Die Cha-Cha-Witwe

„Die lustige Witwe“ im TiC-Theater

von Frank Becker

Die Cha-Cha-Witwe
 
Ralf Budde inszeniert im TiC-Theater
Franz Lehárs „Die lustige Witwe“
 
Sie können Komödie, sie können klassisches Drama, sie können Krimi und sie können sehr gut Musical. Das überwiegend aus begabten Laien bestehende Ensemble des Wuppertaler TiC-Theaters stellt das unter der professionellen Führung seines Intendanten Ralf Budde, des musikalischen Leiters Stefan Hüfner und der Choreographin Dana Großmann Mal um Mal eindrucksvoll unter Beweis. Warum sollte man sich da nicht auch mal an die Operette trauen? Ralf Budde hat es mit seinem bewährten Team und Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ am vergangenen Samstag gewagt – und nur einen Teilerfolg erzielen können.
 
Stefan Hüfners witzig aufgefrischte musikalische Einrichtung ist dabei der eindeutig größte Aktivposten, Pfunde, mit denen man wuchern kann. Allein schon seine vergnügte Cha-Cha-Version des Ohrwurms „Ja das Studium der Weiber ist schwer“ könnte man immer wieder hören (zum Glück gehört sie zu den Zugaben). Doch auch andere der bekannten Melodien haben ein flottes neues Gewand bekommen, das gelegentlich den schicken Schnitt Lateinamerikas hat. Was das Vergnügen an einigen der Lehárschen Gassenhauer ein wenig trübt, sind die fast durchweg einfach nicht Operetten-tauglichen Stimmen des ansonsten einsatzfreudigen, wenn auch nicht immer ideal besetzten Personals. So läßt die zentrale Figur des Bonvivants Graf Danilo die Eleganz und Nonchalance vermissen, die der leichtfertig-lebenslustige Graf haben sollte. Florian Sigmund kann das trotz sympathischen Auftretens nicht vermitteln, sein „Da geh ich zu Maxim“ überzeugt auch sanglich nicht annähernd. Als reiche Witwe Hanna Glawari ist Isabelle Rotter verpflichtet worden – sie bewährt sich als souveräne Darstellerin mit Esprit, kann aber als Sängerin ebenfalls nicht überzeugen. Ein wenig zu dünn ist das alles, auch im überwiegenden Eindruck der übrigen Stimmen. Hans-Willi Lukas als Baron Mirko Zeta ist zwar herrlich vertrottelt, aber eben kein Operetten-Bariton, Sigmund nicht annähernd ein Tenor. Eine hübsche Überraschung bot das sympathische junge Buffo-Paar Anastasiia Jungk als Valencienne und Christian Michalak als Camille de Rossilon trotz kleiner Unzulänglichkeiten durch seine unbekümmerte Frische. Nur: was hat man sich bei Michalaks lächerlichem Anklebe-Bärtchen gedacht?
 
Die straffe Inszenierung hält jedoch, auch dank der komödiantischen Leistung der Darsteller, allen voran der wirklich komische Michael Baute als Kanzlist Njegus, diesen leichtgewichtigen kleinen Operettenabend einigermaßen zusammen.
 
Weitere Informationen: www.tic-theater.de