Entrückte Klänge Jakutiens

Das Ensemble Ayarkhaan verzaubert sein hingerissenes Publikum

von Frank Becker

Albina Degtyareva - Foto © Frank Becker
Entrückte Klänge Jakutiens
 
Das Ensemble Ayarkhaan
verzaubert sein hingerissenes Publikum
 
 
Mit einem ganz besonders delikaten, außergewöhnlichen Konzert überrascht die Reihe „Klangkosmos“ in dieser Spielzeit ihr nordrhein-westfälisches Publikum. So auch am vergangenen Donnerstagabend im Teo Otto Theater vor erfreulich zahlreichem Publikum.
 
Das Ensemble Ayarkhaan unter seiner Gründerin Albina Degtyareva mit Saisary Kharitonova und Alisa Savvinova führte seine Zuhörer weit fort in eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt: Jakutien (Sacha). Dort, im kältesten Land der Erde im nordöstlichsten „Eckchen“ des riesigen russischen Reichs gelegen, lebt auf einer Fläche, die etwa zehnmal größer ist als Deutschland, nicht einmal ganz eine Million Einwohner – mit einer dennoch großen, vor allem alten Kultur. Das Trio aus Virtuosinnen am Khomus, der jakutischen Maultrommel, zugleich aber auch Vokalistinnen von erstaunlicher Bandbreite, brachte die faszinierende, aus dem Schamanentum kommende Musikkultur seiner Heimat ins Bergische Land – und verzauberte durch ungewohnte Klänge, fernöstliche Schönheit und hinreißende Kostüme. In bodenlangen figurbetonten schwarzen Kleidern mit Pelz- und Rüschenbesatz, schwerem kunstvoll gefertigtem Silberschmuck auf Stirn und  Kopf und im langen pechschwarzen Haar, ebenso an den Armen, am Hals und über der Brust waren die drei zauberhaften Künstlerinnen bereits beim Auftreten eine optische Attraktion.


Ayarkhaan, v.l.: Alisa Savvinova , Albina Degtyareva, Saisary Kharitonova - Foto © Frank Becker
 
Was sie dann mit Atem-, Stimm- und Schlagtechnik auf dem schlicht erscheinenden Khomus zelebrierten, war eine einzigartige akustische Demonstration der großen Wirkung der komplexen schamanischen Klangkultur ihrer Heimat. Schon beim dreistimmigen Eingangs-Cantus a cappella war die fast ungläubige Faszination des Publikums zu spüren, das sich in der Folge, begleitet vom rhythmischen Trommeln, dumpfen Dröhnen oder zarten Zirpen der Maultrommeln, von überraschenden Klangkaskaden und völlig unmöglich erscheinenden, mit Kehlkopf, Mundraum und Lippen erzeugten Naturgeräuschen nur zu gerne in die Weiten Jakutiens mitnehmen ließ. Steppenwind, Vogelstimmen, die Hufe donnernder Pferdeherden, das Heulen von Wölfen wurden geschlossenen Auges mehr als Illusion. Die entrückte Stimmung ging tief unter die Haut, bis in die Seele.


Alisa Savvinova - Foto © Frank Becker

Saisary Kharitonova - Foto © Frank Becker
 

















Dazwischen immer wieder mehrstimmige Gesänge, Tänzerisches, heiter und kultisch durch elegante Armbewegungen, Körperneigung, fröhliches Mienenspiel und sanfte Töne pantomimisch angedeutet, hier ein häusliches Lied, beim Nähen zu singen, dann aber auch getragene Lyrik von eigenem Zauber. Das sich in wunderbarer Harmonie furios steigernde Programm bot mit seiner mal überraschend kraftvollen, dann wieder lieblichen Klangkulisse einen kleinen Einblick in eine fremde, nichtsdestoweniger faszinierend nahe erscheinende Kultur, die das Elementare mit Mitteln der Musik in den Mittelpunkt rückt. Ein ergreifendes Konzert, eine unvergeßliche, beglückende Stunde!


Albina Degtyareva - Foto © Frank Becker
 

Weitere Auftrittstermine unter:  www.klangkosmos-nrw.de