Eine Stimme von 24 Karat

Katie Melua – „Piece By Piece“ - das beste Pop-Album des Jahres 2005

von Frank Becker

Eine Stimme von 24 Karat
 
Es ist ihr zweites Album, und es ist so verdammt gut, daß ich mich sehr darüber gegrämt habe, das erste versäumt zu haben. Katie Melua, gerade mal 21 Jahre alt, schlägt ein wie ein Blitz. Ihre Stimme ist sanft und auf besondere Art spröde reizvoll, die Texte, zum Teil von der jungen Irin mit georgischen Wurzeln selbst geschrieben und dankenswerterweise im Booklet abgedruckt, heben sich weit vom Üblichen ab, können den Anspruch erheben, als Poesie bezeichnet zu werden, tragen die englische Bezeichnung „Lyrics“ zu Recht.
 
Produzent Mike Batt, ein Erfolgsgarant, hat mit Katie Melua eine große, eine außergewöhnliche Begabung entdeckt und ihr nicht nur die richtige Musik quasi auf Stimmbänder und Seele maßgeschneidert, sondern ihr für das Album „Piece By Piece“ auch eine hochkarätige Besetzung an die Seite gestellt. Das Produkt ist erwartungsgemäß perfekt in Arrangement, Sound und Performance. Was es aber so besonders macht, ist die unerhörte Ausstrahlung dieser Stimme, die Faszination, die von Katie Meluas tief innerlichem Vortrag ausgeht.
Ob das die als Singe-Auskoppelung für Monate die Hitparaden beherrschende wunderschöne Liebeserklärung „Nine Million Bicycles“ mit den romantischen irisch-chinesischen Flötenklängen von Adrian Brett ist, der  Opener „Shy Boy“ mit seiner zarten swingenden Erotik oder der Titelsong „Piece By Piece“, der mit weichem Streicher-Arrangement eine der schönsten Abschiedsballaden ist, die ich je gehört habe -  das Album hat zwölf Stücke und ist zwölf Stücke lang ein einziger Genuß. Ohrwürmer wie „Halfway To The Hindukush“ und der romantische Blues „Blue Shoes“, die mitreißende Interpretation Katies des Canned Heat-Hits „On The Road Again“ oder ihr zartes Bekenntnis zur Liebe „I Do Believe In Love“ fesseln.

Bemerkenswert auch das Volumen dieser Stimme, die zu weit mehr als „nur“ Pop-Musik taugt. Es würde mich nicht wundern, wenn Katie Melua irgendwann ein Jazz-Album von der Qualität vorlegt, die sie in dem Frank Sinatra Erfolgs-Titel „Blues In The Night“ dokumentiert. Die junge Dame hat mich mit diesem Album zu 102 % überzeugt, als es herauskam. Es war 2005, vor fast genau 2 Jahren unbestritten meine CD des Monats - rückblickend sogar die beste die Pop-CD des Jahres. Dafür unser höchstes Lob: den Musenkuß!
 
Katie Melua – „Piece By Piece“
© + (P)  2005 Dramatico - Produziert von Mike Batt
Katie Melua (voc, g, p) - Chris Spedding, Jim Cregan  (g) - Mike Batt (p) - Henry Spinetti (dr) - Dominic Glover (tp) - Mike Darcy (vln) - Martin Ditchman, Chris Karan (perc) - Paul Jones (harm) - Adrian Brett (fl) - Peter Knight (mand) - Craig Pruess (sitar) - The Irish Film Orchestra: Mike Batt (cond)

Titel:
1. Shy Boy   3:28 - 2. Nine Million Bicycles   3:15 - 3. Piece By Piece   3:24 - 4. Halfway Up The Hindukush   3:06 - 5. Blues In The Night   4:12 - 6. Spider´s Web  3:58 - 7. Blue Shoes   4:39 - 8. On The Road Again   4:38 - 9. Thankyou, Stars   3:39 - 10. Just Like Heaven   3:35 - 11. I Cried For You   3:38 - 12. I Do Believe In Love 3:00
Gesamtzeit:  44:38

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