Heine-Preis für Jürgen Habermas

von Andreas Rehnolt
Heine-Preis der Stadt Düsseldorf für Jürgen Habermas
 
Jury würdigt den Soziologen und Philosophen als einen
"der bedeutendsten Denker der Gegenwart und Streiter für Europa"
 
Düsseldorf - Der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas ist diesjähriger Träger des Heine-Preises der Stadt Düsseldorf. Der mit 50.000 Euro dotierte Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland und wird seit 1972 verliehen. Die Heine-Preis-Jury traf ihre Entscheidung auf einer Sitzung in der NRW-Landeshauptstadt. Der Preisträger  wurde im Anschluß an die Sitzung telefonisch informiert. Im Dezember – rund um Heines 215. Geburtstag – wird der Preis in Düsseldorf überreicht, teilte ein Sprecher der Stadt mit.

Die Jury würdigt mit dem Preis „einen der weltweit bedeutendsten Denker der Gegenwart“ für sein Lebenswerk. Dies sei „durch freiheitliche Ideen der Aufklärung, seinen unermüdlichen Einsatz für ein demokratisch verfaßtes Deutschland sowie seine streitbaren Beiträge zu den gesellschaftspolitischen Debatten Europas geprägt“, hieß es in der Begründung. Der 83 Jahre alte Habermas stehe mit seinem kritischen Werk überzeugend in der Tradition des Schriftstellers und Intellektuellen Heinrich Heine, befand die Jury weiter.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) sagte als Vorsitzender der Jury nach der Entscheidung, mit Habermas ehre die Stadt „einen wichtigen Denker, dessen philosophisches Werk weltweite Ausstrahlung“ habe. Kaum ein anderer Intellektueller präge so präzise und scharfsinnig die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten in Deutschland und Europa, so Elbers. Mit dem Preis werde auch einer der großen Söhne der Stadt geehrt. Jürgen Habermas wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren.

Nach dem Abitur (1949) studierte er an den Universitäten Göttingen, Zürich und Bonn Philosophie, Geschichte, Psychologie, Deutsche Literatur sowie Ökonomie. 1953 betrat er mit dem kurzen, aber wegweisenden Aufsatz „Mit Heidegger gegen Heidegger“ die öffentliche Bühne. Seine akademische Karriere begann Habermas 1961 als außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Heidelberg. 1964 wurde er als Nachfolger Max Horkheimers ordentlicher Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt/Main (bis 1971).
Er wurde während der 68er-Studentenbewegung, zu deren Anregern er gehörte, als Wissenschaftler erstmals öffentlich wahrgenommen, unter anderem durch seine zum Bestseller avancierte und mehrmals wieder aufgelegte Schrift „Erkenntnis und Interesse“ aus dem Jahr 1968. 1971 wechselte Habermas nach Starnberg, wo er bis 1981 gemeinsam mit Carl Friedrich von Weizsäcker das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt leitete. 1983 kehrte Habermas an die Universität Frankfurt zurück, an der er bereits 1975 bis 1982 eine Honorarprofessur für Philosophie innehatte, und übernahm den dortigen Lehrstuhl für. 1994 wurde Habermas in Frankfurt emeritiert.
 
Die Werke des neuen Heine-Preisträgers wurden in über 30 Sprachen übersetzt und brachten ihm, ebenso wie die regelmäßigen Lehrtätigkeiten an ausländischen Universitäten, vor allem in den USA, weltweite Anerkennung ein. 2001 wurde Habermas mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Unter den weiteren Ehrungen neueren Datums finden sich der Prinz-von-Asturien-Preis (2003), der Kyoto-Preis der Inamori-Stiftung (2004) sowie zahlreiche Ehrendoktorate europäischer und amerikanischer Universitäten.

Der Preis, den Düsseldorf als Vaterstadt zu Ehren des 1797 geborenen Heinrich Heine gestiftet hat, wird zum 18. Mal vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Carl Zuckmayer, Walter Jens, Max Frisch, Wolf Biermann, Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek, Amos Oz und Simone Veil.