Carmen verkehrt herum

„Humor in Concert“ mit Gogol & Mäx

von Frank Becker

Foto © Axel Kilian
Carmen verkehrt herum
 
Gogol & Mäx verzaubern
mit Musik und Artistik
 
Zwei Männer, mindestens zwei Dutzend Instrumente, das gesamte klassische Repertoire, Artistik und jede Menge Späße am und auf dem Klavier – bitte auch das „auf“ wörtlich nehmen! – das sind Gogol & Mäx mit ihrer hinreißenden Show „Humor in Concert“. Was mit Christoph Schelb al. Gogol am Klavier und Max-Albert Müller al. Mäx an der großen Pauke schon skurril beginnt – wer hat je zuvor die Pauke mit Teppichbürsten gespielt? -, ist ein Programm, das Lachstürme entfesselt, ein virtuoses und äußerst liebenswertes Konzert der Sonderklasse.
Auf liebevoll als Plüschsalon mit Portiere, Pauke und Pianoforte gestalteter Bühne brannten die beiden Multiinstrumentalisten, Komiker und veritablen Artisten, unter den strengen Blicke von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart am vergangenen Sonntag in Remscheids Teo Otto Theater, einer Perle der 50er-Jahre-Theaterarchitektur, ein Feuerwerk der guten Laune mit gepflegter Salonmusik ab. Jedes Mal wenn man glaubt, das wär´s, zaubern sie eine neue musikalische oder artistische Überraschung aus dem Hut. Kostproben von Ravel und Chopin, Tschaikowski und Schumann, Mozart und Beethoven servieren sie kenntnisreich, jedoch ein ganz klein wenig anders.

So wird ein als Solo gedachtes Schumannsches Klavierkonzert – Gogol kommt eigentlich nie zu seinem gewünschten Solo - durch Mäx an der Okarina zunächst zum Lortzingschen Holzschuhtanz und in der Folge durch ein Akkordeon im Akkordeon, gut gestimmte Salatschüsseln und den Gartenschlauch mit Trichter zum kammermusikalischen Schmankerl der etwas ausgefalleneren Art. Alphorn und Klavier harmonieren nicht? Und ob sie das tun, vor allem, wenn Mäx beide gleichzeitig spielt! Sie glaubten bislang, Sie kennen Klavier zu vier Händen. Mag sein. „Carmen“ haben sie sattsam gehört? Schon möglich. So aber haben sie es bisher noch nicht erlebt: mit beiden Pianisten bäuchlings auf der Drahtkommode, von oben und verkehrt herum wandelt sich die „Habanera“ zum Ragtime – und den Stride beherrschen sie ganz nebenbei auch.


Foto © Vuc Latinovic

Zu Beethoven balanciert Gogol auf schmalem Grat zwischen Klavier und Kontrabaßtuba, Bach bewährt sich mit Klarinette auch als Klezmer, das kleine Metall-Xylophon bringt Mäx zauberhaft mit dem Geigenbogen zum Singen, am gläsernen Xylophon entfesselt er einen unerhörten Wirbel, und Gogol balanciert auf der Rola Bola, während er passabel das Saxophon spielt. Wie man an die gewünschten Notenblätter kommen kann, zeigen Gogol & Mäx am Hochreck und kleine Jonglagen werden immer mal wieder eingeschoben. Und daß man die Tuba mit doppelter Schlauchverbindung via Kontrabaßtuba akzeptabel spielen kann, werden Sie nach alledem jetzt kaum noch bezweifeln.
Gogol & Mäx bieten zwei Stunden perfekte Unterhaltung, sympathisch, meisterlich, brillant – Artistik eben in der edelsten Bedeutung des Wortes. Als ganz besonderes Bonbon zum guten Schluß nach zwei Stunden ohne Schwächen hatten sie sich ein Stück zu vier Händen auf der Glasharfe aufgespart. Da möchte man mit Charlie Rivel (in Körpersprache und Mimik ganz offensichtlich ein Vorbild von Mäx) ausrufen: „Schöööön!“. Zu Recht wurden diese beiden wunderbaren Artisten mit langem, begeistertem Applaus gefeiert.
 

Foto © Philipp von Ditfurth
 
Weitere Informationen: www.gogolmaex.de