Bestsellerfressen

»Feuchtgebiete« von Charlotte Roche

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
»Feuchtgebiete«
von Charlotte Roche
 
Überschrift:
Kommt 'ne Frau beim Arzt
oder
»Blumenkohl am Popoloch«
 
So! Dann woll'n wa mal!
Ähm, alle 'n bißchen Spaß haben! Achtung:
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma...«
Ach so, Moment!
Die meisten von Ihnen haben ja bestimmt schon wieder völlig vergessen, worum's in diesen Feuchtgebieten über­haupt ging. Ich kann Sie da helfen:
Et ging 220 sensible Seiten lang un' breit nur um Pippi-Popo-Kacka!
220 Seiten: Pippi-Popo-Kacka. Und dat war's auch schon.
Ach ja: Und um Ficki-ficki. Und um Rammel-rammel. Und um geplatzte Hämorrhoiden und was sonst noch so alles hinten rein- und rausflutschen kann.
Alles wieder da?
Okay. Also, dann noch mal von vorne. Pardon!
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma ...«
Ach so, Moment! Noch was!
Um das ganze Ficki-ficki im Pippi-Popo-Kacka-Land gibt's auch noch gratis 'ne hochmoderne Rahmenhandlung drum herum. Und zwar diese:
Aufgeschlossene, 18jährige, völlig normale Frau von heute ist beim Rasieren ihrer Schamhaare irgendwie zu nah anne Hämorrhoiden gekommen, an ihren »Blumenkohl am Popoloch«, wie die flotte Charlotte es in ihrer romantischen Art aus­zudrücken beliebt - , liegt seitdem im Krankenhaus und möchte gerne, dass ihre seit Jahren geschiedenen Eltern an ihrem Krankenbett wieder zueinander finden.
Is doch niedlich, oder?
Eine etwas hanebüchene Geschichte, die sich selbst ein Günter Grass nicht besser an den Sackhaaren hätte herbeiziehen können. Aber egal.
Also. Noch mal von vorn.
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma ...«
Ach so, noch was!
Manch ein Leser hat ja gesagt: Bringt-mir-nix! Brauch-ich-nicht! Wat-soll-der-Scheiß?! Ich mein, das deutsche Feuilleton, mein lieber Leser, hat sich monatelang damit akri­bisch auseinandergesetzt, und Sie sagen: Bringt mir nix! Brauch ich nicht! Wat soll der Scheiß?! Wat is dat denn für ne Haltung?
Vielleicht denken Se mal da drüber nach!
Über das deutschen Feuilleton ...
So! Jetzt aber!
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma ...«
Ach so. Noch was!
Tut mir leid, wenn ich die Masturbation hier dauernd unterbreche, quasi interruptiere ..., aber ich dachte, Wichsen alleine is ja selten witzig, da wollt ich wenigstens auf diese Art etwas Spannung in die Angelegenheit bringen.
Und die richtig lustigen Themen wie Merkel, Mindest­lohn und Gesundheitsreform,
meine Damen und Herren, die kommen ja noch früh genug.
Also. Noch mal von vorn. Pardon!
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma ...«
Übrigens: Über 3 Million mal verkauft!! ... Über 3 Million mal! ...
Ähm. Pardon! Also:
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse, achte ich immer darauf, dass etwas Sperma ...«
Nee, komm, jetzt kommt’s aber wirklich:
»... dass etwas Sperma an meinen Händen bleibt. Das kratze ich dann mit meinen langen Fingernägeln auf und lasse es drunter hart werden,um es später am Tag als Andenken an meinen Fickpartner mit den Zähnen unter den Nägeln herauszuknabbern, im Mund damit rumzuspielen und es dann nach langem Schmecken u. Schmelzen runterzuschlucken. Das ist eine Erfin­dung, auf die ich sehr stolz bin: Ich nenne es: Mein Sex-Andenken-Kaubonbon.«
Da sind se platt, wa?
Hätten se jetzt so nicht gedacht, oder?
Oder … wie finden se diese Stelle hier? Die ist auch, sagen wa mal, … bemerkenswert:
»Mir macht es Riesenspaß, mich voll auf dreckige Klobrillen zu setzen. Ich wische sie mit meiner Muschi in einer kunstvoll geschwungenen Hüftbewegung einmal komplett im Kreis sauber.«
3 Millionen mal verkauft!
»Wenn ich mit der Muschi auf der Klobrille ansetze, gibt es ein schönes, schmatzendes Geräusch und alle fremden Schamhaare, Tropfen, Flecken und Pfützen jeder Farbe und Konsistenz werden von meiner Mu­schi aufgesogen. Das mache ich jetzt schon seit 4 Jahren.«
Ja, und man schlackert mit den Ohren.
 
Übrigens: Roger Willemsen, meine Damen und Herren, findet das alles ganz-ganz toll und erklärt im Klappentext:
»Radikal, drastisch und ebenso zart. Ich erinnere mich nicht, ein Debüt-Manuskript in der Hand gehabt zu haben,so sicher, so mutig und so voller Gegenwart wie dieses.«
Und Charlotte Roche antwortet:
»Wenn ich mit meiner Hand einen Schwanz wichse...«
 
Vielleicht diesen hier noch! Um die ganze Chose noch n bisschen geschmacklich abzurunden:
»Wenn klar ist, dass ich gleich Sex habe mit jeman­dem, der auf Analverkehr steht, frage ich: Mit oder ohne Schokodip? Schokodip soll heißen: Manche mögen es, wenn die Schwanzspitze etwas Kacke ans Tageslicht befördert, der Geruch von selbst herausgebuddelter Kacke macht ja auch geil.«
Tja, so sieht's aus:
»Selbst herausgebuddelte Kacke«!
 
Meine Damen und Herren! Man nennt es auch: Bestseller.
Danke schön.