern.
Wir veröffentlichen deshalb im Wortlaut das Schreiben Herrn Meißners an die Musenblätter, sowie seinen Brief an die Verantwortlichen der Ausstellung, zeigen das in den Räumen der Evangelischen Kirche zensierte Werk und einen satirischen Bildkommentar des Galeristen Steffen Schneider auf der Basis von Boris Meißners Arbeiten:
 
 
Zensur in/im Ronsdorf
 
Lieber Herr Becker,
ja, die Erregten finden sich auch hier im "Bible Belt" der Großstadt Wuppertal und scheuen sich nicht ihre Ansichten durchzusetzen.
 
eine Information für Sie, für die Presse und die Musenblätter,
...um den Anfängen zu wehren!
 
zornig und betrübt gleichermaßen
 
Boris Meißner
 
Das sind die verantwortlichen Aussteller und mein Schreiben zur Sachlage:
 
Sehr geehrte Frau Kaiser,
sehr geehrte Frau Kehrenberg,
lieber Eberhard Vogler
 
"Skurrile Gestalten" Barbara Held und Boris Meißner
kirchArt-Ausstellung der Ev.-ref. Gemeinde Wuppertal-Ronsdorf
im Café Calvin 27.04.-17.06.2012
Kurfürstenstr. 13, 42369 Wuppertal-Ronsdorf
 
 
Barbara Held berichtet mir soeben (19.05.), dass eine meiner Barbie-Assemblagen "KuKluxKlan-Barbie" aus der Ausstellung "Skurrile Gestalten" abgehängt worden ist.
 
Dass dieser unerhörte Eingriff -ohne mein Wissen, ohne jedwede Information- still und heimlich(?)- vorgenommen wurde, veranlasst mich die Präsentation sofort zu beenden.
 
Ich verweise auf meine mail vom 12. Mai, in der ich ein Gesprächsangebot mit den "anstoßnehmenden" Besuchern der Ev. Ref. Gemeinde mit Dr. Pogt u.a.m. vorschlug.
Leider wurde dieses Angebot nicht angenommen.
 
Nicht versäumen werde ich, die Presse von diesem skandalösen Akt zu informieren.
 
Am Montag, 21. Mai um 09.30 Uhr werde ich meine Arbeiten abholen.
Bitte tragen Sie Sorge, dass dann ein Einlass im Café möglich ist.
 
Boris Meißner,
Remscheid, 20. Mai 2012
 
 
PS: Die Barbie-Assemblagen wurden in den vergangenen Jahren in Wuppertal/Hamm/Köln/Solingen in Galerien und Bibliotheken ausgestellt... (Galerie Blickfang, Galerie artclub).
Niemand verlangte nach ZENSUR-Maßnahmen. 
So zeigt dieser Eingriff ein offensichtlich stark gestörtes Verhältnis der Verantwortlichen zur Freiheit der Kunst.
Das soll nicht unbeantwortet bleiben.
 
Zensurmaßnahmen kennen wir aus unserer Vergangenheit, aus den USA, der Sowjetunion ebenso wie aus fundamentalistischen islamischen Staaten.


© Boris Meißner / Steffen Schneider