Amsterdam

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Amsterdam
 
Vielleicht liegt es daran, dass die Niederländer immer schon Seefahrer waren, sie sind ja so was wie die Phönizier des Nordens, nicht Wikinger, denn die Niederländer sind Handelsleute und keine Krieger. Vielleicht also liegt es daran, dass Literatur in den Niederlanden nicht wirklich extrem häufig vertreten ist. Ich habe mich immer schon gefragt: was ist an Sachsen dran, daß da so viele herausragende Musiker herkommen: Händel, Bach, Wagner um nur die größten zu nennen. Und was hat der schwäbische Süden, daß da Dichter herkommen wie Schiller, Mörike, Hölderlin? Rätsel der Kreativ-Geographie ohne Ende. Nur bei den Niederländern ist eins schon klar: da kann es einfach nicht so viele Komponisten und Dichter geben, weil die nicht zum Schreiben oder Komponieren kamen. Hat sich so einer auf einem Schiff der Vereinigten Ostindischen Compagnie an einem Vollmond-Abend vor Madagaskar mal hingesetzt um ein paar Zeilen zu schreiben, ein Gedicht vielleicht, oder um ein Madrigal hinzuhauen, weil ihn der Duft von Zimt und Gewürzen an Bord dazu inspiriert hat, zog garantiert ein Gewitter auf, der Mann mußte in die Takelage oder in die Wanten und wieder wurde ein Stück niederländischer Literatur nicht geschrieben. Ja gut, heute, heute ist das anders, da hat auch der Niederländer Zeit, mal was zu schreiben und beim ein oder anderen kommt auch gut was bei raus, beim Harry Mulisch zum Beispiel. Er schreibt so, daß man die Grachten, über die man grad gleitet, glatt vergißt und das will wahrlich was heißen, sage ich Ihnen als alter Amsterdam-Fan und Nichtraucher (was man in diesem Zusammenhang vielleicht schon betonen sollte, oder?!).

In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 
 

© 2014 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker