Weisheit und Leichtigkeit vertragen sich gut

Karl Otto Mühl »Zugelaufene Sprüche«

von Torsten Krug

Umschlagillustration: Jordan Böhm
Karl Otto Mühl
»Zugelaufene Sprüche«


Als der Wind für kurze Augenblicke aufhörte, sagte der Grashalm:
 »Ich wußte es schon immer: Ich bin unbeugsam und unsterblich«.


Pünktlich zum neunzigsten Geburtstag des Wuppertaler Autors Karl Otto Mühl und fünf Jahre nach den im Nordparkverlag veröffentlichten »Geklopften Sprüchen« erscheint jetzt »Zugelaufene Sprüche«, ein kleines aber reiches Bändchen für die Westentasche, mit Aphorismen, die das Leben schrieb.
»Wenn wir nicht befähigt wären, den Dingen Bedeutung zu geben, würde unsere Welt verschwunden sein«, heißt eine dieser poetischen Miniaturen, über die man lange sinnieren und die man mit sich herumtragen kann. »Am liebsten auf der Bühne, und wer weiß wo sonst noch«, so der Autor, der zuerst mit Theaterstücken bekannt wurde, »sind mir Sätze, die man auch tanzen könnte«. Es sind Weisheiten und Einsichten eines langen Lebens, feinsinnige Anregungen zum Nachdenken, die man hier versammelt findet, zuweilen verspielt, ohne Garantie und Besserwisserei.
    
Karl Otto Mühl wurde 1923 in Nürnberg geboren. 1929 folgte der Umzug der Familie nach Wuppertal, wo er eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte. 1941 Kriegsdienst in Afrika, Gefangenschaft in Ägypten, Südafrika, USA, England, 1947 Rückkehr nach Wuppertal, wo er sich der Künstlergruppe »Der Turm« anschließt, der auch Paul Pörtner angehört. Erste Kurzgeschichten werden 1947/48 veröffentlicht. Am Carl-Duisberg-Gymnasium holt er 1948 das Abitur nach, danach arbeitet er als Werbe- und Verkaufsleiter in Maschinen- und Metallwarenfabriken. Zwischen 1964 und 1969 entsteht der Roman »Siebenschläfer« (veröffentlicht 1975). Mit den Theaterstücken »Rheinpromenade«, »Kur in Bad Wiessee«, »Die Reise der alten Männer« gelingt ihm der Durchbruch.
    
Seitdem veröffentlichte Karl Otto Mühl dreizehn Theaterstücke, zahlreiche Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Die Stadt Wuppertal verlieh ihm 1975 den Eduard von der Heydt-Kulturpreis. Im NordPark Verlag erschienen zuletzt unter anderem die Neuauflage des Romans »Siebenschläfer«, die Romane »Nackte Hunde«, »Hungrige Könige« und »Alte Soldaten«, sowie 2010 »Stehcafé« und 2012 »Die Erfindung des Augenblicks. Neue Stehcafé-Geschichten«.
    
Viele der »Zugelaufenen Sprüche« sind mitten aus dem Leben und den Anforderungen des Alltags geschöpft - und weisen um so mehr über das Alltägliche hinaus. Genaue Beobachtungen seiner Mitmenschen und der schonungslose, immer auch augenzwinkernde Blick auf sich selbst machen Mühls jüngstes Buch zu einer Quelle für Erkenntnisse. Ernst, stille Versenkung und Humor halten sich dabei stets die Waage, denn der Autor weiß: »Weisheit und Leichtigkeit vertragen sich gut«.


Karl Otto Mühl »Zugelaufene Sprüche«
2013 Verlag HP Nacke Wuppertal
80 Seiten, 9,6 x 15 cm, Paperback, VK 9. – Euro, ISBN-Nr. 978-3-942043-90-8
Seit 13. Februar im Buchhandel
 
Weitere Informationen: http://www.hpnackekg.de/