Von Krankenkassen, Kondomen und dem Unsinn, Steuern zu bezahlen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Von Krankenkassen, Kondomen
und dem Unsinn, Steuern zu bezahlen

20. Mai: Ich komme gerade von meinem Steuerbescheißer. Er sagte, ihm würden so langsam die Tricks ausgehen. Er könnte meinen Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Wir sind verloren. Der Staat würde mich melken wie eine Kuh. Wenn ich ein Gespräch habe mit meinem Vermögensverschleuderer, weiß ich immer, daß ich mein Geld schnell auf den Kopf hauen muß, bevor es weg ist. Den Spaß kann mir keiner nehmen.
 
23. Mai: Doktor Dichts erste Frau hatte Geburtstag. Alle saßen an der Festtafel, als er um das Wort bat. Er schaute dabei zärtlich seine Frau an und schrie: „Wegen Dir bin ich Nichtraucher geworden und dann hast Du mich verlassen und ich hatte nichts mehr, woran ich mich halten konnte. Wegen dir habe ich die neue Rechtschreibung übernommen und dann hast du mich verlassen und schriebest mir einen Abschiedsbrief in der alten. Wegen Dir bin ich Buddhist geworden und dann hast Du mich verlassen, und ich durfte Dich noch nichtmal hassen. Wegen Dir bin ich Vegetarier geworden und dann hast Du mich verlassen und ich hatte nichts mehr, um meinen Kummerspeck zu verwöhnen.“
 
25. Mai: Ich lasse mich einmal im Monat von meinem Sohn füttern. Das tut gut. Es schadet nicht, wenn er schon mal üben kann. Wer weiß, wann ich ihn mal dafür brauche. Sicher, im Augenblick muß ich meine Suppe noch aus eigener Kraft auslöffeln, aber kann man das Sinnvolle nicht mit dem Spaß verbinden? „Einen Löffel für die DAK, einen Löffel für die Barmer Ersatzkasse, einen Löffel für die Iduna Versicherung, einen Löffel für die Hamburg/ Mannheimer….usw.
 
26. Mai: Herr Weyher hat einen Kondomautomaten gekauft. Er hängt auf der Herrentoilette und bietet zehn Schutzmöglichkeiten an. Manche der Kondome sehen aus wie Handpuppen, die auf dem Mond spielen. „Kasper und die Außerirdischen.“ Natürlich nimmt man jeden Schutz ernster, wenn man dabei lachen darf. Ich hörte, daß die Verhütungsmaschine von den Weyher Kunden sogar genutzt wird. Wollen alle nur mal schauen, ob da überhaupt was drin ist? Gestern stand in der Zeitung, daß die Geburten in Paderborn zurückgegangen sind. Immer weniger Kinder erblicken unter dem grauen Paderborner Himmel das Licht der Welt. Ich wurde hellhörig. Liegt das vielleicht an dem neuen Kondomautomauten in Herrn Weyhers Landgasthof? Trägt Gott plötzlich eine Clownsnase?



© Erwin Grosche - für die Musenblätter 2012
Redaktion: Frank Becker