Rhein und wahr

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Jacke wie Hose
und der einzige Kuß

17. Februar: Auch eine verdienstvolle Zahnbürste wird nach einer Zeit ausgemustert und durch eine neue Zahnbürste ersetzt. Es ist schade, daß wir nicht alle Zahnbürsten, die uns zu Diensten waren aufgehoben haben. Das wäre eine interessante Sammlung geworden.
 
19. Februar: Durcheinander-Nutzungen: Warum nicht die laute Musik aus der Nachbarwohnung für seine eigene Party nutzen? Ich werde auch satt, wenn mein Nachbar Fisch kocht. Ich habe mal Musik gelauscht, die war ganz leise im Hintergrund zu vernehmen. Man dachte zuerst, sie käme aus der Ferne, dabei schämte sie sich nur und träumte von einer Goldenen Schallplatte. Wenn ich mal wirklich Stille haben will, dann lege ich in meinen Player eine Heavy Metall CD ein und drehe den Lautstärkeregler auf Null. Das, was dann nicht zu hören ist, kann man als Stille wahrnehmen. Mein Nachbar hört schon zum Frühstück die kleine Nachtmusik. Ich habe mal die vier Jahreszeiten in Wetter unbezogener Reihenfolge gehört. Das war Jacke wie Hose, also ich könnte mir auch Vivaldis Winter als vorgezogenen Frühling vorstellen. In Zeiten von Erderwärmung & Co. muß man Vivaldis Jahreszeiten umstellen. Mein Sonntag ist Montag, da ich sonntags arbeiten muß.
 
21. Februar: Überraschungen: Er war schockiert über sein Verfallsdatum. Er hätte sich noch zwei Jahre in der Hölle gegeben. Er tat später so, als wäre er von ihrem Kuß überrascht gewesen, dabei hatte er die ganze Reise nach Japan nur geplant um diesen einen Kuß zu bekommen. Schließlich stand er die ganz Zeit so nah vor ihr, daß sie gar keine andere Möglichkeit sah, als ihn zur Seite zu küssen. Er ging ganz langsam fort, damit man ihn noch hätte zurück rufen können.
 


© 2014 Erwin Grosche für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker