Capri/Ruhrgebiets-Krimi mit Rezepten

Ulrich Land - Krupps Katastrophe

von Jürgen Kasten

Capri/Ruhrgebiets-Krimi mit Rezepten
Krupps Katastrophe
von Ulrich Land
 
Wie schon in seinem letzten Roman „Und die Titanic fährt doch“, nimmt Ulrich Land sich auch hier wieder eines historischen Stoffes an. In dem Ruhrgebietskrimi „Krupps Katastrophe“, läßt er den Leser mit Friedrich Alfred Krupp nach Capri reisen und dort an einer Orgie teilnehmen. Vorgeblich frönt Krupp in Italien seinem Hobby, der Erforschung der Meeresfauna. Tatsächlich verlustiert er sich in einer exotisch ausgebauten Grotte hoch über dem azurblauen Meer mit gut gebauten Jungfischern. Dieses Mal befindet sich ein gewisser Julius Fahrenhorst in seiner Begleitung, seines Zeichens Fotograf - in seiner zweiten Eigenschaft aber als Detektiv von Krupps Ehefrau Margarethe angeheuert, um Friedrich Alfred auszuspionieren. Damit beginnt die Katastrophe.
 
Ulrich Land läßt einen Enkel jenes Fotografen die Geschichte erzählen. Außerdem kommt ein übergeordneter Erzähler zu Wort, der kommentiert und erklärt. Auf diese Weise erfahren wir Interessantes über die Firmengeschichte des Stahlkonzerns Krupp und die Entstehungsgeschichte der monumentalen „Villa Hügel“ in Essen.
Lands Roman ist vielschichtig aufgebaut, spielt auf mehreren Ebenen und entwickelt sich nach und nach zu einem spannenden Krimi, denn Fahrenhorst hatte Krupp in eindeutiger Situation mit seinen Jünglingen fotografiert und versucht ihn mit diesem Foto zu erpressen. Er fordert kein Geld, sondern die Ehe mit Krupps 16-jähriger Tochter Bertha. Fahrenhorst ist nicht der einzige, der Krupp ans Leder will. Mysteriöse Anschläge werden auf die „Villa Hügel“ verübt und Bismarcks Haus- und Hofmaler Christian Wilhelm Allers spielt dabei auch noch sein undurchsichtiges Spiel.
Historisch belegt oder Fiktion? Ulrich Land vermischt geschickt Fakten mit Erfundenem, zitiert aus alten Zeitungsausschnitten und Dokumenten, kann aber nicht umhin, den Leser mehrmals darauf hinzuweisen, daß nicht alles stimmen muß, was sein Erzähler von sich gibt.
 
Tatsache ist, daß zunächst italienische Zeitungen, dann der sozialdemokratische „Vorwärts“ von Krupps homosexuellen Ausschweifungen berichteten – von Allers kolportiert? Zu dieser Zeit war Homosexualität noch ein Verbrechen. Krupps Ehefrau Margarethe interveniert beim Kaiser und Wilhelm II., ein Freund Krupps, sieht sich genötigt, einzugreifen. Am 22.11.1902 stirbt Friedrich Alfred Krupp plötzlich. Die Presse spricht von einem Schlaganfall, doch Ulrich Lands „Intrigenfantasie“ macht mehr daraus – Suizid oder gar ein Giftanschlag?
Die Mischung stimmt. Lands Protagonisten erzählen das Geschehen jeweils aus ihrer Sicht, gemäß ihrem sozialen Status. Der übergeordnete Erzähler übernimmt den dokumentarischen Part und so erlebt der Leser einen gesellschaftlichen Abriß um 1900 mit dem Schwerpunkt der Kruppschen Familiengeschichte. Daß daraus ein facettenreicher Krimi wurde, lag in der Fantasie des Autors begründet. Ulrich Land wäre nicht der Autor, als den wir ihn aus zahlreichen Veröffentlichungen und Hörspielen kennen, wenn er nicht auch hier seine genialen Wortspiele und -schöpfungen eingebracht hätte.
 
Insgesamt ein amüsantes und aufschlußreiches Lesevergnügen, das natürlich wieder nach dem Konzept des Verlages mit einer Auswahl Capreser Kochrezepte endet.
Ein kleiner Teil dieser kulinarischen Köstlichkeiten wird dem Zuhörer geboten, wenn er an der Buchpremiere im Planetarium Bochum, illuminiert unter Capris Sternenhimmel, teilnimmt, musikalisch untermalt von Michael Burger.
5. März 2013, Planetarium Bochum, Castroper Str. 67. Kartenreservierung unter 0234/516060 oder www.planetarium-bochum.de
 
Ulrich Land - Krupps Katastrophe
Historischer Capri-/Ruhrgebietskrimi
© März 2013, Oktober Verlag, Münster, Klappenbroschur, 248 Seiten
ISBN: 978-3-941895-88-1
€ 15,90
 
Weitere Informationen: www.oktoberverlag.de, www.ulrichland.de