Klänge aus Tausendundeiner Nacht

The Dhoad Gypsies from Rajasthan

von Frank Becker

The Dhoad Gypsies
from Rajasthan

Tänze und Lieder indischer Zigeuner
aus der Wüste Thar
Klänge aus Tausendundeiner Nacht
 
Die Thar im Nordwesten des indischen Subkontinents, die einen Großteil des Bundesstaates Rajasthan bedeckt, gehört mit 250.000 qkm Fläche zu den größeren Trockenwüsten, ist zugleich die bevölkerungsreichste Wüste der Erde, obwohl jährlich nur 100 mm Regen fallen. Die Region mit der Hauptstadt Jaipur wird von allen Zigeunern als ihr Ursprung, ihre Wiege angesehen, ob es die englischen Gypsies, ungarische Zigeuner, die spanischen Gitanos oder die deutschen Sinti und Roma sind. Aus Rajasthan kommen die „Dhoad Gypsies“ als Botschafter ihrer traditionellen Musik und Tänze, die ihre Vorfahren einst in den schimmernden Palästen der unermeßlich reichen Maharadschas aufführten. Die Maharadschas sind rar geworden, die Gypsies tragen nun ihre Tradition in die Welt.
 
Rahis Bharti (Tabla), Gulam Ali (Harmonium, Gesang), Kutle Khan (Castagnetten, Maultrommel, Bhopang), Barkat (Dholak), der Sänger Dashrath Singh, der unglaubliche Fakir Munshi und die faszinierende Tänzerin Leela Kumari brachten vor einigen Jahren als Gäste der Konzertreihe „Klangkosmos - Weltmusik in NRW“ ihre Musik Tänze und Brauchtum aus diesem Märchenland nach Deutschland. Die traditionellen Melodien, dazu Eigenkompositionen von Rahis Bharti, Kopf der Truppe, sind auch auf einer CD mit leicht veränderter Besetzung (zusätzlich mit der Doppelflöte Pungi und dem Streichinstrument Sarangi) zu hören. Das Konzert eröffnete Barthi mit einem Tabla-Solo und einer kurzen Einführung in die Lautsprache der Musik Indiens, eine Art Scat auf höherer Ebene. Seine Fingerwirbel auf den beiden hautbespannten Handtrommeln mit Schellackschlagfläche im Zentrum werden von der größeren, beidseitig bespannten Trommel Dholak aufgenommen und mit der Morchiang, der auch z.B. bei der sizilianischen und nordamerikanischen Folklore benutzten Maultrommel schwirrend ergänzt.
 
Ihr Virtuose Kutle Khan beherrscht auch die Bhapang, eine über einen Resonanzfaden schwingend gezupfte Trommel, und er zeigt sich an den indischen Kastagnetten in atemberaubender Geschwindigkeit ebenfalls als Meister. Hier werden in beiden Händen je zwei längliche, nicht miteinander verbundene Klanghölzer gegeneinander geschlagen. Mit „Nibula“ einem kraftvollen Lied, bei dem das Hand-Harmonium zu den übrigen Instrumenten tritt (nicht auf der CD), beweisen die Musiker auch archaische Sangeskraft, Klänge deren Spuren sich in der Musik des arabisch-ägyptischen Sprachraums ebenso wiederfinden wie im Gesang der Gitanos und im portugiesische Fado.
 
Auch die Kunst des Schlangenbeschwörens, das englische Wort „Snake charming“ klingt irgendwie liebenswürdiger, wird in Rajasthan gepflegt. Daß die schöne Leela Kumari, die mit ihren herrlichen Kleidern – weinrot mit goldenen Applikationen und goldenem Fransenbesatz oder silberdurchwirktes Schwarz mit leuchtenden Farben und schwarz-goldenem Schleier - ihre in schlichtere Seidengewänder gekleideten Kollegen optisch aussticht, liegt auf der Hand. Ihren betörenden Tanz muß sie hierzulande ohne Kobra zelebrieren - das ist den strengen EU-Einfuhrbestimmungen für exotische Tiere geschuldet. Ob ihr verführerischer Tanz auf zierlichen Füßen mit Schellenbändern an den Fußgelenken, ihr tiefer lockender Blick aus kohleschwarzen Augen und die Biegsamkeit ihres schlanken Körpers ein gefährliches Reptil zu bannen im Stande sind, blieb somit unbeantwortet. Daß hingegen die Erotik dieses berückenden Tanzes, dem arabischen Bauchtanz ähnlich, Männer in erhebliche Unruhe versetzen kann, ist unstrittig.
 
The Dhoad Gypsies from Rajasthan - Tänze und Lieder indischer Zigeuner aus der Wüste Thar
Rahis Bharti (tabla, leader) - Amrit Hussain (tabla) - Mohammed Bilal (vocals, castanets, bhapang, morchiang) - Gulam Ali (vocals, portable harmonium) - Gopal Singh (vocals, dholak) - Kherrauddin (pungi, snake charmer) - Sahid Kha (vocals, sarangi)

© 2005 ARC Music Productions Int. Ltd.
 
Titel:
1. Jindagi Guzari Intazari Mai  6:21- 2. Dhora Mate Jhopari  6:19 - 3. Double Flute  5:00 - 4. Mahendi  1:36  - 5. Pungi  4:37 - 6. Patashadi  11:02 - 7. Raho Ni Ajuni Raat  5:45 - 8. Tabla Solo  16:10 - 9. Bhapang  3:36 - 10. Fusion  2:27
 
Gesamtzeit: 63:21

Weitere Informationen unter:
www.arcmusic.co.uk
www.dhoad.com
www.albakultur.de