„Pina Bausch - backstage“

Aufnahmen des Fotografen KH. W. Stecklings

von Andreas Rehnolt


„Pina Bausch - backstage“
Bildband aus den ersten Jahren von
Pina Bauschs Arbeit in Wuppertal
 
mit Aufnahmen des Fotografen KH. W. Stecklings
 
Wädenswil/Wuppertal - Im schweizerischen Nimbus-Verlag in Wädenswil am Zürichsee ist vor einigen Tagen das Buch „Pina Bausch - backstage“ erschienen. Der 184seitige Bildband zeigt zahlreiche Aufnahmen, die der in Wuppertal lebende Berliner Fotograf KH. W. Stecklings (*1930) in den ersten Jahren von Bauschs Arbeit als Chefin der Tanzabteilung der Wuppertaler Bühnen gemacht hat. Das Buch ist in Kooperation mit der Pina Bausch Foundation entstanden und wurde von dem Kulturjournalisten Stefan Koldehoff herausgegeben. Der 1930 geborene Filmemacher und Fotograf Stecklings war „Zeuge der ersten Stunde der neuen Form des Theaters“, heißt es in dem Band.
 
1973/1974, als Pina Bausch mit ihren ersten Arbeiten heftigste Kontroversen auslöste, lud sie Stecklings ein, sie und ihre Truppe von Tänzerinnen und Tänzern bei den Proben mit der Kamera zu begleiten. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die jetzt zum größten Teil erstmals zu sehen sind, zeigen den künstlerischen Prozeß der Anfangsjahre, in denen die dann schon bald weltberühmte Choreographin (1940-2009) mit ihrer Truppe neue Ausdrucksformen entwickelte.
Das Buch erzählt in deutscher und englischer Sprache auch aus dieser Zeit und läßt zudem den Fotografen ausreichend zu Wort kommen. Nichts an seinen Bildern wirkt gestellt oder gekünstelt. Der Betrachter ist vielmehr mitten drin in der Probenarbeit, nimmt an den Pausen, an den unterschiedlichen Wartezeiten am Rand der Probebühne und an den Diskussionen der Künstlerinnen und Künstler teil. Sieht, wie die Tänzer und Tänzerinnen singen, lachen, weinen, alles Dinge, die den damaligen Besuchern vom Tanzballett fremd und ungewöhnlich vorkamen.
 
Mehr durch Zufall wurden die 1.200 Bilder, die meisten Aufnahmen davon nie abgezogen, im Archiv von Stecklings wiederentdeckt. Damit zeigt der Bildband auch Ecken des Wuppertaler Opernhauses, die mit dem Sanierungsbeginn im Jahr 2007 verschwunden sind, wie etwa den alten Ballettsaal. Viele der Stücke, die Stecklings mit Fotografien belegt, sind zudem lange schon aus dem Repertoire verschwunden, erzählt der Sohn von Pina Bausch, Salomon Bausch. 
Damals erarbeitete die Compagie, die noch nicht auf internationalen Gastspielreisen unterwegs war, in einer Spielzeit zwei, drei oder gar vier Stücke. Aufnahmen zeigen die konzentrierte Proben-Atmosphäre, die Spannung wird sichtbar, auch die Müdigkeit der sich ausruhenden Tänzerinnen und Tänzer, deren Namen sich im Anhang des Buches ebenso wiederfinden, wie die Titel der von ihnen getanzten Stücke aus Pina Bauschs frühester Wuppertaler Zeit, so etwa das Stück „Ich bring Dich um die Ecke“ von 1974/75.


Foto © KH.W. Steckelings
 
 „Pina Bausch - backstage“ - Stefan Koldehoff (Hrsg.)
2014 Nimbus-Verlag, 184 Seiten - Leinen mit Schutzumschlag  -  ISBN 978-3-907142-99-8
36,- €
 
Weitere Informationen:  www.nimbusbooks.ch
 
Redaktion: Frank Becker