Bergisch Pepita

Jürgen Kasten - „Grüße aus dem Jenseits“

von Frank Becker
Bergisch Pepita
 
Korruption im Bergischen
 
Hückeswagen. Wenn ein Autor bei der ersten öffentlichen Lesung seines Erstlingswerks gleich volles Haus hat, muß am behandelten Stoff schon einiges dran sein. Jürgen Kasten wagt sich in seinem brisantem Regionalkrimi „Grüße aus dem Jenseits“ an ein Thema, das zwar in aller Munde ist, aber besonders im Bereich einer kleinstädtischen Region wie dem Bergischen vorsichtshalber hinter vorgehaltener Hand besprochen wird: Korruption im Bausektor und die bis zum Mord reichenden Folgen.

Wo andere Buchautoren sich auf Hörensagen und auf Informationen aus zweiter Hand verlassen müssen, kann Jürgen Kasten aus dem Wissen eines Insiders schöpfen. Der 65-jährige, der mit diesem Roman sein gelungenes Krimi-Debüt vorlegt, war 40 Jahre lang Mordermittler, hat die Abteilung für Umweltverbrechen bei der Kripo Wuppertal aufgebaut und diese Dienststelle wie später die Mordkommission geleitet. Am Mittwochabend las er im Kultur-Haus Zach – und hatte für fast zwei Stunden die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner zahlreichen Zuhörer.

Es fängt mit einem Mord in Wuppertal an, der Hauptkommissar Faber und Staatsanwältin Patrizia von Schuchnitz vor viele Rätsel stellt. Was bedeutet die Botschaft „Jetzt ist Schluss…“ auf der ausgebluteten Leiche eines frühpensionierten Studienrats? Brieffunde und eine Rückblende bringen (ein wenig) Licht ins geschickt aufgebaute Dunkel.
Der in Hückeswagen ansässige Bauunternehmer Hajo van Houten korrumpiert seit Jahren die regionale Verwaltung und Politik, unterstützt von seinem Freund und Anwalt Dr. Garbsen und von seinem undurchsichtigen Assistenten Oliver Meiners, der die Drecksarbeit übernimmt - und Marte, die schöne Frau seines Chefs, eine ehemalige Miss Bergisches Land beglückt. Nun aber wird van Houten von einem höchst konspirativ arbeitenden Unbekannten erpreßt, der an sein Schweizer Schwarzgeld will, und er muß alles einsetzen, um die Situation zu beherrschen. Van Houtens Geschäfte stehen und fallen mit dem Schmieren von Entscheidungsträgern. Er gerät durch einen Erpresser zunehmend unter Druck. Weitere Morde geschehen, der Strudel der Ereignisse reißt den Leser mit.

Jürgen Kasten - Foto © Frank Becker

Jürgen Kasten hat ein latent allgegenwärtiges Thema aufgegriffen und er unterstrich in seinen Kommentaren, daß natürlich nur da die Polizei ermitteln kann, wo Taten angezeigt werden. Wenn das aber geschieht, wird auch hierzulande ein erschreckendes Maß an Bestechlichkeit und Umweltverbrechen deutlich. Daß die Bauwirtschaft eine brutale Baumafia zu sein scheint, läßt mit Shakespeare „…einen kalten Schauer durch die Adern rinnen“. Kastens Roman – „reine Fiktion“, wie er betont – trifft einen Nerv.

Für das neue Jahr sind weitere Lesungen, u.a. in Wuppertal, geplant.
 

Jürgen Kasten – „Grüße aus dem Jenseits“
© 2012 Bergischer Verlag, 285 Seiten, Broschur, 9,90 €
 
Weitere Informationen:  www.bergischerverlag.de.