Einmal geht´s

Andreas Karosser – „Dirndl Porno“

von Frank Becker

Einmal geht´s
 
Die Rosenheimer Kriminaler Lorenz Hölzl und Franzi Graßmann müssen mitten im „Almrausch-Festival“ den brutalen Mord an der bildhübschen jungen Studentin Sarah Lubner aufklären, die – so stellt sich bald heraus – weniger am Studium interessiert war als daran, mit erotischen Foto-Shootings für pikante Dirndl-Kalender die schnelle Mark zu machen. Noch pikanter wird es, als herauskommt, daß sie auch an einem Dirndl-Porno-Film beteiligt war, von dem der Fotograf Cornelius Wagner sich und den drei Beteiligten ein kleines Vermögen versprach. Die Ermittlungen führen das kriminalistische Gespann in die besten Rosenheimer Kreise, wobei herauskommt, daß einige brave Bürger ein gutes Mordmotiv hätten haben können.
 
„Er ging in die Hocke und nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse. Wieder stellte er fest, dass von dem Mädchen eine eigenartige Anziehung auf ihn ausging. Das Messer im Hals der Toten hatte einen Griff, der aussah wie aus Horn. Lorenz wusste, dass diese traditionellen Messer Hirschfänger genannt und oft von Männern in einer Seitentasche ihrer Lederhose getragen wurden. (…)
Lorenz’ Atem kondensierte in der kühlen Morgenluft. Eigentlich war dieser Ort schön. Die Straße hierher führte über weite Strecken an einem wildromantischen Bergfluss entlang, der sich einen Weg durch das Tal gefräst hatte, und war, wie Franzi ihm erzählt hatte, ein beliebtes Reiseziel für gestresste Großstädter. Die Kohlgrub-Alm stellte für viele die Krönung einer schönen Wanderung oder anstrengenden Bergradtour dar, und mit Ausnahme des einmal pro Jahr stattfindenden »Almrausch«-Festivals war dies hier ein nahezu paradiesischer Ort. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass die Alm nun Schauplatz des Mordes an einer jungen Studentin geworden war, dachte Lorenz (…)
 
Andreas Karosser hat als erster die Idee gehabt, einen Regionalkrimi – davon gibt es ja mittlerweile mehr als genug – mit expliziter Erotik zu verbinden und das auch noch plakativ im Titel zu verankern. Das spring den Leser, die Leserin an, macht neugierig. Auch mich. Also habe ich bei der Wahl zwischen Oliver Buslaus bestimmt wieder spannendem Fall seines Wuppertaler Detektivs Remigius Rott und der erotischen Verlockung des Dirndl-Pornos spontan zu letzterem gegriffen – und einen durchschnittlich ordentlichen Krimi mit vertretbarer Pornographie in die Hand bekommen.  
Ihre weinroten Brustwarzen standen nun hart und aufrecht wie kleine Zinnsoldaten in freudiger Erregung wegen der nahenden Schlacht. Sarah genoss die Berührungen so sehr, dass sie spürte, wie sich Hitze in ihrem Unterleib ausbreitete und sie das Studio, das Klicken der Kamera, das Auf flammen des Blitzes und alles andere um sich herum vergaß. Wenn Sarah vor der Kamera posieren konnte, war sie mit sich und der Welt im Reinen. (...) Die beiden Mädchen wälzten sich in den weißen Laken und entfesselten ein schamloses und gleichzeitig faszinierendes Treiben. Andrea schien es sich zur Aufgabe zu machen, jeden Quadratzentimeter von Sarahs Körper mit ihren Lippen zu erforschen. Sie (..) vergrub schließlich ihre Zunge in Sarahs Schoß, (…) Daneben zwirbelte sie mit den Fingerspitzen geschickt Sarahs Brustwarzen, was diese ganz besonders mochte und ihr mindestens so viel Lust bereitete wie die vorwitzige Zunge zwischen ihren Beinen. (…)
 
Daß Karosser dabei ein sympathisches Ermittlerpaar mit Potential entwickelt, gibt übrigens dem Roman weit mehr erotischen Kitzel mit als die oben zitierten expliziten sexuellen Vorgänge: »Isst du die noch?« Franzi zeigte mit einem Stück Käse in der Hand auf eine knallrote Tomate. Er schüttelte den Kopf, und das Gemüse wurde fein säuberlich in kleine Stücke geschnitten, gesalzen und von Franzi verspeist. Lorenz beobachtete sie fasziniert. So würde das also aussehen, wenn sich ein schöner Schmetterling ein blutiges Steak genehmigte. (…)
Der Krimi selbst hebt sich nicht vom üblichen Standard des Genres ab, sein Gag ist eben die eingeflossene Pornographie in vertretbaren Dosen. Doch kann gemutmaßt werden, daß das neue Konzept damit auch schon erschöpft ist, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein Krimi-Freund einen zweiten Mix dieser Art lesen möchte. Ich jedenfalls nicht, meine Neugier ist reichlich gestillt. Lorenz Hölzl und Franzi Graßmann aber sollte Karosser noch eine Chance geben.
Da lobe ich mir den guten alten Whodunnit mit Humor, wie z.B. in Oliver Buslaus o.a. „Der Bulle von Berg“, der als nächstes auf der Krimi-Leseliste steht – oder Harry Lucks neuen Kriminalroman „Versuchung“ aus der digitalen Welt, der danach dran ist.
 
 
Andreas Karosser – „Dirndl Porno“
Erotischer Heimatkrimi
2014 Emons Verlag, 240 Seiten, Broschur  -  ISBN 978-3-95451-271-3
9,90 € [D] , 10,20 € [AT]
 
Weitere Informationen: www.emons-verlag.de