Rhein und wahr

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Die unsichtbare Dramatik des Alltags
und andere gewichtige Gedanken


1. Oktober: Verworfene Filmszene: Drei Männer sitzen auf einer Parkbank. Alle tragen die gleiche Kleidung. Sehen so Drillinge aus? Der Mann in der Mitte versucht zu telefonieren. Die anderen gehen mit ihm einen Entschuldigungstext durch. „Ich bin ein Schuft, verzeih. Es tut mir leid. Ich hätte dir die Wahrheit sagen müssen.“ Der Mann in der Mitte spricht den Text vor sich hin, aber schüttelt dabei den Kopf. Er bekommt keinen Anschluß.
 

2. Oktober:

Die dunkle Wolke
 
Die dunkle Wolke fliegt nach Prag
die goldne Stadt zu sehn
doch Prag an einem Regentag
ist auch nicht wirklich schön
 
7. Oktober:

Der Schmetterling
 
Kürzlich sah ich einen Schmetterling, der flog über den Zebrastreifen, als die Fußgängerampel „grün“ war. Er flog bei Grün!
Da dachte ich auch: So ein Weichei.
Ich meine, er hätte doch auch bei Rot fliegen können, ohne gleich Ärger zu kriegen.
 
9. Oktober: Neue politische Protestformen: Sie warf ihre Pfandflaschen in städtische Mülleimer, um bedürftige Pfandflaschensammler zu unterstützen.
 
11. Oktober:

Neue Ampelfarbkombinationen
 
Rot / Braun / Schwarz / Ingo wohnt im Harz!
Rot / Gelb / Grün / Träume können blühn
Gelb / Schwarz / Blau / Wer küßt meine Frau?
Rot / Rot / Rot / Wer jetzt fährt, ist tot!
 


© 2013 Erwin Grosche für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker