„Tod, wo ist dein Stachel?
Hölle, wo ist Dein Sieg“* Sartres „Geschlossene Gesellschaft“
am kommenden Samstag im WTT Remscheid. An den Korinther-Brief des Apostel Paulus (15,55)* hat Jean Paul Sartre sicher weniger gedacht, als er 1944 „Huis clos“ (Geschlossene Gesellschaft), sein Programmstück des Existenzialismus, auf die Bühne des Pariser Théâtre du Vieux-Colombier brachte. Da wird dem Heidegger-Schüler wohl der „Faust“ näher gewesen sein, dessen „Ich bin mir Hölle selbst genug“ in reziproker Nähe zu Sartres „Die Hölle – das sind die anderen“ steht.
Wenn sich am kommenden Samstagabend für Sartres Drama im Westdeutschen Tournee Theater Remscheid (WTT) der Vorhang hebt, wird sich dem Publikum eine etwas andere, wenn auch nicht minder geschlossene Gesellschaft präsentieren, deren existenzielle Fragestellung nach dem eigenen Ich zwar die gleiche bleibt, sich aber in der Auseinandersetzung damit und den Antworten vom bisherigen Bild des Existenzialismus entfernt. Claudia Sowa, Intendantin des Hauses und Regisseurin der Inszenierung, ist durchaus der Meinung, dass Sartres Existenzialismus auch heute noch seine Berechtigung hat, dass die Lokalisierung der „Hölle im anderen“ aber zwangsläufig zum Fragesteller zurück führt. Womit wir wieder beim „Faust“ sind.
„Ich heidegger dich in Grund und Boden“ (Pigor)
Das Ende ist auch immer ein Anfang Unsere Protagonisten: Garcin, Journalist, der als Deserteur erschossen wurde (Björn Lukas), Estelle, auf Äußerlichkeiten fixierte Kindsmörderin (Kristina Otten) und Ines, bisexuelle Außenseiterin, für den eigenen Tod verantwortlich (Verena Sander), in schwarz/weinrot/mattweiß gehaltener Atmosphäre – Björn Lenz agiert in Grautönen als bleicher Charon - werden am Ort ihres Zusammentreffen, nämlich post mortem in der Hölle, auf ihrer Suche nach Liebe, Anerkennung, Nähe und Sexualität natürlich an Existenzfragen, verschlossenen Türen, aneinander und nicht zuletzt an sich selbst scheitern. Dieses Scheitern durch Mangel an Reflexion, Reaktion und Veränderung, der Weg in die ewige Qual aber bekommt durch das sorgsam herausgearbeitete Komödiantische in der Höllen-Hitze des Hades besonderen Pfiff. Und: Das Ende ist immer auch ein Anfang.
Es gibt keinen Schlaf für die Verdammten und keine Pause fürs Publikum. Die 90 Minuten satirischer Höllenritt versprechen ein brillanter Theaterabend zu werden.
Premiere am Samstag, 15.9.12, 20.00 Uhr - Nächste Vorstellung: 16.9., 18.00 Uhr – Weitere Termine: 17. und 18.9., jeweils 10.00 Uhr für Schulen - und 19.9., 20.00 Uhr
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