Zur Sache, Schätzchen!
Dieses Album ist genial! Mit einem einzigen Fingerschnipp dreht „Riviera“ von Saint Privat – das sind der Wiener Elektronikmusiker Klaus Waldeck und die Sängerin Valerie – die Uhr um 35 Jahre zurück. Durch einen Zeittunnel tritt der geneigte Hörer (und er ist vom ersten Stück „rokoko“ an geneigt) in eine scheinbar vergessene Welt ein, die so lange gar nicht zurück liegt. Bilder tauchen auf, Filmsequenzen laufen ab, Vinyl-Platten drehen sich schwarz glänzend auf dem Plattenteller. Die Sechziger sind mit Courrèges, Quant, Spils und Enke zurück. „Engelchen - oder die Jungfrau von Bamberg“ von Rob Houwer mit Gila von Weitershausen und der Musik von Jacques Loussier war nur einer der Paten dieses witzigen, romantischen und bis ins Mark musikalischen Revivals guter Laune. Sophie Daumier sang damals das „Femme, femme...“ mit der unschuldigsten und subtilsten Erotik, die anno 1968 heiß unter die Haut ging. Valerie steht ihr in nichts nach. Zwei Jahre zuvor hatte Francis Lai in Claude Lelouchs „Un homme et une femme“ die Filmmusik mit dem von Pierre Barouh und Nicole Croisille gesungenen Main Title revolutioniert. Das sanfte „daba daba dab.....“ hat Gültigkeit und ist im Ohr bis heute. Auch daraus saugen Saint Privat Nektar. Dass sie eine Epoche kopieren, verheimlichen sie in keiner der 41:09 Minuten ihrer wundervollen CD. Sogar die Kühnheit, die Swingle Singers mit ihrem 1964er Hit, der Badinerie aus der Suite Nr. 2 für Orchester h-moll von J.S. Bach sehr dicht am Original zu covern, kann man nicht übel nehmen – sie sind einfach zu gut. Mehr noch, man muss Saint Privat mit einem artigen Kratzfuß Dank dafür und für Mancinis „Nothing to Lose“, den Ohrwurm „Tous les jours“, Clemens Wabras „Good Bye Honeymoon“ und Kurt Weills „September Song“ abstatten und Respekt für dieses außergewöhnliche Album zollen, das auch ein für die Zeit wichtiges Genre nicht auslässt, das aus den 60ern kommend den Jazz bis heute nachhaltig beeinflusst hat – den Bossa Nova. Ein Genuss-Album, von „rokoko“ bis „dolcissimi“. Übrigens: wäre „riviera“ nicht ohnehin schon perfekt, das Cover Artwork von holyMilk würde das Zünglein an der Waage sein. |
Cover Art: holyMilk Saint Privat Valerie - Gesang
© 2004 Dope Noir DONO 15-2
Gesamtzeit: 41:09
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