„Theater zweier Zeiten“

Ausstellung im Theatermuseum Düsseldorf

Red./ARe

Ausstellung „Theater zweier Zeiten“
in Düsseldorf
 


Das Theatermuseum in der NRW-Landeshauptstadt ist
nach Chicago, London und Berlin die vierte Station der Schau
 
Das Theatermuseum in Düsseldorf präsentiert seit einigen Tagen die Ausstellung „Theater zweier Zeiten“. Die bis zum 4. Mai geplante Schau ist eine Ausstellung des Danziger Shakespeare-Theaters. Das Theater wird derzeit noch in Danzig erbaut und soll im September eröffnet werden. Die Ausstellung bezieht sich auf die Entstehung des ersten öffentlichen Theaters in Polen, das im Danzig des 17. Jahrhunderts gegründet wurde. Damals war Danzig als Hansestadt ein großes europäisches Kulturzentrum.
An gleicher Stelle des historischen Gebäudes, das fast zweihundert Jahre Bestand hatte, entsteht gegenwärtig ein moderner Bau, dessen Funktionalität den Anforderungen eines zeitgenössischen Theaters gerecht wird, ohne jedoch auf die Elisabethanische Tradition zu verzichten. Zu den interessantesten architektonischen Merkmalen des Gebäudes, das nach dem Projekt des venezianischen Architekten Renato Rizzi gebaut wird, gehören eine multimediale Bühne, die in eine Elisabethanische, zentrale oder in eine Italienische Bühne umgewandelt werden kann. Zudem kann das Dach geöffnet werden, sodaß Open-Air-Vorstellungen möglich sind. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Polnischen Institut Düsseldorf und dem Shakespeare Festival Neuss.


Das Danziger Shakespeare-Theater - Modell (Architekt: Renato Rizzi)
 
Die Idee der Danziger zu einem Theater im elisabethanischen Stil kam nicht von ungefähr. Als Danzig im 16. und 17. Jahrhundert einen kulturellen Höhepunkt erreichte, war es die Stadt mit dem größten Hafen im östlichen Europa. In dieser Zeit, von etwa 1600 bis 1660, gastierten fast jeden Sommer professionelle englische Theatertruppen in der Stadt und zeigten Inszenierungen, die sich durch hohe Standards in der Dramatik und Schauspielkunst, aber auch durch Tanz und Musik auszeichneten.
So wurden noch zu seinen Lebzeiten William Shakespeares Stücke in Danzig aufgeführt, daneben Meisterwerke von Christopher Marlowe, Thomas Dekker, George Chapmann oder Thomas Middleton und anderen. Nach den ersten Gastspielen dieser Schauspielertruppen wurde ein festes Theater gebaut, bekannt als die „Fechtschule“. Obwohl eigentlich ein Mehrzweckgebäude, wurde es das erste öffentliche Theater in ganz Polen, das dem Londoner „Fortune Playhouse“ auffallend ähnelte.
 
Dieses Danziger Theater, 1611 erstmals urkundlich erwähnt, blieb über gut 100 Jahre hinweg das einzige, ständige Theater der Stadt. Als Holzbau erlebte es zahlreiche Renovierungen und Umbauten. 1635 wurde es abermals neu errichtet. In dieser Form, entworfen von dem holländischen Architekten Jakob van Blocke, ist es auf einem Stich des Niederländers Peter Willer von etwa 1650 zu sehen.
Vor diesem Hintergrund entstand in den 1990er-Jahren die Idee, das Theater zu rekonstruieren. Der gemeinnützigen „Theatrum Gedanense Stiftung“ gelang es schließlich, neben den weltbekannten Film- und Theaterregisseuren Sir Peter Hall und Andrzej Wajda auch den Prinzen von Wales als Schirmherren zu gewinnen. Die Rekonstruktion des Theaters aber ist kein Selbstzweck: Nach einem Besuch von Prinz Charles im Jahr 1993 wurde die Tradition von Gastspielen englischer Schauspieler in Danzig wiederbelebt.
1997 entstand daraus ein Festival, das – gemeinsam vom Kulturministerium, verschiedenen Ortsbehörden, der EU und Firmensponsoren finanziert – zum internationalen Ereignis geriet. Bis jetzt waren fast 200 Produktionen aus mehr als 30 Ländern zu sehen – darunter Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Russland, Japan, Litauen, Estland, die USA, Rumänien, Korea, Lettland, Kuba, Polen und die Slowakei.


Der Stadthof in Danzig. Stich von Peter Willer, ca. 1650


Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker