Verführung mit Traummusik

Chris Botti - "When I Fall In Love"

von Frank Becker
Verführung mit Traummusik
 
Er gilt als einer der besten Jazz-Trompeter unserer Zeit. Er ist jung, er ist schön. Er ist ganz oben. Sein Erfolg, vor allem in den USA, ist seit Jahren verbrieft und ungebrochen. Wer den von allen Musen begünstigten Zauberer an den Ventilen hört, wird ihm, seiner Virtuosität und seinem Charme erliegen – Verführung mit Traummusik. „When I Fall In Love“ ist das hier vorgestellte Schmuse-Album von Chris Botti aus dem Jahr 2004 betitelt und der Standard von Heyman/Young steht auch auch sinnverwirrend sanft am Anfang. Ich wüßte nicht, wann ich zuletzt (außer vielleicht von Martin Zobel) eine Trompete so zärtlich gespielt gehört habe. Botti gelingt es, seinem Instrument den weichen Klang, das samtene Intonieren eines Flügelhorns zu geben, vom ersten Ton an einen dunkelblauen Teppich mit glitzernden Sternen auszubreiten, über den er seine Zuhörer mit leichter Hand führt, wie einst Peter Pans Tinker Bell mit ihrem Stab voller Sternenstaub. Paula Cole tritt in „What´ll I Do?“ (Irving Berlin) und bei Jeremy Lubbocks „How Love Should Be“ mit sehnsuchtsvoller Stimme hinzu – perfekt abgestimmt in Sound und Stimmung. Man ist versucht, nach Vergleichen zu suchen. Chet Baker? Art Farmer? Wynton Marsalis? Clifford Brown? – Doch Vergleiche taugen bei Chris Botti ebenso wenig, wie bei all den großen Vorgängern, als Sie die den Olymp eroberten. Auch Chris Botti in seiner sensiblen, herausragenden Könnerschaft ist nur er selbst. Das hebt ihn auf das Podest der Hall of Fame der Jazz-Trompete.
 
Die intime Jazz-Stunde präsentiert „My Romance“ von Richard Rogers und Koehler/Arlens „Let´s Fall in Love“. Ennio Morricones Filmmusik zu „Cinema Paradiso“ adelt Botti mit seinem Sound, Gershwin ist mit dem unter die Haut gehenden „Someone To Watch Over Me“ dabei, Johnsons „Nearness Of You“: ausschließlich der Liebe gewidmete Klassiker. Kongeniale Unterstützung erfährt Botti durch das London Session Orchestra unter Isobel Griffiths, das weicher und anschmiegsamer nicht spielen könnte. Es ist eine Platte voller Höhepunkte, so auch das von Dominic Miller und Sting geschriebene „La Belle Dame Sans Regrets“, in dem Miller als Gitarrist und Sting mit der bekannt spröden Erotik in der Stimme ihr Scherflein beitragen. Eine Vielzahl brillanter Solisten als Sidemen und Toningenieure der ersten Reihe machen aus „When I Fall In Love“ einen Glücksfall. Neben Chris Bottis Version von „One For My Baby“ mit Billy Childs am Piano kann nur die von „Ol´Blue Eyes“ mit dem Orchester Nelson Riddle bestehen. Die Platte kommt genau zur rechten Zeit, um milde Sommerabende auf dem Balkon kuschelig und intim zu gestalten. Für dieses Album den Musenkuß!
Beispielbild

Chris Botti
When I Fall In Love

Chris Botti - Trompete
Paula Cole, Sting, Jill Zadeh - Gesang
Shayne Fontayne, Dean Parks, Dominic Miller - Gitarre
Billy Childs, Greg Phillinganes, Federico Gonzales Peña  - Klavier
Jon Ossman, Brian Bromberg - Kontrabaß
Alec Dankworth - Kontabaß
Billy Kilson, Vinnie Colaiuta, Ralph Salmins - Schlagzeug
Bob Sheppard - Saxophon
Paulinho da Costa - Percussion
Gil Goldstein - Akkordeon
London Session Orchestra unter Isobel Griffiths

Produziert von Bobby Colomby
© 2004 Sony BMG Music Entertainment
Columbia 5188412


Titel:
1. When I Fall In Love 4:23
2. What´ll I Do? 5:10
3. No Ordinary Love 6:05
4. My Romance 3:21
5. Let´s Fall In Love 3:40
6. Cinema Paradiso 4:58
7. Someone To Watch Over Me
8. La Belle Dame Sans Regrets 5:32
9. Nearness Of Yoz 3:12
10. How Love Should Be 4:04
11. Make Someone Happy 4:09
12. One For My Baby 4:54
13. Time To Say Goodbye 4:45
 
Gesamtzeit: 58:48