Festliches Gala-Konzert für die Deutsche AIDS-Stiftung

Mit Genuß gehört

von Peter Bilsing

AIDS-Gala Finale  Foto © Klaus Rudolph

Festliches Gala-Konzert für die Deutsche AIDS-Stiftung

Schirmherr: Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers

24. November 2007 - Alfried Krupp Saal, Essen 



Grace Bumbry, Sopran


Edda Moser - Foto © Klaus Rudolph

Michèle Crider, Sopran
Nataliya Kovalova, Sopran
Ekaterina Lekhina, Sopran
Tichina Vaughn, Mezzosopran
Burkhard Fritz, Tenor
Wookyung Kim, Tenor
Massimiliano Pisapia, Tenor
Wolfgang Koch, Bassbariton
Luca Pisaroni, Bassbariton
Edda Moser, Moderation
Extrachor des Aalto-Theaters
Alexander Eberle, Choreinstudierung
Essener Philharmoniker
Stefan Soltesz
, Dirigent

Arien aus "Die Hochzeit des Figaro", "Die Zauberflöte" (W.A. Mozart), "Der Barbier von Sevilla" (G. Rossini), "Turandot", "Tosca" (G. Puccini), "Ein Maskenball", "La Traviata" (G. Verdi), "Candide" (L. Bernstein), "Walküre" (R. Wagner), "Porgy and Bess" (G. Gershwin) u.a.
 
Eine Veranstaltung der Deutschen Aids-Stiftung in Kooperation mit der Philharmonie Essen und den Essener Philharmonikern. Der Erlös des Gala-Konzertes kam in diesem Jahr bedürftigen Männern, Frauen und Kindern mit HIV und AIDS zugute. Insbesondere werden mit den Mitteln Hilfsprojekte in Essen und in Nordrhein-Westfalen gefördert.


Auf den Flügeln des Gesangs

Beeindruckende Aids-Gala in der Essener Philharmonie am 24.11.2007

Die Essener Aids-Gala wird bis 2012 weiterhin zum jährlichen Highlight der Philharmonie zählen,


Grace Bumbry - Foto © Klaus Rudolph
versicherte Intendant Michael Kaufmann zusammen mit Dr. Ulrich Heide von der Deutschen Aids Stiftung dem erfreuten Publikum. Das große Staraufgebot internationaler Sängerpersönlichkeiten hatte diesmal auch den Fernsehsender 3-SAT zu einer Aufzeichnung motiviert, die am 1.Dezember um 21.15 h ihren Sendetermin hat. Merken Sie sich, verehrte Opernfreunde dieses Datum bitte vor, oder programmieren Sie den Videorecorder, denn es wird einer jener Ausnahmeabende, an dem sich die vielgeschmähte „Glotze“ und die ansonsten rausgeschmissenen Rundfunkgebühren mal lohnen.
„Tu Gutes und freue Dich darüber“ – unter diesem Motto wechselten per symbolischem Handschlag die 100.000 Euro Reinerlös vom Veranstalter an die Stiftung, welche das Geld, wie im vergangenen Jahr für konkrete Projekte in NRW verwenden wird. Ministerpräsident und Landesvater Jürgen Rüttgers, unter dessen Schirmherrschaft die Veranstaltung stand, wurde zumindest von mir, nicht gesehen.
Selbstverständlich traten alle Künstler – einschließlich der charmant prägnanten Moderatorin Edda Moser – wieder ohne Gage auf. Mit krankheitsbedingten Absagen muß man bei solchen Live-Veranstaltungen allerdings immer rechnen, heuer waren es gleich vier, was nicht nur die extra angereisten Fans von Marjana Lipovsek, Camilla Tilling, Jan-Hendrik Rootering und Vincenzo La Scola, sondern auch einige lokale Opernfreunde enttäuschte; aber es war dem rührigen Veranstalter gelungen, für adäquaten qualitativen Ersatz zu sorgen.

Großartig, wie schon letztes Jahr, die wirklich souveräne Moderation der „Grande Dame“ der Oper, Edda Moser. Wie sie mit nur 4-5 markanten, ruhigen und zitatreichen Sätzen eloquent zu den Künstlern überleitete, das war schon alleine große Kunst und sollte für ähnliche Moderationen/Moderatoren Maßstab sein.

Die für jeden Opernfreund traumhafte Zusammenstellung von großartigen Nummern wie „Nessun


Michèle Crider - Foto © Klaus Rudolph
 dorma“ (bestechend intoniert von Massimiliano Pisapia), „La donna e mobile“ (welch frische Stimme auf dem Weg zur Weltkariere: Wookyung Kim), „Vissi d´arte“ (Toscas von Michele Criders perfekt interpretiertes Gebet), den „Winterstürmen“ der neuen Wagner-Hoffnung Burkhard Fritz, Mimis im ganz großen Puccini-Bogen von Natalyia Kovalova intonierte Auftrittsarie, einer furiosen Königin der Nacht Höllengesang (von Ekaterina Lekhina russisch gesungen) oder die artistische Koloratur ihrer Olympia-Arie – all das erfreute Ohr und Herz jeden Opernfreundes.

Mit „Dein ist mein ganzes Herz“ (B. Fritz), dem Lied der Old Lady aus Candide (T. Vaughn), Gershwins „Embraceable you“ (L. Pisaroni), M. Criders imposantem „My man´s gone“ aus Porgy & Bess und der phantastischen Candide-Ouvertüre (Soltesz´ Musiker jubilierten Bernsteins Parade-Show-Stück nachhaltig) kam auch die leichtere Gattung des Musiktheaters zu ihrem Recht.

Herausheben muß ich aber unbedingt die Leistung der ältesten Künstlerin und des jüngsten Sängers, denn was Grace Bumbry mit Salomes „Il est doux, il est bon“ nach einem erfüllten Sängerleben noch an Hochschwierigem meisterte, stellt manche mehr als 40 Jahre jüngere Kollegin spielend in den Schatten – so kann es klingen, wenn man nicht nur sorgsam, sondern auch intelligent mit der Stimme


Wookyung Kim - Foto © Klaus Rudolph
umgeht! Und als quasi Alters-Antipode brachte Wookyung Kim Mozarts Bildnisarie in so traumhaft schmelzender Schönheit und Stimmgröße, daß dem Mozart-Fan geradezu das Herz stockte – was für eine sensationelle Mozart-Stimme tut sich hier auf!

Der Vollständigkeit halber seien noch M. Pisapias „Ma se m´e forza“ (Maskenball), L. Pisaronis Almaviva-Arie, Wolfgang Kochs „Fliedermonolog“ aus den Meistersingern und die Figaro-Ouvertüre erwähnt, die Stefan Soltesz nebst der stilistisch immer passenden Begleitung zu den anderen Arien stilsicher und mit großer Verve dirigierte.

Die mehr als ärgerlichen optischen Störungen durch die unzähligen Kameraleute (muß man eigentlich auch ein klassisches Konzert durch fliegende Kameras von riesigen dauerbewegten Kränen wie den Discoauftritt irgendeines Schlagerfuzzis umsetzen ?) und das störende Dazwischengewusel der Tonassistenten ist am kommenden Samstag Gott-sei-Dank wohl in der Fernsehaufzeichnung nicht zu sehen.