Neue Wege – leise Töne

triosence – „turning points“

von Frank Becker

Cover-Foto © Bernhard Schüler
Neue Wege – leise Töne
 
Triosence kennen unsere Leser bereits seit 2008, also von den Anfängen des jungen, innovativen und dennoch der besten Jazz-Tradition verpflichteten Trios an, durch die Berichterstattung in den Musenblättern. Nach einem durchaus gelungenen Versuch des Stilwechsels und einer kreativen Pause ist die Formation nun in alter Besetzung mit einem stimmungsvollen neuen Album wieder da: „turning points“. Auch diesmal steht Bernhard Schüler (wie stets spiritus rector am Klavier) für die brillanten Kompositionen und die ausgewogene Zusammenstellung der 14 Titel, von denen lediglich zwei „geliehen“ sind: der Standard „Speak Low“ von Kurt Weill und „Ilha Formosa“ von Deng Yu Shian.
 
Es ist, wie anders nicht zu erwarten, wieder ein Programm, ein Album aus einem Guß geworden. Ein eleganter Spannungsbogen liegt über den gut 70 Minuten der gefühlvoll zusammengestellten Stücke, mal mit einem Hauch von Fusion oder rhythmisch rollend , dann heiter verspielt in „Summer Rain“ oder hinreißend träumerisch wie in dem zärtlichen „Your Nearness“ und „On A Tree“ oder swingend verträumt in „Emi“. Wir erleben die ganze Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten, die triosence makellos beherrscht. Die Dynamik von „Seven“ erinnert wie „Back To Progress“ ein wenig an Vince Guaraldi, „Go For It“ mit einem deutlichen Fingerzeig auf Ramsey Lewis - eine durchaus empfehlende Anknüpfung.
Was verspielt wirkt, ist effektvoll durchkomponiert, gibt allen Instrumenten Raum für Features. Matthias Nowak und Ingo Senst, die sich nach Pascal Niggenkemper bei den beiden letzten Alben am Kontrabaß abgewechselt hatten, treten laut Booklet auf diesem neuen Album alternierend auf, wobei leider nicht deutlich gemacht wird, wem welches der fabelhaften Soli zu verdanken ist. Kurt Weills „Speak Low" ist ein sich abhebender Leckerbissen in der langjährigen Rezeptionsgeschichte dieses tausend Mal interpretierten Standards und die Bekanntschaft mit dem taiwanischen Komponisten Deng Yu Shian ein Gewinn.
Triosence ist ein Album gelungen, das wieder einmal an die Spitze der Jazz-Charts gehört. Unsere Empfehlung und nicht nur wegen des stimmungsvollen Covers unsere Platte der Woche!
 
triosence – „turning points“
Bernhard Schüler (Klavier) - Stephan Emig (Schlagzeug) - Matthias Nowak / Ingo Senst (Kontrabaß)
 
Titel:
1 No One's Fault – 2 One Too Much – 3 Summer Rain - 4 Secret Holiday - 5 Your Nearness - 6 Seven 2 Eight - 7 Emi - 8 Go For It - 9 Unrequited Love - 10 Winter Rain - 11 Back To Progress - 12 On A Tree - 13 Speak Low (Kurt Weill) - 14 Ilha Formosa (Deng Yu Shian)
 
Gesamtzeit:  1:10:15
 
Weitere Informationen unter: www.sonyclassical.de  und  www.triosence.com