Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt
 




Theater zwischen künstlerischem Anspruch und praktischer Sozialarbeit
 
Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins findet vom 24. bis 25. Mai in Kiel statt
 
Köln/Kiel - Unter dem Titel "Theater zwischen künstlerischem Anspruch und praktischer Sozialarbeit" findet am 25. Mai in Kiel eine Diskussionsveranstaltung im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins statt. Wie eine Sprecherin des Bühnenvereins in Köln mitteilte, soll es bei der Diskussion unter anderem um die Erwartungen der Politik an die Bildungsarbeit der Theater und um die Verpflichtung zu konkreten sozialen Projekten gehen.
Einerseits sind die Theater künstlerische Betriebe, deren Hauptaufgabe die Kunst ist. Diese Aufgabe erfüllen sie mit Aufführungen in unterschiedlichen Sparten. Andererseits werden von der Politik zunehmend Erwartungen formuliert, die eher der Bildungsarbeit oder der Sozialarbeit zuzurechnen sind. Zugleich besteht aber bei den Theatern ein eigenes Interesse, sich im sozialen Raum zu engagieren und einen Beitrag zur kulturellen Bildung zu leisten. Auf dem Podium sitzen unter anderem die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler, die Intendantin des Theater Freiburg, Barbara Mundel, der Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender und der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein.
Zur Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins treffen sich am 24. und 24. Mai die Intendanten und Direktoren der deutschen Theater und Orchester und die dafür zuständigen Kulturpolitiker. Rund 250 Teilnehmer werden erwartet. Der Bühnenverein berät über die Zukunft von Schauspiel, Oper, Tanz und Konzert und über aktuelle Themen. Dazu gehören insbesondere: Theater und Orchester in Deutschland als immaterielles Weltkulturerbe, Arbeitsbedingungen der darstellenden Künstler, das Bildungsprogramm der Bundesregierung "Kultur macht stark" sowie die angespannte Situation einzelner Theater- und Orchesterbetriebe.

Internet: www.buehnenverein.de
 
 
Theater Dortmund erforscht "Wanderschaften" der Roma
 
Dortmund - Das Theater Dortmund erforscht im Rahmen eines interaktiven Theaterprojektes die "Wanderschaften" der Roma. Nach Angaben von Theatersprecherin Djamak Homayoun vom unternimmt die Ruhrgebietsbühne im Frühjahr nächsten Jahres eine theatrale Reise ins bulgarische Plowdiw. Das interkulturelle Projekt "Wanderschaften" nimmt die Roma in den Blick und fragt nach ihrer Motivation für die Heimatflucht und nach Vorurteilen in Deutschland.
Regisseur Jörg Lukas hat sich nach Angaben von Homayoun einen Namen mit sozial ambitionierten Theaterinszenierungen gemacht. In seinem zweijährigen Projekt "Crashtest Nordstadt" mußte das Publikum seine Überlebensfähigkeit in dem sozialen Brennpunkt in Dortmund beweisen. Es sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. In dem interaktiven Stadtteilprojekt "Wanderschaften" will Lukas nun der politischen Diskussion um die Neuankömmlinge vom Balkan auf den Grund gehen. Dafür stellt er die Frage: "Wie nah können und wollen wir Roma und Rebellen an uns heranlassen?"
 
Internet: www.theaterdo.de
 
 
Volkskundler suchen nach den Kulturen der Liebe
 
Landschaftsverband Westfalen-Lippe befragt binationale Paare
 
Münster - In einem neuen Forschungsprojekt mit dem Titel "Love is a stranger?"  suchen Volkskundler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe jetzt nach den Kulturen der Liebe. (Wieso eigentlich unter einem englischsprachigen Titel?, Anm. d. Red.) "Wir möchten der Frage nachgehen, wie es in einer Zeit, in der es für viele Menschen leichter wird, die Welt zu entdecken, zu bereisen und an verschiedenen Orten zu leben und zu arbeiten, um die Liebe steht", erklärte Katharina Klapdor von der Volkskundlichen Kommission des Verbandes in Münster zu dem auf zwei Jahre angelegten Projekt.
Es geht in dem Projekt um die Liebe in binationalen und bikulturellen Beziehungen, hieß es weiter. Die Volkskundler wollen herausfinden, wie Beziehungen aussehen, in denen die Partner aus verschiedenen Ländern kommen und in verschiedenen Kulturen aufgewachsen sind. Nebenbei wird es zudem um Fragen gehen, ob man in Japan beim Streiten mit Gegenständen wirft, ob man in den Vereinigten Staaten tatsächlich nach dem dritten Date gemeinsam im Bett landet und was man etwa der Mutter des Partners in Italien beim ersten Kennenlernen mitbringt.
Die Volkskundler wollen auch der Frage nachgehen, ob sich die Erwartungen an die Liebe ähnlich unterscheiden, wie es etwa bei der Esskultur Unterschiede gibt, ob die Vorstellungen davon, wie man gemeinsam lebt, Kinder erzieht, wonach man sich sehnt, worüber man streitet, verschieden sind oder ob die Irrungen und Wirrungen einer Liebesbeziehung immer gleich sind. Diese Fragen sollen in dem zweijährigen Forschungsprojekt beantwortet werden. 
Sicher sind die Forscher bereits in der Einschätzung, daß die veränderten Lebensbedingungen in den letzten Jahrzehnten auch zu veränderten Liebesbedingungen geführt haben. "Wie genau sich das Leben und der Alltag der Menschen gestalten, wenn nun vielleicht noch unterschiedliche Sprachen und Kulturen hinzukommen, möchten wir gern von den Menschen selbst erfahren", wünscht sich Klapdor.
Laut statistischem Bundesamt waren 11,5 Prozent der Hochzeiten in Deutschland im Jahr 2011 binationale Eheschließungen. In dem Projekt sollen Betroffene interviewt werden. Zudem gibt es auch einen Schreibaufruf. "Interessant sind für uns alle Paare, bei denen einer von beiden ein anderes Herkunftsland als Deutschland hat und dann für die Liebe nach Westfalen gezogen ist. Auch diejenigen, die vielleicht aus beruflichen oder anderen Gründen nach Deutschland gekommen sind und sich dann hier verliebt haben, dürfen uns gerne schreiben", so Klapdor. Im März 2015 soll ein Buch zum Thema erscheinen.
 
Kontakt: Katharina V. Klapdor (0251-83-24406 oder per Email: schreibaufruf@lwl.org
 
 
Thilo Reffert erhält für sein Stück "Nina und Paul" den Kinder-Stücke-Preis
 
Mülheim/Ruhr - Der Autor Thilo Reffert erhält für sein Stück "Nina und Paul" den mit 10.000 Euro dotierten Mülheimer Kinder-Stücke-Preis 2013. Dies teilte eine Sprecherin der Mülheimer Theatertage am Pfingstwochenende nach der Juryentscheidung mit. Reffert werde ausgezeichnet für einen souverän gearbeiteten, rhythmisch komponierten Text, der eine hohe poetische Qualität erreicht und von großer Könnerschaft zeugt, so die Jury. In dem Stück, das in Klassenzimmern gespielt wird, trennt ein Schulwechsel eine Freundschaft genau in dem Moment, als sie sich schüchtern zur ersten Liebe auswachsen will.
Reffert beherrsche sowohl die Klaviatur der Postdramatik als auch die Techniken klassischen Erzählens und erzeuge eine erstaunliche Opulenz in Inhalt und Plot, so die Jury. Der Preis wird im Juni bei einer gemeinsamen Feierstunde für alle diesjährigen Mülheimer Preisträger überreicht. Das Stück war im Rahmen der "Kinder-Stücke" in der Fassung des Tübinger Landestheaters gespielt worden. Es setzte sich gegen vier andere Stücke im Rahmen des Festivals durch.
 
Redaktion: Frank Becker