Eine Gurkentruppe

Gnadenlos unbegabt: das Tournee Theater Hamburg mit"Rolf!"

von Frank Becker

Die sind echt vor nix fies!
 
Gnadenlos unbegabt: das Tournee Theater Hamburg
 
Als hätte das Remscheider Teo Otto Theater in der letzten Zeit nicht genug Flops gesehen, flog jüngst auch noch die – verzeihen Sie, aber es ist so – Gurkentruppe des Tournee Theater Hamburg ein, um das knapp 50 Mutige zählende Publikum zu Tode zu langweilen. Die Instrumente der Folter bestanden, kurz gefaßt, in: Witz (haha…), Tanz (ogott!) und besonders in etwas das Chanson sein wollte, aber über die Gattung geschrieenes Schomsom mit Schleudervibrato nicht hinauskam. Hier wurden Klassiker wie „La vie en rose“, „Les feuilles mortes“, „Sous le ciel de Paris“, „Parlez-mois d´amour“ gnadenlos hingerichtet und schließlich auch Friedel Hensch & die Cyprys mit „Tango Max“ brutal mißbraucht.  Wer geglaubt hatte, daß der Auftritt von Christine Neubauer am nämlichen Ort am Sonntag zuvor der absolute Tiefpunkt der Programmgestaltung des Theaters war, durfte jetzt noch ein wenig tiefer in die Niederungen der Klein(st)kunst einsinken.
 
Ohne Konzept, ohne Story, vor allem aber ohne jegliches spürbare Talent präsentierten Ralf Bettinger, Julika Schmedje und Liudmyla Vasylieva ein Programm mit dem Titel „Auf die Bühne… Fertig… Rolf!“ (Untertitel: „Das Lieben und Leiden im Showbiz“), das alles in den Schatten stellte, was je an Unvermögen auf einer Kleinkunstbühne zu sehen war. Es war nur Leiden. Anstelle der eingangs ans Publikum verteilten Pralinen und Hustenbonbons hätte man besser Ohropax oder starke Morphine unters Volk geworfen. Moment: es war noch ein Unschuldiger mit im Komplott: der Akkordeonist Michael Simon, der seine Sache recht ordentlich machte. Ansonsten konnte man schon nach knappen zehn Minuten ein vorläufiges bergisches Fazit ziehen (das sich zum Schluß bestätigte): „Die sind echt vor nix fies!“.
 
Es dauerte aber 90 Minuten. Die Qualen mögen Sie sich selber ausmalen, liebe Leser. Einige der Zuschauer verzichteten verständlicherweise nach der Pause und mitten im zweiten Teil auf den Rest. Der Rezensent mußte bleiben. Bis zu bitteren Ende. Und zu der „großen“ Schlußnummer „There´s no business like Showbusiness“ sowie einer überflüssigen Reprise des mißlungenen „La vie en rose“. Ob es die verzweifelten (und vergeblichen) Versuche von Julika Schmedje waren, als Cocette Cocteau mit dünnem Stimmchen schmerzhaft kreischend in die Nähe von Juliette Greco oder Edith Piaf zu gelangen, ob die beinahe schon kultverdächtig ungelenken Tango-Einlagen von Bettinger und Vasylieva oder die hanebüchen dümmlichen Witzchen, die schon im Ansatz scheiterten: das gnadenlos unbegabte Trio schreckte wirklich vor nichts zurück und trieb die Parodie der Parodie so weit, daß man fast geneigt war, dem Trüppchen Welpenschutz zu gewähren. Dafür aber waren sie einfach schon zu alt – und hatten Eintritt verlangt. Diesen Auftritt hätt´s wirklich nicht gebraucht.
 
Unter dem Niveau einer Schüleraufführung und allenfalls auf einem völlig besoffenen Sommerfest der Kleingartenanlage „Immergrün“ zu ertragen, gab sich die G.-Truppe (s.o.) das Motto selbst: „Ihr seid das Testpublikum“. Test mißlungen. Da gibt´s nur eins: Musenblattschuß.
 
Weitere Informationen (nicht glauben!): www.tourneetheater-hamburg.de/