Land Of A 1000 Dances

„Motown – Die Legende“ im Theater im Rathaus Essen

von Frank Becker

Taryn Anne Nelson - Foto © Gio Löwe
Land Of A 1000 Dances
 
„Motown – Die Legende“ im Theater im Rathaus Essen
 
Detroit, die Geburtsstätte vieler schwarzer Pop- und Jazz-Künstler, war auch die Wiege eines Pop- und Soul-Sounds, der sich nach der wirtschaftlichen Basis der Automobil-Stadt und dem 1959/60 von Berry Gordy gegründeten Plattenlabel (Tamla) Motown nannte: „Motown-Sound“. Namen wie „The Miracles“, (Little) Stevie Wonder, The Temptations, The Marvelettes und The Jackson Five sind mit der Geschichte des Labels ebenso verbunden wie der des später wohl berühmtesten weiblichen Trios „The Supremes“, das sich 1959 mit Florence Ballard, Mary Wilson und Diane (später Diana) Ross als The Primettes gegründet hatte. Berry Gordy selbst, William (Smokey) Robinson, Marv Johnson, Brian Holland und Lamont Dozier stehen neben u.a. Otis Redding, Arthur Conley, Nickolas Ashford häufig als Komponisten hinter den Songs, die auch ihre Handschrift deutlich verraten. Die Handschrift des Erfolgs.
 
Twist, Slop, Madison, Mashed Potato, Shake, Surf, Swim, Monkey - mein Gott, was haben sich die Leute in den frühen 60ern so alles ausgedacht, um im „Land Of A 1000 Dances“ auf den Tanzflächen zappeln zu können. Und das sind nur einige der teils recht kuriosen Modetänze, die zu der neuen Welle der Pop-Musik aus der Schlager-Schmiede des Produzenten Berry Gordy passen sollten, der die legendären Label „Gordy“, „Miracle“, „Tamala“ und „Motown“ aus der Taufe gehoben hatte. Zwar wurden Blues, Rock n Roll und Doowop von Twist, Madison und Slop abgelöst, doch in dieser Zeit des Übergangs war immer von allem ein wenig drin.
Weitere Gruppen wie „The Satintones“ und „The Contours“ („Do You Love Me“), „The Valadiers“, „The Vells“ und Solo-Stars wie Marvin Gaye („Let Your Conscience Be Your Guide“), Jackie Wilson („I´ll Be Satisfied“), Gino Parks, Mary Wells, Eddie Holland, Barrett Strong („Money), Smokey Robinson und Diana Ross brachte er an die Spitze der Charts.
 
Die Geschichte dieses Erfolgs erzählt eine mitreißende, temporeiche und brillant inszenierte Show: „Motwon – Die Legende“, die seit Mittwoch

David-Michael Johnson - Foto © Dietrich Dettmann.
zum zweiten Mal und mit zum Teil neuer Besetzung im Theater im Rathaus Essen gespielt wird. Es ist die Geschichte der einzigartigen Motown-Musik der 1960er bis 70er Jahre, und es ist die Berry Gordy Story, der damals zu den Visionären einer neuen Zeit gehörte. Eine Band unter Hans Kaul (keyb) mit Martin Werner (g), Josche Glass (b), Michael Henning (ts, ss, bs, fl), Momme Boe (dr), drei ansehnliche Mannsbilder und zwei charmante Damen proben mit Herzblut wie einst Gordy in einer kalten Garage für ihre Retro-Show, mit der sie in einer großen Show den Motown-Sound wieder zum Leben bringen wollen. Lance (Wilson D. Michaels) träufelt Syd (David-Michael Johnson), Zack (Trevor Jackson), Judy (Marion Campbell) und Linda (Taryn Anne Nelson) den Motown-Nektar ins Herz, der schließlich den Traum von der eigenen Show wahr macht.
 
Mit „Motown – Die Legende“, den 34 Einzeltiteln und Medleys, mit der originellen Choreographie von Andrew Hunt, der den Abend auch inszeniert hat und Hintergrund-Projektionen von Bildern und Filmen im Zeitkolorit der 60er surft man zweieinhalb Stunden intensiv auf dieser über 50 Jahre zurückliegende Woge, taucht in die große Zeit der schwarzen US-Musiker ein, unter denen Debbie Dean einer der wenigen weißen Stars war. Denn Motown war „schwarze Musik“. Eine aufregende Pop-Epoche, in der Schmalz und Rhythmus, Blues und Drive gleichberechtigt aus den Plattenrillen und Musicboxen flossen. Die fünf sympathischen Multitalente in Gesang und Tanz bringen in der Tat das Motown-Gefühl zurück, wie an der begeisterten Reaktion des Publikums, gemischt aus der Generation Ü 60 und jungen Leuten leicht abzulesen war. Die „Boy Group“ aus drei großen Talenten, die stimmgewaltige Marion Campbell und die bildschöne zierliche Taryn Anne Nelson hatten das Publikum von Anfang bis Ende in der Hand. Trevor Jacksons „Land Of A 1000 Dances“ und „What Becomes Of The Broken Hearted“, Marion Campbells „When A Man Loves A Woman“, „I Heard It Through The Grapewine“ des gutgelaunten Charme- und Temperamentsbündels Wilson D. Michaels, David-Michael Johnsons „Shop Around“, die Ensemble-Nummern „Papa Was A Rolling Stone“ und „In The Midnight Hour“ stehen nur beispielhaft für die durchweg gelungenen Interpretationen dieses üpigen Programms. Im Mittelpunkt die hinreißende, zuckersüße Taryn Anne Nelson, die mit klarer Stimme und strahlendem Lächeln u.a. in „Heatwave“, „Rockin´ Robin“ und „Do You Love Me?“ sowie in allen Ensemble-Nummern punktete – eine Augen- und Ohrenweide, der die Herzen zuflogen.


Trevor Jackson, Taryn Anne Nelson - Foto © Gio Löwe
 
Ich lege Ihnen die stimmungsvolle musikalische Zeitreise (ausgezeichnet mit unserem Prädikat, dem Musenkuß), sehr ans Herz. Es gibt sie im Essener Theater im Rathaus noch bis zum 15.6. en suite. Eine Produktion von EURO-STUDIO Landgraf
 
Karten und Informationen:  www.theater-im-rathaus.de