Brückenschläge

Ufermann + Hayat Chaoui – „Salam“

von Frank Becker

Eine poetisch-musikalische Friedensbotschaft
von hohem Rang
 
Musik, die uns nicht berührt, vergessen wir schnell, Texte, die nichts erzählen, verfliegen wie Staub. Mit dem zauberhaft schönen Album „Salam“ der Formation ufermann + hayat chaoui wird Ihnen das nicht passieren. Der Pianist und Komponist Erhard Ufermann hat gemeinsam mit der hinreißenden Sopranistin Hayat Chaoui, seinem hochmotivierten Jazz-Ensemble - Dieter Nett (sax, cl, arr), Martin Zobel (tp, flh), Harald Eller (b, g, dax), Jörg Dausend (dr), Thomas Lensing (perc) - und dem charismatischen Erzähler Idriss Al-Jay ein Projekt verwirklicht, das mit eigenen und traditionellen, weltlichen und geistlichen Texten und Melodien aus Orient und Okzident überzeugende Brücken zwischen Kulturen, Religionen und musikalischen Stilen schlägt.

Schon „Ya Mariam“ das traditionelle Preislied auf die Jungfrau Maria, die für Christentum und Islam gleich bedeutsam ist, schlägt den Hörer unentrinnbar in seinen Bann. Hayat Chaouis fast überirdisch reine Stimme trägt die die Botschaft der Verehrung ins Ohr und ins Gemüt. Der nahtlose Wechsel zu Erhard Ufermanns latin-betontem Song „Time Has Come“ ist beileibe kein Bruch  - er zeigt die Weltoffenheit, die hinter dem Friedensgruß „Salam“ und dem ambitionierten Projekt steht. Zärtlich das Liebeslied „Um momento assim“, mit leiser Dramatik die mit Jazz-Elementen modernisierte sephardische Ballade „Hija mia mi querida“. Dieter Nett hat die vorzüglichen Arrangements sämtlicher aufgenommener Stücke besorgt.
Tief beeindruckt die Stimme Idriss Al-Jays, der mit arabischen Texten Ibn al-`Arabis (1165-1240), Inayat Khans (1882-1927) und Dschalal ad-Din Muhammad Rumis (1207-1273) große sprachliche Poesie zwischen die brillanten Musiknummern flicht.
Einmal mehr hebt sich Martin Zobel z.B. in „Herzliebster Jesu“ und „Hija mia mi querida“ weit aus der zeitgenössischen Szene der Flügelhornspieler heraus – im kongenialen Dialog mit Dieter Nett und auf dem Boden, den Harald Eller, Jörg Dausend und Thomas Lensing bereiten, entstehen wunderbare Harmonien. Erhard Ufermann glänzt nicht nur als hervorragender Pianist, seine Kompositionen und Texte überraschen und überzeugen mit Substanz und tiefem Gefühl.
„Salam“ ist ein ganz besonderes Album - es hat sich unsere Anerkennung redlich verdient: den Musenkuß.
 
Ufermann + Hayat Chaoui – „Salam“
Hayat Chaoui (voc) – Erhard Ufermann (p, voc, comp) – Dieter Nett (sax, cl, arr) – Martin Zobel (tp, flh) – Harald Eller (b, g, dax) – Jörg Dausend (dr) – Thomas Lensing (perc) – Idriss Al-Jay (speaker)
Titel: 1. Henna Samadia – 2. Ya Mariam – 3. Time Has Come – 4. Um momento assim – 5. Hija mia mi querida – 6. Ibn al-`Arabi – 7. Herzliebster Jesu – 8. Ya laylo toul – 9. Inayat Khan – 10. Die Möwe – 11. Das Spiel – 12. Dschalal ad-Din Muhammad Rumi – 13. Verleih uns Frieden – 14. Time Has Come (alt.) – 14. Hija mia mi querida (alt.)
 
Gesamtzeit:  40:22
 
Weitere Informationen: www.jazz.ufermann.net