Kriminalistisches Kammerspiel

„Columbo: Mord auf Rezept“ im Wuppertaler TiC-Theater

von Frank Becker

Schlagabtausch - v.l.: Andreas Wirth, Carsten Müller - Foto © Martin Mazur

Kriminalistisches Kammerspiel
Columbo: Mord auf Rezept
 
Ein Kriminalstück von William Link und Richard Levinson
In der deutschen Fassung von Wolfgang Spier
 
 
Regie: Thomas Gimbel – Bühne: Iljas Enkaschew – Kostüme: Kerstin FaberMaske: Heike Kehrwisch - Musikauswahl: Stefan Hüfner
Besetzung: Simone Hödtke (Miss Petrie) – Andreas Wirth (Dr. Roy Flemming)  – Ilka Schäfer (Claire Flemming) Ilka Schäfer – Beril Erogullari (Susan Hudson) – Carsten Müller (Lieutenant Columbo) – Dennis Gottschalk (Dave Gordon)
 
 
„Die Claires dieser Welt lassen sich nicht scheiden.“
 
Und weil das so ist, muß ein Mordplan her. Dr. Roy Flemming (Andreas Wirth) hat sich eine todsichere Methode ausgedacht, seine Frau Claire (Ilka Schäfer) um die Ecke zu bringen, ohne daß ein Verdacht auf ihn oder seine Geliebte Susan Hudson (Beril Erogullari) fallen könnte. Glaubt er, weil er nicht mit unbedeutenden ärgerlichen Zufällen und den winzigen Unwägbarkeiten eines solchen Komplotts rechnet – und vor allem nicht mit den präzisen, gelegentlich unorthodoxen Methoden des Inspektors/Lieutenants Columbo (Carsten Müller) von der Mordkommission.
Wer kennt nicht die äußerst erfolgreiche und beliebte Fernsehkrimi-Serie „Columbo“ mit dem einzigartigen Peter Falk (1927-2011) in der Titelrolle, der diesen nur scheinbar harmlos zerstreuten Ermittler von 1968-2003 in 69 Filmen unnachahmlich verkörpert hat. Die Serie ging auf das Theaterstück „Prescription: Murder“ (1962) von William Link und Richard Levinson zurück, das in der deutschen Übersetzung von Bühnenlegende Wolfgang Spier in einer Inszenierung von Thomas Gimbel am Samstag im Wuppertaler TiC-Theater seine gefeierte Premiere erlebte.
 
Arroganz und Nervosität
 
Andreas Wirth gibt den Psychiater Dr. Flemming auf den Spuren von Gene Barry mit gekonnter Arroganz, die sich wohldosiert mit der fiebernden Nervosität paart, die sogar den Zuschauer bibbern läßt, ob ihm denn wohl der Meuchelmord an der Gattin und die Vertuschung der Tat gelingen wird. Ilka Schäfers kurze Rolle – der Mord geschieht natürlich zu Beginn – gibt ihr jedoch Gelegenheit den Charakter der mit manchem Recht ungeliebten Gattin auszufüllen. Die Tat gelingt, die Rechnung scheint aufzugehen. Wie alle Columbo-Fälle ist es nicht der klassische „Whodunnit“, im Grunde könnte man an dieser Stelle nach Hause gehen. denn wir wissen ja, wer´s war und wie. Das wirklich Spannende aber kommt jetzt, und da war wohl jeder im Theatersaal zum Zerreißen gespannt darauf, wie wohl Carsten Müller die durch Peter Falk so eindeutig besetzte Rolle würde verkörpern können.
 
Carsten Müller glänzt als Inspektor Columbo
 
Mit Columbos Auftritt beginnt das beliebte Katz-und-Maus-Spiel, in dem der Polizist seinen Gegner und dessen Komplizin verunsichert, verwirrt, zermürbt. Thomas Gimbel hat mit Erfolg auf Carsten Müller gesetzt, den „Joachim Fuchsberger des TiC-Theaters“, dort in etlichen Detektiv-Rollen (Sherlock Holmes, Edgar Wallace) bewährt. Müller glänzt in der beliebten Columbo-Manier beim Zusammensetzen der Indizien und Beweise (…nur ein weiteres Teil zum Puzzle). Souverän beherrscht er die plakative Zerstreutheit, die den Täter ihn für einen Trottel halten lassen soll - und schafft bewundernswert den Spagat zum beinharten Vernehmer. Die von Gimbel elegant inszenierten überraschenden Wendungen gehen Müller in ruhiger Überlegenheit wunderbar von der Hand, während Wirth die immer explosiver werdende Zerrissenheit hautnah vermittelt. Das wundervolle kriminalistische Kammerspiel, das das gesamte Publikum spürbar mitriß, hielt die Spannung über die gesamte Dauer von 2 Stunden und 10 Minuten ohne Absinken der Kurve hoch, wobei Gimbel auch die zu befreienden Lachern führenden Pointen geschickt einsetzte. Die von Stefan Hüfner ausgesuchten ein- und überleitenden atmosphärischen Jazz-Stücke In A Sentimental Mood und Sophisticated Lady mit Ben Webster und dem Orchester Duke Ellington schaffen zusätzlich eine wundervoll stimmige Klanglandschaft. Vergessen wir nicht den sehenswerten explosiven Ausbruch Beril Erogullaris im vorletzten Bild, die unauffällig, doch unverzichtbar agierende Simone Hödtke als Flemmings Sekretärin Miss Petrie und Dennis Gottschalk als Bürobote und erfolglos in die Ermittlungen eingreifenden Staatsanwalt.


v.l.: Gottschalk, Erogullari, Müller, Schäfer, Wirth, Hödtke - Foto © Martin Mazur
 
100 % beste Unterhaltung
 
Thomas Gimbel ist mit seinem hochmotivierten Ensemble im auf kleinstem Raum optimalen Bühnenbild von Iljas Enkaschew eine sehenswerte Inszenierung gelungen – lesenswert auch später noch das Programmheft. 100 % beste Unterhaltung. Chapeau!
 
Weitere Informationen:  www.tic-theater.de