Criminalità all´italiana

Romanzo Criminale - Serie 1

von Frank Becker

© edel / Sky Italia
Criminalità all´italiana

Romanzo criminale - Staffel 1

Eine fürs italienische Fernsehen unter der Regie von Stefano Sollima produzierte Kriminalfilm-Serie, die seit einigen Jahren dort Furore macht, lenkt jetzt auch in Deutschland die Aufmerksamkeit auf eine erst 40 Jahre zurück liegende, doch im kollektiven Gedächtnis nach Politskandalen a la Berlusconi fast vergessene Epoche Italiens - und auf ein kriminalistisches Phänomen: "Criminalitá all´italiana". In den späten 70er Jahren, zur Zeit des blutigen Terrorismus von rechts und von links versucht eine zusammengewürfelte Gruppe von Kleinkriminellen die Macht in der römischen Unterwelt, dabei insbesondere den zunehmend lukrativen Drogenhandel an sich zu reißen. Den kompromißlos brutalen Ganoven sind alle Mittel vom Mord bis zum Banküberfall und zum Menschenraub recht, um dieses Ziel zu erreichen. Der italienische Richter Giancarlo de Cataldo hat mit seinem Bestseller über die Unterwelt Roms, die Skrupellosigkeit der Verbrecher und die Korruptheit der politischen Ebene ein Buch geschrieben, das als Vorlage für diese in Italien sicher zu Recht gefeierte Serie gedient hat.

Die überwiegend aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden und merkwürdig in dessen familienbezogenen Strukturen verhafteten jungen Männer, die  jedes geregelte bürgerliche Arbeitseinkommen gänzlich ablehnen, haben zum Erreichen ihrer kriminellen Ziele vordergründig ihre Rivalität über Bord geworfen und eine Banden-Struktur aufgebaut, in der sie in einer Art Basisdemokratie über Pläne, Verbrechen und die Teilung der Gewinne abstimmen. Doch schnell entwickelt sich eine harte Führung durch den knallharten Pietro, genannt Il Libanese (Francesco Montanari) und den kalten Freddo (Vinicio Marchioni). Führende Rollen in der Gang fallen auch an den eitlen Dandi (Alessandro Roja) und den besonders brutalen Bufalo (Andrea Sartoretti). Überfälle, Drogen, Glücksspiel, Prostitution - überall haben sie ihre Finger drin und töten eiskalt, wer ihnen im Weg steht. Nicht ohne Grund trägt die erste Staffel ihrer Brutalität wegen den FSK-Vermerk "Freigegeben ab 18 Jahre".
Gegenspieler der Bande sind der Polizeikommissar Scialoja (Marco Bocci) mit seinem umsichtigen Mitarbeiter Inspektor Canton (Dario D´Ambrosi) und Staatsanwalt Borgia (Danilo Nigrelli), der sie bei ihren Ermittlungen unterstützt. Doch die Macht des Gesetzes endet an den Grenzen der korrupten italienischen Politik, die sich über ihren Inlandsgeheimdienst mit Mafia, `Ndrangheta und eben auch der Bande Freddos und Libanos einläßt. Das war wohl auch schon vor Berlusconi so. Verwicklungen in den blutigen Rechtsterrorismus der 70er Jahre und eine eigenartige Kameraderie von Polit- und Berufsverbrechern geben der Filmserie ihre besondere Atmosphäre. Die Ausstattung, vor allem das hervorragende Kostümbild und der für große Straßenszenen zusammengestellte Fahrzeugpark beeindrucken nachhaltig. Unter den Darstellern der ersten Staffel heben sich Vinicio Marchioni, Allesandro Roja, Dario D´Ambrosi und Alessandra Mastonardi (Roberta) besonders hervor, während die Rolle des Kommissars durch Marco Bocci und die der von ihm und Dandi begehrten schönen Hure Patrizia durch Daniela Virgilio ebenso wie die des Libanesen durch Francesco Montanari stark überzeichnet wirken.

Die erste Staffel mit 12 Filmen auf 4 DVD ist jetzt auch in Deutschland zu haben, gut synchronisiert und hervorragend ausgestattet. Störend wirken allerdings die schier endlosen Vor- und Nachspanne jeder Episode, die zwar den Aufwand dokumentieren, aber eher Seher-unfreundlich sind. Dafür fehlt ein ordentliches Beiheft, um intensiver in Serie, Folgen und Charaktere einzuführen. Spannend aber bleibt es allemal - und ein recht exklusives Vergnügen, da die Filme in Deutschland z.Zt. nur über den Bezahl-Fernsehsender AXN zu empfangen sind.

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