Der Rheinländer als geborener Simelierer

von Konrad Beikircher

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Der Rheinländer als geborener Simelierer
 
Interessant: Philosophie ist wieder auf dem Vormarsch! Irgendein arbeitsloser Philosoph schreibt ein Buch über irgendeine berühmte oder vergessene Denkerstirn und schwupp! ist Philosophiegeschichte DAS Thema. Mag ja in anderen Breiten nötig sein, wo denkerische Defizite an der Tagesordnung sind. Im Rheinland ist das nicht nötig. Der Rheinländer ist Philosoph von Geburt an. He es dä jeborene Simelierer. Er hat immer schon eigene philosophische Standpunkte eingenommen. Er hält dem sokratischen „Ich weiß, daß ich nichts weiß“ sein „Dat wüßt ich ewwer!“ entgegen. Er kontert Kants „Sei der Du sein sollst“ mit seinem „Han ich kei Zick für“. Er pariert Descartes’ „Ich denke, also bin ich“ mit „Ich denke, wat soll schon sein?!“. Er antwortet auf Maos Forderung an den Revolutionär:“Bewege Dich im Volke wie der Fisch im Wasser!“ mit: „Dä janze Daach unger Wasser? - Könnt ich net!“. Er kommentiert Ludwig Feuerbach’s „Der Mensch ist, was er ißt!“ mit „Wat minge Körper bruch, dat kritt he!“. Er greift die Mehrwert-Theorie von Karl Marx mit dem Satz auf: „Von nüß kütt nüß“ und Fichte’s Forderung, Philosophie in den berühmten drei Schritten „These - Antithese - Synthese“ betreiben zu sollen hat er längst schon vorweggenommen. Mit den drei rheinischen Simelier-Schritten im Walzertakt: „Eja - enee - mr weiß et nit!“. Und selbst die modernsten ökologischen Philosophien (die auch so alt sind wie die Menschheit) praktiziert er schon seit Jahrhunderten: er trinkt Kölsch - der Umwelt zuliebe! Also, wat soll et dann. Philosophie es dem Rheinländer quasi chromosomonal jejeben. Un, wenn mir ens emol janz iehrlich sin: wat bruchen ich ei Buch, wennn et Bierdeckel jitt! Also: vill Freud beim wigger simeliere!
 
In diesem Sinn
Ihr
Konrad Beikircher
 

 
© 2012 Konrad Beikircher für die Musenblätter - Redaktion: Frank Becker