Utopie

von Hanns Dieter Hüsch

Foto © Paul Maaßen
Utopie

Ich sehe ein Land mit neuen Bäumen.
Ich sehe ein Haus aus grünem Strauch.
Und einen Fluß mit flinken Fischen und einen
Himmel aus Hortensien sehe ich auch.

Ich sehe ein Licht von Unschuld weiß
Und einen Berg, der unberührt.
Im Tal des Friedens geht ein junger Schäfer,
der alle Tiere in die Freiheit führt.

Ich hör ein Herz, das tapfer schlägt - in einem
Menschen, den es noch nicht gibt,
doch dessen Ankunft mich schon jetzt bewegt,
Weil er erscheint und seine Feinde liebt.

Das ist die Zeit, die ich nicht mehr erlebe.
Das ist die Welt, die nicht von unserer Welt.
Sie ist aus feinstgesponnenem Gewebe
und Freunde, seht und glaubt: Sie hält.

Das ist das Land, nach dem ich mich so sehne,
das mir durch Kopf und Körper schwimmt.
Mein Sterbenswort und meine Lebenskantilene,
daß jeder jeden in die Arme nimmt.
 
 
 
Hanns Dieter Hüsch
 
 


© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus dem Band "Ich setze auf die Liebe" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
Den Text finden Sie auch auf der Conträr-CD "Gesellschaftsabend"
Hören Sie →
hier den O-Ton