„Boccaccio in Deutschland“

Ausstellung im Düsseldorfer Goethe-Museum

von Andreas Rehnolt

„Boccaccio in Deutschland“
im Düsseldorfer
Goethe-Museum
 
Der vor 700 Jahren geborene Dichter gilt vor allem mit seinem erotischen Erzähl-Werk Dekamerone“ bis heute als Schöpfer der Literaturgattung Novelle
 
Unter dem Titel Boccaccio in Deutschland“ geht bis zum 18. August eine Ausstellung im Düsseldorfer Goethe-Museum den Spuren des 1313 in Paris geborenen Dichters und seines Werks bis in die Jetzt-Zeit nach. Aktueller Anlaß ist der 700. Geburtstag des italienischen Dichters, der in Florenz, Neapel und Rom lebte und arbeitete.
Bis heute gilt der Dichter vor allem mit seinem erotisschen Erzähl- Werk „Dekamerone“ als Schöpfer der Literaturgattung „Novelle“, so Heike Spies, Direktorin des Museums, die gemeinsam mit Volkmar Hansen die Ausstellung kuratierte. Zu sehen sind insgesamt 100 Exponate, von denen einige auch von der Staatsbibliothek Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Verfügung gestellt wurden. Die mit dem Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erarbeitete Ausstellung führt an Boccaccios italienisch-lateinisches Werk bis in die Gegenwart heran. Bis heute gibt es eine unverkrampfte Rezeption seines 'Dekamerone'. Von daher ist Boccaccio ein Autor, der bis in die Gegenwart hinein lebt“, betont Hansen.
Selbst Reformator Martin Luther habe laut Hansen Boccaccio's Werk gelesen. „In mindestens drei seiner Tischreden zitiert er Novellen aus dem 'Decamerone', so Hansen weiter. Dabei habe Luther die Geschichten etwa des mit falschen Reliquien handelnden Priesters in Florenz oder die eines Juden, der wegen der Verderbtheit der Kurie in Rom zum Christentum übertritt.
Der Dichterfürst Goethe wird in dem 143-seitigen Katalog zur Ausstellung mit einer Passage eines Briefes an seine jüngere Schwester Cornelia im Dezember 1765 zitiert. „Sonst ließ italienisch was du willst, nur den Decameron vom Boccaccio nicht!“, schrieb ihr Goethe vermutlich wegen der lebensfrohen, teils erotisierenden Sprache des Dichters.
Boccaccios Dichtung hat nach den Worten von Spies viele andere Schriftsteller beeinflußt, unter anderem Miguel de Cervantes, Goethe, William Shakespeare, Hans Sachs oder Jonathan Swift. Im Zentrum der Ausstellung stehen die zehn Erzähltage des „Dekamerone“, die eine einzigartige Novellensammlung aus der Zeit der Frührenaissance darstellt. Porträts, wertvolle Erstausgaben, Landschaftsansichten, dazu Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ als Ausdruck einer umfangreichen Novellistik der klassisch-romantischen Epoche sind in der Schau zu sehen. 
 
Giovanni Boccaccio wurde 1313 in Paris geboren. Er wuchs in Florenz auf und begann dort eine kaufmännische Lehre, die ihn 1330 nach Neapel führte. 1332 gab er den Kaufmannsberuf auf, um sich dem Studium der Rechte zu widmen. Er verbrachte einige Jahre am Königshof in Neapel und begann dort seine dichterische Laufbahn. 1340 kehrte er nach Florenz zurück, wo er das Amt eines Richters und Notars antrat. Diplomatische Missionen führten ihn 1365 zu Papst Urban V. und 1367 nach Rom. Er starb auf seinem Landgut in Florenz am 21. Dezember 1375.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet: www.goethe-museum-kippenberg-stiftung.de

Redaktion: Frank Becker