Ludwig-Galerie Oberhausen präsentiert Fotografie von Herlinde Koelbl

„Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge“

von Andreas Rehnolt und Günter Lintl

Foto © Günter Lintl

Ludwig-Galerie Oberhausen präsentiert Fotografie von Herlinde Koelbl
 
Der Titel der am Sonntag gestarteten Schau ist
„Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge“
 
Oberhausen - Die Lud­wig-Ga­lerie Schloß Ober­hausen gibt ihren Besuch­ern seit Sonntag einen Überblick über das Werk von Her­linde Koelbl, einer der wichtig­sten deutschen Fotografinnen. Bis zum 3. Mai vere­int die Ausstel­lung unrter dem Titel „Das deutsche Wohnz­im­mer, Spuren der Macht, Haare und andere men­schliche Dinge“ fotografische Werke aus allen Schaffensphasen von Koelbl, hieß es bei der Präsentation der Schau. Zu sehen sind Arbeiten zu den The­men Kinder, USA, Feiern/Feine Leute, Jüdis­che Porträts, Sex­u­al­ität, Beziehun­gen, Behausun­gen, Schein und Sein, Schrift­steller, Uni­for­men oder ihrer zum Klas­siker gewor­de­nen Langzeit­studie Spuren der Macht.


Foto © Günter Lintl
 
1991 begann sie diese zunächst auf acht Jahre angelegte Studie, suchte sich fün­fzehn Poli­tik­erin­nen und Poli­tiker sowie Vor­standsvor­sitzende und beobachtete bei ihrem jährlichen Besuch, wie Amt und Ver­ant­wor­tung, öffentliche Aufmerk­samkeit und Erfol­gs­druck die Men­schen verän­derten. Ihre Bilder zu Joschka Fis­cher, Ger­hard Schröder und ins­beson­dere zu Angela Merkel haben für viel Aufmerk­samkeit gesorgt. „Das deutsche Wohnzimmer“ war 1980 ihr erstes publiziertes Buch und gehört heute nach Angaben der Aussteller zu den Klassikern der deutschen Fotografiegeschichte.


Foto © Günter Lintl
 
Doch wäre es zu kurz gegriffen, Koelbl allein als Fotografin zu sehen. Zu zahlreichen ihrer Projekte gehört eine umfangreiche Text- und Interview-Arbeit. Filme und Videoinstallationen komplettieren ihr Werk.  Bei „Jüdische Porträts“ aus dem Jahr 1989 gehören die umfassenden Antworten der „letzten Generation jüdischer Deutscher, die noch in die fruchtbare deutsch-jüdische Symbiose hineingeboren wurden – und die dann deren Zerstörung miterleben mußte“ untrennbar zum Werk hinzu und geben Zeugnis über Fragen zu Tradition, Heimat oder Religion, hieß es vor dem Start der Ausstellung weiter.


Foto © Günter Lintl
 
Koelbls tiefgehendes Interesse am Menschen zeigt sich ebenso in den Serien zu Kindern, Männern oder starken Frauen. Manchmal auch augenzwinkernd, wie bei den Beobachtungen zu „Feine Leute“. Doch sind es häufig nahezu soziologische Analysen, die sie mit ihren Projekten durchführt, so bei „Kleider machen Leute“, wo die Fotografin die Wirkung von Berufsornaten untersucht. Schriftsteller und deren Arbeitsplatz werden von ihr ins Bild gesetzt und immer wieder ist es der Mensch, der im Mittelpunkt steht. Ob über seinen körpereigenen Schmuck, das Haar, oder auch durch die Untersuchung von Schein und Sein.


Foto © Günter Lintl / © Herlinde Koelbl
 
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker