„Mit Adam und Eva begann die Alchemie“

„Kunst und Alchemie - Das Geheimnis der Verwandlung“ - Im Düsseldorfer Museum Kunstpalast

von Andreas Rehnolt

Francois Granet, Der Alchemist
„Mit Adam und Eva begann die Alchemie“
 
Im Düsseldorfer Museum Kunstpalast startete am Freitag
die faszinierende Ausstellung „Kunst und Alchemie -
Das Geheimnis der Verwandlung“
 
Düsseldorf (epd) – „Adam und Eva im Paradies waren die ersten Alchemisten. Als beide vom Baum der Erkenntnis aßen, übertraten sie das einzige Verbot, nämlich das der Neugier und der Grenzüberschreitung“, sagte Kurator Dedo von Kerssenbrock-Krosigk am vergangenen Freitag beim Start der faszinierenden Ausstellung „Kunst und Alchemie“. Die Schau im Rahmen des Kunstfestivals Quadriennale in Düsseldorf ist bis zum 10. August im Museum Kunstpalast zu sehen. Und sie stellt zum ersten Mal in Deutschland alle Epochen und Gattungen übergreifend „die spannende Verbindung von Kunst und Alchemie in vergangener und heutiger Zeit vor“, erklärte Museumsdirektor Beat Wismer.
 
Doch die im Paradies beginnende Schau geht „weg von der Erbsünde“, meint von Kerssenbrock-Krosigk. Vielmehr gehe es darum, daß Alchemisten wie Künstler die „Bereitschaft zur Grenzüberschreiung, die Neugier und den Mut zum Risiko“ etwas Neues zu entdecken, haben müssen. Insgesamt 378 Exponate - Bilder, Grafiken, Modelle, Behältnisse, Schriftrollen, Objekte und Skulpturen von der Antike über den Barock und Surrealismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst sind hier im ersten Stock des Museums zu sehen. Unter anderem gibt es in lichtgeschützten Vitrinen auf Papyros geschriebene Rezepte der alten Ägypter zur Färbung von Stoffen, Metallen und Steinen, die aus dem 3. Jahrhundert nach Christus datieren. 
Das Wissen und der experimentelle Erfahrungsschatz der Alchimisten bot den Künstlern die Voraussetzung für wichtige Entwicklungen in der Glas- und Porzellanherstellung und bei der Herstellung vieler Farbpigmente, erzählt der Kurator. Viele mittelalterliche Buchmalereien zum Thema Alchemie sowie prachtvolle Gemälde etwa von Jan Breughel d.J., Rembrand van Rijn, Peter Paul Rubens, Lucas Cranach d. Ä. oder auch David Teniers d.J. fordern die Besucher auf, das Geheimnis der Verwandlung zu ergründen: Nämlich wie kann es gelingen, aus etwas Profanem etwas Wertvolles zu machen. War es doch Ziel der Alchemisten, unedle Substanzen in reines Gold zu verwandeln.
 
Somit ist der Gang durch die Ausstellung auch so etwas, wie die Suche nach dem Stein der Weisen. Es gibt ein Rezept, das in der Ausstellung erfahrbar gemacht wird und zeigt, was geschieht, wenn man Gold mit Quecksilber mischt und es mehrmals destilliert. Es gibt eine nachgebaute Alchemisten-Küche mit Gerätschaften des 17. bis 19. Jahrhunderts und einer Sammlung historischer Pigmente. Auch eine mittelalterliche Wunderkammer ist da mit Kugelfischen, Hirnkorallen, einer exotischen Termitenmaske, Totenschädeln und allerhand sonstigen Kuriositäten. „Wunderkammern waren im 14. und 15. Jahrhundert die Vorläufer der heutigen Museen“, erzählt von Kerssenbrock-Krosigk. Auch einen unheimlich anmutenden „magischen Raum“ mit unendlich vielen Glasbehältnissen gibt es zu erkunden.
Wunderbar, etwa das Gemälde von Hendrick Goltzius von 1611 mit dem Titel „Allegorie der Künste“, in dem der Maler viele alchemistische Gerätschaften oder Symbole untergebracht hat und das man quasi als mittelalterliches Suchbild entdecken kann. David Teniers „Alchimist in der Werkstatt“ stammt von 1650. Aus Braunschweig stammt gruselig anzusehen ein eiserner Folterstuhl aus dem Jahre 1575, in dem Alchimisten in der Epoche der Aufklärung verbrannt wurden, weil man sie in diesen mittelalterlichen Zeiten mit Zauberern und Hexen gleichsetzte. Was aber gar nicht stimmt, wie die Ausstellungsmacher betonen. „Zauberei handelt immer von übernatürlichen Dingen, die Alchemie stets von natürlichen.“
 
Mehrere Jahrhunderte später wurde die Alchemie dann erst im Zusammenhang mit der aufkommenden Psychoanalyse und des Surrealismus wieder für und in der Kunst entdeckt. Das zeigen beeindruckende Werke etwa von Marcel Ducamp, Max Ernst, Salvadore Dali oder Vikctor Brauner. Andre Breton schrieb 1962: „Die surrealistischen und die alchemistischen Forschungen in ihrem Ziel stimmen bemerkenswert überein. Der Stein der Weisen ist nichts anderes, als daß, was der Einbildung des Menschen erlauben sollte, an allen Dingen strahlende Vergeltung zu üben.“
In der Schau gibt es weiter Bilder, Objekte und Skulpturen zeitgenössischer Künstler wie etwa Joseph Beuys, Sigmar Polke oder Yves Klein. Wer dann ganz am Ende der angelangt ist, kann gleich mehrere gold-glänzende Kunstwerke von James Lee Byars sehen, die die alchemistische Terminologie explizit im Titel tragen: „Die Steine des Weisen“. Gibt es sie also doch? Oder man fängt noch mal bei Adam und Eva an und erfährt auch noch, das christliche Alchemisten früherer Zeiten sogar Gottes Schöpfungsakt als einen alchemistischen Vorgang erachtet hatten. Der sehr informative Katalog zur Ausstellung ist im Hirmer-Verlag erschienen, hat 288 Seiten und kostet als Museumsausgabe 29,90 Euro. 
 
Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs sowie freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen: www.smkp.de