Salvador Dali starb vor 25 Jahren

Der Surrealist zählt zu den größten Künstlern des 20. Jahrhunderts

von Andreas Rehnolt

© 1966 Verlag Carl Schünemann - Titelfoto: Werner Bokelberg
Salvador Dali starb vor 25 Jahren
 
Der Surrealist zählte nicht zuletzt auch wegen
 seiner Exzentrik zu den berühmtesten
Künstlern des 20. Jahrhunderts
 
 Jeden Morgen beim Erwachen genieße ich das erhabene Vergnügen, Salvador Dali zu sein. Voller Erstaunen frage ich mich dann, was dieser Dali heute noch wieder Wunderbares verrichten wird.“ Am 23. Januar 1989 - vor genau 25 Jahren - starb der so umstrittene wie weltberühmte Künstler in seiner katalanischen Geburtsstadt Figueras an den Folgen seiner Parkinson-Krankheit. Der 1904 geborene Dali ist der einzige Künstler, für den es bereits zu Lebzeiten zwei Museen gab. Eines in St. Petersburg in Florida, das andere in seiner Heimatstadt in Spanien.
 
Dali gilt als der wichtigste Vertreter des Surrealismus. In seinen von kräftigen Farben und plastischen Figuren beherrschten Werken kommt die Welt des Irrationalen, Unterbewußten und der Träume zu Vorschein. Der Künstler spielte der Welt ein Leben lang den Exzentriker vor, den Provokateur und Brecher eines jeden Tabus. Er galt als geldsüchtig, wollte unbedingt prominent sein und überwarf sich mit nicht wenigen Künstlerfreunden. Ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod sind die Meinungen über den großen Surrealisten nach wie vor geteilt.
In Paris und Madrid wurde im Jahr 2013 jeweils eine große Ausstellung zum Werk und zur künstlerischen Bedeutung des Mannes mit dem hochgezwirbelten schwarzen Schnurrbart präsentiert. In einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ sprach ein Kunstkritiker vom „Kitschtitan“ Dali. Die Kuratoren der Pariser Schau vertraten die Auffassung, Dali werde heute „stärker nachgeahmt und biete einen stimulierenderen Ideenquell“ für junge Künstler als Picasso. Der Direktor des Madrider Museums Reina Sofia, Manuel Borja-Villel betonte bei der Eröffnung der Dali-Schau in seinem Haus: „Zu oft hat seine Exzentrik seine Kunst überschattet.“
 
Elefanten auf Stelzenbeinen, weiche, zerfließende Uhren, Frauenkörper mit sich öffnenden Schubladen, Gliederstützen, brennende Giraffen, Kreuzigungen und immer wieder seine Muse Gala - fast jeder kennt sie. Sie waren und sind allzu omnipräsent als Reproduktionen seiner berühmtesten Werke. Er hat als Künstler seine Träume, seine Ängste, seine Kindheitserfahrungen in eindrucksvolle Bilder umgesetzt. Da er stets auch ein Meister der Selbstinszenierung war, ist er mindestens mitverantwortlich für die Trivialisierung seines einst als avantgardistisch gepriesenen Werks. Und so ist er 25 Jahre nach seinem Tod im Grunde nur als exzentrischer Kunstclown im Gedächtnis vieler Kunstliebhaber geblieben.
Nicht nur mit seiner Kunst sorgte Dali für manchen Skandal. Auch seine intellektuelle Koketterie mit dem Faschismus von General Franco

© KunsTräume ... grenzenlos
in Spanien sorgte für viel Aufregung. Überhaupt schien er bei auf Fotografien meist weit aufgerissenen Augen dennoch auf dem rechten weniger scharf zu sehen. War er doch auch mit dem Nazibildhauer Arno Breker befreundet. Und nicht genug damit. Nach zwei Audienzen beim Papst heiratete er 1958 seine langjährige Geliebte Gala und trat sozusagen vom atheistischen Surrealismus zum autoritären Katholizismus über. Dennoch war Dali für die aktuelle Kunst sicherlich einer der visionären Impulsgeber gewesen, nicht zuletzt weil er ein innovativer Multimedia-Künstler war, der auch Fotografie, Film, Fernsehen und Grafik nutzte und Happening sowie Performance-Kunst erfand – u.a. „DaDaDali“ 1966 mit dem Fotografen Werner Bokelberg.
 
Was bleibt und bedeutend ist, sind sicherlich einige seiner frühen Werke, wie etwa „Das Rätsel der Begierde“ von 1929 oder „Die Beständigkeit der Erinnerung“ aus dem Jahre 1931 mit den berühmten zerfließenden Uhren. Und natürlich auch viele von Dalis Druckgrafiken. Darin wandte er sich oft den Meisterwerken der Weltliteratur zu. So illustrierte er unter anderem Cervantes' „Don Quijote“ und schuf einen umfangreichen Zyklus zu Dantes' „Göttlicher Komödie“ oder die 80 Kaltnadelradierungen, in denen er Radierungen von Goya surrealistisch überarbeitete.
 
In der Galerie Bayerisch Eisenstein nahe der Grenze zu Tschechien ist übrigens noch bis zum 23. März kommenden Jahres eine Werkschau zu Dali zu sehen. Ausgestellt unter anderem auch seine „10 Rezepte der Unsterblichkeit“, deren teilweise dreidimensionale grafische Ausführungen als Sensation in die Kunstgeschichte eingingen. Der Künstler ist in der Krypta seines Museums in Figueras beigesetzt. Sein gesamtes Vermögen und sein Werk hat er testamentarisch dem spanischen Staat vermacht. 
 
Weitere Informationen: http://www.kunstraeume-grenzenlos.de/

Redaktion: Frank Becker