„Wie es Will gefällt“

Grandiose Geburtstags-Revue für Shakespeare in Neuss

von Andreas Rehnolt

© 2008 Stadt Neuss, Kulturamt
Grandiose Geburtstags-Revue
„Wie es Will gefällt“

Zum Auftakt des Shakespeare-Festivals in Neuss
begeisterte die Bremer Shakespeare-Company
im vollbesetzten Nachbau des Globe-Theaters
 
Neuss - Zum Auftakt des diesjährigen Internationalen Shakespeare-Festival im rheinischen Neuss begeisterte die Bremer Shakespeare-Company am vergangenen Donnerstagabend mit einer grell-bunten Geburtstags-Show unter dem Titel „Wie es Will gefällt“. Die 24. Ausgabe des traditionellen Festivals im Nachbau des Londoner Globe-Theaters begeisterte die Zuschauer bei seiner NRW-Premiere. Das Stück ist eigens zum 450. Geburtstag des großen englischen Autors von der britischen Autorin Jessica Swale geschrieben worden.
Die gut zweistündige Revue ist eine Hommage an William Shakespeare, seine Dichtung, seine Dramen und seine Phantasie, bei der selbst eingefleischte Fans des meistgespielten Bühnenautors der Welt noch einiges lernen konnten. Der Abend begann mit einer dunklen Bühne und einer Entschuldigung dafür, daß das Gastspiel einer berühmten „Romeo und Julia“-Inszenierung abgesagt werden müsse, weil die Schauspieler beim Überqueren des Ärmelkanals gekidnappt wurden. Als Ersatzprogramm bot sich der Gelehrte Lewis Parish an, seinen dreistündigen akademischen Erfolgsvortrag über Shakespeare zu halten. Im kleinkarierten Anzug und mit Overhead-Projektor startet die Vorstellung recht bieder, um dann nach kurzer Zeit förmlich zu explodieren.
 
Da erscheinen dann fortwährend Personen aus der elisabethanischen Zeit, Figuren aus Shakespeare-Stücken versuchen, sich auf neue Weise zu inszenieren. Ein Hausmeister-Ehepaar erinnert mit einer minutenlangen Slapstick-Einlade sowohl ans unvergessene Ohnsorg-Theater wie an die Handwerker-Szenen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“. Da wird darüber gestritten, welches Stück des Autors das Beste sei, da treten die Frauen aus zahlreichen Dramen und Komödien auf und werfen dem großen Dichter Chauvinismus vor. Die Frauenfiguren hätten nur Bruchstücke der Textmengen zu sagen, die Shakespeare den Männern in den Mund legte, beklagen sie.
Auch die Titel seiner Stücke trügen zum Leidwesen der aus Rosalind („Wie es euch gefällt“), Julia („Romeo und Julia“), Isabella („Maß für Maß“), Katharina („Der Widerspenstigen Zähmung“) und Ophelia (Hamlet) bestehenden Femen-Gang  meist Männernamen. Ihr Protest in gerapter Form singt von „Ungerechtigkeit in der Theatergeschichte“ und fordert: „Wir wollen hier nicht an die Macht, nur einen einzigen Monolog, der so richtig kracht.“ Auch Shakespeares Erzrivale, der im gleichen Jahr wie er geborene Autor Christopher Marlowe taucht auf der Bühne auf, wirft Shakespeare vor, nur Plagiate verfaßt zu haben.
Auch die Puritaner im damaligen England, die selbstverständlich gegen das Theaterspiel und jede Art von Fröhlichkeit waren, kriegen ihr Fett weg. Dazu gibt's philosophische Betrachtungen zur Hamlet-Figur und gendertheoretische Überlegungen sowie ganz zum Schluß der vielbeklatschten Aufführung einige Ständchen und Bekenntnisse zum Shakespeare'schen Theaterspiel und eine gigantische Geburtstagstorte für W.S.
 
Dem huldigt das Festival im rheinischen Neuss bis zum 19. Juli. Insgesamt stehen 13 Inszenierungen aus Spanien, England, Ungarn und Deutschland auf dem Programm. Das Festival erwartet für die insgesamt 32 Veranstaltungen in diesem Jahr wieder rund 15.000 Besucher.
 
 
Redaktion: Frank Becker