Aktuelles aus der Kultur - heute: Ausstellungen

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt
 
Thema heute: Ausstellungen



Picasso-Museum Münster zeigt Werke von Antoni Clavé
 
Die am Samstag startende Ausstellung präsentiert rund 70 Kunstwerke des katalanischen Künstlers
 
Münster - "Ein Spanier in Paris" ist der Titel einer Ausstellung, die seit  Samstag im Picasso-Museum Münster zu sehen ist. Die bis zum 3. Mai geplante Schau zeigt Werke des katalanischen Künstlers Antoni Clavé. Der 2005 in Saint Tropez verstorbene Clavé gilt als "Großmeister der Collage und der Grafik." Bis zum 3. Mai sind nun 70 seiner Arbeiten zu sehen. Monumentale Diptychen, Collagen, Gemälde, Skulpturen und Radierungen werden mit Druckplatten kombiniert, die nach Clavés Bearbeitung zu eigenen Kunstwerken wurden.
Der 1913 in Barcelona geborene Clavé sah sich Zeit seines Lebens eher als Handwerker denn als Künstler und tatsächlich begann er seine kreative Laufbahn 1927 handwerklich mit einer Ausbildung als Fassadenmaler. In den 1930er-Jahren trat seine künstlerische Ader erstmalig auch beruflich in den Vordergrund, als er begann, Kino- und Werbeplakate zu entwerfen und als Zeichner für die republikanische Regierung tätig zu werden. Auf der Flucht vor dem faschistischen Franco-Regime zog es den Katalanen 1939 nach Paris, wo die Kunstwelt bald auf seine Bühnen- und Kostümgestaltungen sowie auf seine Lithografien und Radierungen aufmerksam wurde. In Paris traf Clavé 1944 auch auf Pablo Picasso. 
Diese Begegnung war für ihn nach eigenen Worten "eine fantastische Offenbarung." Bis dahin habe er nicht begriffen, was ich in der Malerei machen sollte, sondern ich habe begriffen, was ich nicht machen sollte. Aus dem künstlerischen und privaten Kontakt mit Picasso sei er "vollkommen verwandelt hervor gegangen," schwärmte Clavé. Der Künstler war vielseitig tätig. Erste Erfolge hatte er als Buchillustrator und gefragter Bühnenbildner in Paris. Ab 1946 entstanden zahlreiche Entwürfe für Ballett- und Theateraufführungen in der französischen Metropole, in München, London und New York. 1954 gab Clavé diese Arbeiten auf, um sich ganz der Malerei zu widmen.
Internationale Erfolge erzielte er mit seinen Gemälden vor allem in Europa und Asien. 1959 und 1964 stellte er auf der Documenta in Kassel aus. 1984 bespielte er den spanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Die Ausstellung in Münster zeigt Werke aus Privatbesitz, die in dieser Qualität und Dichte seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen waren. Parallel zur Clavé-Schau zeigt das Museum auch Werke aus seinem Picasso-Bestand: Die Ausstellung spürt dem "Mythos Carmen" im Werk von Picasso nach und spannt damit den thematischen Bogen zu seinem spanischen Künstlerkollegen Antoni Clavé, dessen Kostüm- und Bühnenentwürfe zu "Carmen" Weltruhm erlangten.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
Fotoausstellung "backstage" mit Aufnahmen zu Pina Bausch Wuppertal eröffnet
 

 © KH.W. Steckelings
Wuppertal - Das Art-Cafe K1 in Wuppertal präsentiert seit Samstag die Ausstellung "Pina Bausch backstage". Die bis zum 7. März geplante Schau zeigt schwarz-weiß Aufnahmen des Fotografen KH.W. Steckelings, die dieser von der später weltberühmten Choreografin in ihren Anfangsjahren an der Tanzabteilung der Wuppertaler Bühnen gemacht hat. Bausch hatte Steckelings damals eingeladen, ihre Compagnie bei den Proben und den Pausen mit der Fotokamera zu begleiten. Die Tänzerinnen und Tänzer - so erscheint es in den Bildern - nahmen den Fotografen kaum wahr.
Nichts an Stecklings Bildern wirkt gestellt oder gekünstelt. Oft gelang es ihm Momente festzuhalten, die der gemeine Ballettbesucher nie zu Gesicht bekam. Insgesamt zeigt die Ausstellung 70 Fotografien. Darunter sind auch etliche, die nicht in dem im Nimbus-Verlag erschienenen Bildband "Pina Bausch backstage" enthalten sind. Die Aufnahmen sind nach Angaben der Aussteller "mehr als nur Dokumente aus der Anfangszeit von Pina Bausch". Vielmehr seien sie Werke "von eigenem künstlerischen Rang" hieß es.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 17 bis 22 Uhr geöffnet.
 
 
Kunstmuseum Bochum zeigt Arbeiten von Charlotte Salomon
 
Die jüdische Künstlerin wurde 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet
 
Bochum - "Leben? oder Theater?" ist der Titel einer Ausstellung im Kunstmuseum Bochum, die ab dem 28. Februar Werke der jüdischen Künstlerin Charlotte Salomon präsentiert. Die 1917 in Berlin geborene Künstlerin wurde 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Die bis zum 25. Mai geplante Schau möchte sich der Entdeckung des Kunstwerks annähern und sich der Darstellung von Salomons bedeutsamen künstlerischem Beitrag widmen.
Mit der Präsentation ihres gattungsübergreifenden Bilderzyklus "Leben? oder Theater?" soll das bisher eher Insidern vertraute Werk auch einem breiteren Kunstpublikum nähergebracht werden. Nicht nur Kunsthistoriker haben die künstlerisch innovative Bedeutung des Werks erkannt, auch zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Genres dient das visuelle "Singespiel" von Salomon als Stimulus und Motiv, so die Aussteller.
So komponierte Marc-André Dalbavie die Oper "Charlotte Salomon", deren Libretto auf den Gouachen "Leben? oder Theater?" basiert für die Salzburger Festspiele 2014. Auch der Romancier David Foenkinos ließ sich von ihrem Kunstwerk zu seinem Roman "Charlotte" inspirieren. Die Ballettdirektorin des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen, Bridget Breiner, hat Salomons Lebenswerk nun als Choreographie mit der Uraufführung "Der Tod und die Malerin" auf die Bühne gebracht. Alle ausgestellten Exponate sind Leihgaben des Jüdischen Museums in Amsterdam, in dem sich der Nachlass von Charlotte Salomon befindet.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Jeden 1. Mittwoch/Monat ist der Eintritt frei.
 
 
Imposante Ausstellung zum Werk von Günther Uecker in Kunstsammlung NRW
 
Die am Samstag startende Schau zeigt rund 60 teilweise riesige Arbeiten des weltberühmten Künstlers aus fünf Jahrzehnten
 
Düsseldorf - Unter dem schlichten Titel "Uecker" zeigt die Kunstsammlung NRW K20 in Düsseldorf seit dem vergangenen Wochenende eine Ausstellung über das facettenreiche Werk des Künstlers Günther Uecker. Die konzentrierte Auswahl bedeutender Werkblöcke des 1930 in Mecklenburg geborenen Künstlers dokumentiert - jenseits der weltbekannten Nagelreliefs - die unerschöpfliche Energie Ueckers seit den Tagen der internationalen Avantgardebewegung Zero in den 1960er Jahren, die von Düsseldorf aus neue Wege in der Kunst gewagt und sie in die Welt getragen hat.


Günther Uecker - Foto: Kunstsammlung NRW

Die bis zum 10. Mai geplante Schau zeigt rund 60 Werke des international berühmten Künstlers aus fünf Jahrzehnten von der großen Rauminstallation bis zur Zeichnung. Es sind nach den Worten Ackermanns sowohl "Schlüsselwerke", als auch "besonders brisante" Exponate, mit denen Uecker immer auch an die Humanität der Menschen und häufig auch der Machthaber appelliert. Bis heute hat der 84jährige seine Werke in fast 60 Ländern der Welt präsentiert. Zuletzt erregten seine Ausstellungen auf Kuba und in China große Aufmerksamkeit. Die Ausstellung im K20 am Rande der Altstadt in Düsseldorf ist die allererste Uecker-Schau in der NRW-Landeshauptstadt, obschon er hier seit Jahrzehnten lebt und arbeitet.
Laut Museumsleiterin Marion Ackermann ist das Lebenswerk von Uecker von großer Lebendigkeit und globaler Ausrichtung ebenso geprägt, wie von einer ständigen Verwandlung der Sprache in Bilder. "Wo die Sprache versagt, beginnt das Bild", meinte Uecker beim Rundgang durch seine Ausstellung. Die stellt den Nagelkünstler ebenso wie den Aktionskünstler, den politischen Menschen Uecker und den Poeten dar. Zudem gibt es von ihm gefertigte Bühnenbilder zu sehen und auch als Klangkünstler ist Uecker zu erleben.
In der riesigen Grabbe Halle der Kunstsammlung sind zentrale Werkkomplexe wie das "Terrororchester" aus den Jahren 1968/1982, der "Brief an Peking" von 1994, die "Verletzungsworte" aus den Jahren 1992/2015, eine sich drehende "Sandmühle" von 1970 oder geschriebene Bilder-Tafeln. In der ebenfalls großen Klee Halle des Museums begegnet der Besucher Ueckers Nagelreliefs aus vielen Jahrzehnten, die nach seinen eigenen Worten vom Donnerstag "eine Biografie in Bildern, eine Momentaufnahme meiner künstlerischen und physischen Befindlichkeit" darstellen. Da ist eine benagelte alte Nähmaschine ebenso zu finden, wie ein vernagelter und mit Spiegelscherben versehener Plattenspieler oder eine Schreibmaschine, die auf einem drei Meter hohen Förderturm steht. 
Dokumentiert wird auch der Bildhauer, der Aktionskünstler, der Filmemacher, der politische Mensch, der handelnde Poet, der seiner Wahlheimat verbundene aber vor allem international präsente Künstler. Mit immer wiederkehrenden Motiven wie Spiralen und Reihungen oder Materialien wie Stein, Sand, Erde, Asche oder Leinen. Zur umstrittenen Absicht der NRW-Landesregierung, die Kunstwerke der früheren West-LB-Sammlung (Heute: Portigon) zu veräußern, um Haushaltslöcher zu stopfen, sagte Uecker am Rande des Ausstellungsrückgangs, dies sei "eine Schande".
 

Günther Uecker - Foto: Kunstsammlung NRW

Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr und jeden 1. Mittwoch/Monat von 10 bis 22 Uhr geöffnet.
 
 
Keramikmuseum in Frechen zeigt Werke von Johannes Nagel
 
Frechen - Das Keramikmuseum im rheinischen Frechen zeigt ab dem kommenden Freitag Arbeiten des Künstlers Johannes Nagel. Der in Halle lebende Künstler hat an der bekannten Kunsthochschule Burg Giebichenstein studiert. Die aktuelle Ausstellung präsentiert mehrere seiner jüngsten Werkgruppen. Zur Gruppe der "(Aus-)Grabungen" gehören fast archaische, rohe Gefäße von zurückhaltender Farbigkeit und eigenwilliger Haptik. Ähnlich verhält es sich mit den Stücken "vessels, perhaps", die in ihrer Formung allerdings deutlich an Vasen erinnern.
Alle diese Arbeiten sind Ergebnisse in Sand gegrabener und meistens mit Porzellan ausgegossener Hohlräume. Der Künstler gräbt hierzu Höhlen und verzweigte Gänge in den feuchten Sand und beult die Wände mit seinen Händen aus. Hat er bei seinen frühen Experimenten Gips zur Abformung eingesetzt, übernimmt heute das feinere, aber auch schwierige Material Porzellan diese Aufgabe. In den Oberflächenstrukturen lässt sich die erstarrte Gestik des Künstlers, seine Handschrift, deutlich ablesen. 
Nagel beabsichtigt, den Prozess der Hervorbringung zu zeigen, die Spuren der Entstehung. Diesem Konzept folgt der Künstler auch bei einer weiteren Werkgruppe, die sich stärker an der keramischen Tradition orientiert. "New Jazz" besteht aus einer Reihe von über einem Meter hoher Türme, die an gestapelte Teller erinnern.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet: www.keramion.de
 
Redaktion: Frank Becker