Heute ist der internationale Tag der Freundschaft

Sprüche alter und neuer Poesiealben

von Andreas Rehnolt

© Archiv Musenblätter
„In allen vier Ecken
soll Liebe drin stecken“
 
Heute ist der internationale
Tag der Freundschaft
 
Volkskundler des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe haben Einträge
alter und neuer Poesiealben untersucht
 
Münster - Die Volkskundliche Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat an den internationalen Tag der Freundschaft erinnert, der am 30. Juli, also heute begangen wird. Poesiealben seien seit langer Zeit ein beliebtes Mittel, um Worte der Freundschaft schriftlich festzuhalten und damit für die Zukunft zu bewahren, erklärte Katharina Klapdor von der Kommission in Münster. „Wer ein Poesiealbum besitzt und eine andere Person auffordert, sich dort zu verewigen, signalisiert, daß er sich für die Person interessiert und diese in Erinnerung behalten will“, so die Expertin.
Im Archiv der Kommission bewahren die Volkskundler Poesiealben, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. War es zunächst nur in Adelskreisen üblich, Poesiealben zu pflegen, erreichte diese Sitte schnell auch bildungsbürgerliche Kreise. Wer ein Poesiealbum besaß, ließ aber nicht nur Freunde und Freundinnen etwas hineinschreiben, sondern auch Lehrer, Pfarrer, Eltern oder Personen, die man bewunderte. In dieser Zeit waren es vor allem Erwachsene, die diese Bücher pflegten.


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Der Sinnspruch war als Eintrag stets beliebt, die Einträge aus dieser Zeit haben häufig einen Bezug zum christlichen Glauben. So schrieb etwa Johanne H. aus Bielefeld im Jahr 1897 für ihre Freundin Johanne K.: „Verzage nicht! Ergib dich Gottes Willen; Mag auch in Nacht sich deine Zukunft hüllen, der lebt ja noch, der spricht: 'Es werde Licht!‘ Verzage nicht!“ Neben diesen aufmunternden Botschaften finden sich in den Poesiealben aber auch mahnende Worte.
Wilhelmine Q. aus Unna schrieb ihrer Cousine Clara Sch. im Jahr 1905: „Das Glück hat enge Grenzen, gar klein ist sein Gebiet. Verlange nicht nach Kränzen, wenn dir dein Stündlein blüht.“ Waren Poesiealben zu dieser Zeit Bücher, die lediglich auf den Einbänden reich verziert und sonst mit leeren Seiten bestückt waren, sind die Poesiealben heutzutage bereits vorformatiert. Bekannt sind Poesiealben heute vielerorts als Freundschaftsbücher. Häufig werden Fragen vorgegeben, die beantwortet werden sollen, wobei der Antwort nur eine bestimmte Zeilenanzahl eingeräumt wird.
Die Fragen reichen vom Namen und dem Geburtsdatum über Hobbys, Lieblingsbücher oder Lieblingsmusik bis zu der Aufforderung, dem Besitzer mitzuteilen, „Was ich dir schon immer mal sagen wollte.“ Diese Aufforderung führe häufig zu der einfachen aber gutgemeinten Bitte: Bleib wie du bist, erklärte Klapdor. Die Tatsache, daß die Eintragungen im Poesiealbum, wenn sie einmal niedergeschrieben stehen, nicht wieder rückgängig gemacht werden können, führe dazu, das in diesen Alben damals wie heute ein überaus höflicher Ton herrscht.


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 Redaktion: Frank Becker