Seiltanz der Dickhäuter

Melton Tuba Quartett: "Lazy Elephants"

von Frank Becker

Seiltanz der Dickhäuter –
die Begegnung von Klassik und Jazz auf vier Tuben
 
Sie sitzen ganz hinten im Orchester und selten genug läßt man sie mal in einem Solo zeigen, was in ihren messingglänzenden mächtigen Instrumenten steckt. Tubaspieler müssen Abstand zum Vordermann halten, um nicht dessen Gehör an seine Grenzen zu führen, und sie haben, wie die Bassisten, an ihren Instrumenten am schwersten zu tragen. Ohne ihren satten Klang, der gehaucht wie ein Säuseln klingen kann und der im Forte wie der Ruf zum jüngsten Gericht daherkommt, kann ein Sinfonieorchester jedoch gar nicht leben. Beachtung aber finden sie zu wenig.
 
Das jedenfalls mag die Triebfeder für vier Musiker an diesem edlen Instrument gewesen sein, sich zu einem einzigartigen Quartett zusammenzutun und der Welt zu zeigen, was eine Tuba kann, pardon: was vier Tuben können. Das ist, was die CD Lazy Elephants des Melton Tuba Quartetts belegt, eine Menge und eine gediegene Mischung von Klassik und Jazz in appetitlichen Happen. Martin Hötzel (Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken), Hartmut Müller (Sinfonieorchester Wuppertal), Heiko Triebener (Bamberger Symphoniker) und Ulrich Haas (Duisburger Sinfoniker) sind seit 1987 das erste und bisher einzige Tuba-Quartett Deutschlands.
 
Was sie spielen, swingt – das scheint eine Grundeigenschaft der Tuba zu sein – und macht schlicht gesagt, einfach Spaß. Ob es die „Badinerie“ J.S. Bachs ist, Mozarts „Das Butterbrot“ oder das Tuba-Quartett von Frygies Hydas, die Tuba kann alles. Rimskij-Korsakows „Hummelflug“ von vier Tuben geschwirrt (man stelle sich das vor – oder besser: höre sich das an), ist ein unbegreifliches Kunststück, meisterhaft intoniert. Aram Katchaturians „Säbeltanz“ steht dem nicht nach. Mit „Jumbos Holiday“ ist dann endgültig das Jazz-Revier erreicht und führt von „Brasil“ zur „Tuxedo Junction“, von Glenn Miller unsterblich gemacht, und Paul Desmonds „Take Five“, das behäbiger klingt, als vom Altsaxophon des Komponisten. Die beiden letzten hat Baßposaunist Ingo Luis (WDR Rundfunkorchester) arrangiert und den abschließenden Titelsong „Lazy Elephant Blues“ für sanft tönende Tuben geschrieben.
 
Melton Tuba Quartett - „Lazy Elephants“
© + (P) Diavolo Records
DR-D-95-C-003
Markus Hötzel (Baßtuba) - Ulrich Haas (Bariton- u. Baßtuba) - Heiko Triebener (Baßtuba) -  Hartmut Müller (Kontrabaßtuba)

Titel:
1. Badinerie 1:30 - 2. Canzone per Sonare No. 4 2:08 - 3. O vos omnes 2:42 - 4. Das Butterbrot 1:40 - 5. Ungarische Rhapsodie Nr. 2 3:09 - 6. Tuba Quartett 7:34 - 7. Tritsch-Tratsch Polka 1:47 - 8. Florentiner Marsch 4:36 - 9. Der Hummelflug 2:00 - 10. Säbeltanz 2:20 - 11. Requiem To A Dead Little Cat 2:31 - 12. Jumbo´s Holiday 1:37 - 13. Cherokee 4:42 - 14. Brasil 1:45 - 15. Tuxedo Junction 4:15 - 16. Take Five 4:56 - 17. Lazy Elephant Blues 3:32
Gesamtzeit:  52:37
 
Weitere Informationen unter:  www.melton-tuba-quartett.de