In den Jahren von 2058 bis 2066

von Hanns Dieter Hüsch
In den Jahren von 2058 bis 2066
 
In den Jahren von 2058 bis 2066
wird das gesamte Himalaja-Gebirge
von 220.000 Chinesen in Nonstopschichten abgetragen
und in der Sahara wieder neu aufgebaut,
da dort seit 2055 der meiste Schnee fällt.
Dadurch werden die Hälse der meisten Menschen
im Durchschnitt um zehn Zentimeter länger.
Die Freude am Wellensittich erlischt.
Im Jahre 2077 aber geschieht dann ein Gipfel der
Wissenschaft.
Anfänglich noch geheim, aber so ungeheuer,
daß man das Maul, Vergebung, daß man das Maul
nicht verschließen mochte noch konnte;
 
Der Mensch ist unsterblich.
Mochte auch alles nicht gleich so sein wie es sollte.
Das Enzym 00-Strich-00-Strich-00-Strich-00-EINS
als Mixtur in jedweder Zelle
läßt den Menschen zum Pantoffeltier werden.
Anders beschrieben:
Ein Zweifüßler,
der sich aus Teilstücken wiederherstellen kann
wie der Regenwurm.
Der verlorene Gliedmaßen ersetzen kann
wie der Molch.
Der sich außerhalb des Mutterleibs entwickeln kann
wie das Känguruh.
Und der Winterschlaf halten kann
wie der Igel.
Der Pantoffelmensch, oder auch homo pantotfelens,
von 2077.
Ewiglich und immerdar,
das Herz bleibt jung, das Auge klar.
Es gibt kein weißes Haar.
Ja, ist das nicht wunderbar?
Himmelsakrament.

 
Hanns Dieter Hüsch


© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Wir sehen uns wieder" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung