„My Age of Pop“

Ludwig Museum Koblenz zeigt Werke von Mel Ramos

von Frank Becker/ARe.
 „My Age of Pop“
 
Ludwig Museum Koblenz zeigt
Werke von Mel Ramos
 
Wenn der amerikanische Pop-Art-Künstler Mel Ramos am 24. Juli seinen 80. Geburtstag begeht, feiert nicht nur die Kunstwelt mit. Denn Ramos hat etwas geschafft, was außer ihm in dieser Form kein anderer fertiggebracht hat: das seit Alberto Vargas, Gil Elvgren, Harry Ekman, Bill Medcalf u.v.a. bereits ungemein populäre künstlerische „Great American Pin Up“ über die erotische Anspielung hinaus durch die unmittelbare Verbindung mit Markennamen im Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit zu verankern. Denn wer kennt nicht seine mit allgemeinem Vergnügen betrachtete „Lucky Lulu Blonde“, die „Lola Cola“ (1965), seine „Val Veeta“ oder die „Miss Lemon Drop“.
 
Unter dem Titel
„My Age of Pop" zeigt das Ludwig Museum Koblenz zu diesem Anlaß ab Sonntag bis zum 17. Mai eine Ausstellung zum Werk von Mel Ramos (*1935 in Sacramento/CA). 
Mel Ramos begann 1954 am Sacramento Junior College und an der California State University ein Kunststudium. Bereits Ende der 1950er Jahre entdeckte er seine Faszination für Comic-Hefte und malte berühmte Comicfiguren wie The Phantom, Superman, Batman und Wonder Woman, die ein ganz neues Genre der Massenkultur verkörperten. 1964 eröffnete er seine erste Einzelausstellung in einer New Yorker Galerie. Damit etablierte sich Mel Ramos als einer der Hauptvertreter der Pop Art neben Künstlern wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein.
 
Mitte der sechziger Jahre beschäftigte sich Ramos mit der künstlerischen Darstellung von Pin-Up-Girls und Darstellungen aus der Werbung, die sich der aufreizenden Weiblichkeit bediente. Was zunächst als eine Parodie Ramos´ auf die Vermarktungsstrategien der Werbebranche verstanden werden sollte, mit den weiblichen sexuellen Reizen das Kaufverhalten zu beeinflussen, wurde zum zentralen Thema seiner Arbeiten. Sich um Colaflaschen, Suppendosen (seine Liebe zu Campbell´s Tomato Soup teilt Ramos mit Andy Warhol), Zigarettenpackungen, Keksschachteln, Zahncreme-Tuben, Schokoriegel oder auf Käse-Ecken räkelnde, in Cocktail-Gläsern badende Pin-Up-Girls bestimmen fortan bis heute seine Bilder. Auch phallische Objekte spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Daß er nicht vor Tabus zurückschreckt, zeigte Ramos Ende der 60er Jahre mit seinen „Animal Paintings“, die seine Akte mit Tieren zusammenbrachten. Da kuscheln sich Katzen an Pussies, schnuppert eine Antilope am Po des Modells, kauern Dachs und Meerkatze in eindeutiger Haltung zwischen den Schenkeln der Nackten oder hält ein Gorilla Händchen mit einer lasziv in seinen Schritt gebetteten Schönen. Spaß erlaubt sich Mel Ramos auch mit der „klassischen“ Kunst, indem er historische Bilder in Pop Art übersetzt und ergänzt. Amadeo Modigliani nahm er 1974 mit der Serie „You Get More Salami With Modigliani“ auf die Schippe, François Bouchers „Akt auf dem Sofa“ kopiert er um einiges erotischer mit dem Gesicht von Ursula Andress (die übrigens in Ramos´ Werk recht häufig erscheint), Edouard Manets „Olympia“ bekommt Bikini-Streifen, ebenso Dominique Ingres´ „Quelle“, plus Schambehaarung. Ramos: „Ich habe diese alten Bilder einer Reinigung unterzogen – als Bilder haben sie sich nicht verändert, ich habe nur die kunsthistorische Patina beseitigt.“

Von den 1970er Jahren an konterkarierte er diesen Ansatz weiter mit Bildzitaten berühmter Gemälde der Kunstgeschichte wie etwa Édouard

Manets Gemälde „Olympia“ (1863), Francois Bouchers „Ruhendes Mädchen“ (1752), aber auch Amadeo Modiglianis „Sitzender Akt“ (1917), Willem de Koonings „Woman I“ oder er zitiert Piet Mondrian als Hintergrund von „The Drawing Lesson No. 5“. Gerne gibt er seinen Girls auch mal ein bekanntes Gesicht – so schaut uns in „Peek-a-Boo Scarlett“ (2007) bei einem Blick durchs Schlüsselloch ungeniert die nackte Scarlett Johansson an, und auch Marilyn Monroe gehört zu seinen Favoriten.
Naturstudien, Portraits, Transfigurationen, Skizzen und die Serie „Unfinished Painting“ kommen in den 70ern bis 90ern hinzu, die „Drawing Lessons“ (eine originelle Kombination aus Pin Up, Kunstreproduktion und Skizze, s.o.), neue Marken-Pin-Ups (Strellson) und Peek-a-Boos markieren neben einigen Großplastiken nach frühen Arbeiten die 2010er Jahre.
 
Die Ausstellung zeigt einen umfangreichen Querschnitt von Mel Ramos´ Druckgrafiken, sowie einige Gemälde und Skulpturen, die zu den bekanntesten Werken der Pop-Art zählen. Begleitet wird die Ausstellung von einer Dokumentation des N-TV Art Senders.
 
Vernissage: Sonntag, 22.3.2015, 11.00 Uhr. Der Künstler ist anwesend.
Die Ausstellung ist bis 17. Mai 2015 dienstags bis samstags von 10.30 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Ludwig Museum im Deutschherrenhaus - Danziger Freiheit 1 - 56068 Koblenz - Tel: 0261-304040
 
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog von 111 farbig illustrierten Seiten im Verlag Geuer & Geuer Art GmbH - mit einem Text von Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Ludwigmuseum
 
Informationen im Internet: www.ludwigmuseum.org
 
Bei einem Besuch in Mel Ramos´ Studio in San Francisco drehten Dirk Geuer, Wolfram Kons, Beate Reifenscheid und Kai Böcking eine Dokumentation, welche die Ausstellung während ihrer Dauer begleitet.



Blick in Mel Ramos Studio - Foto © Dirk Geuer, Düsseldorf


Mel Ramos in seinem Studio in San Franciso - Foto © Dirk Geuer, Düsseldorf