Als die Japaner kamen

Roger Gloor – „Alle Autos der 80er Jahre“

von Robert Sernatini und Frank Becker

Als die Japaner kamen
 
Die schrecklichen Autos des 80er Jahre
 
Es war einmal vor einem halben Menschenalter eine Zeit, in der zwar mehr Autos denn je gebaut wurden, aber die Gesichter und Gestalten der Karossen sich immer ähnlicher wurden. Die ästhetisch schlimme Zeit, in der man einen Lancia, einen Opel Corsa, einen VW Jetta, einen Renault 11, den Audi 80 und einen Talbot kaum noch auseinanderhalten konnte, sich vor allem die Wagen der Mittelklasse in ihrem Erscheinungsbild nicht wesentlich unterschieden, waren die schrecklichen 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Da wurde vor allem von den auf den Weltmarkt drängenden japanischen Autoschmieden Honda, Mitsubishi, Nissan und Mazda auf Teufel komm raus an den Karosserien gefeilt und begradigt, um möglichst energiewirtschaftlich zu sein. Das Design verlor sein Gesicht, die Automarke ihre Individualität. Schönheit und Eleganz traten hinter die Zweckmäßigkeit zurück, mit einer ähnlichen Wirkung, als hätte man die Damen der Welt in ein Reformkleidchen und die Herren in Mao-Einheitsanzüge gesteckt. Auch die einst opulent designeten amerikanischen Automarken wurden sich untereinander immer ähnlicher. Nun, ich übertreibe vielleicht in meiner durch die negative Erinnerung geprägten Ablehnung. Einige Luxusmarken und Exoten stellten sich dem Trend entgegen. Das allerdings auch nicht immer unbedingt mit ästhetischen Meisterleistungen, denkt man nur an so kuriose Erscheinungen wie den Zimmer Golden Spirit, den Kanzler oder den Panther Six.
Einige, vor allem die Sportmodelle, darunter Porsche (wenn man von den Ausrutschern der 920er Serien - s.o. - absieht), Mercedes Benz, Ferrari und Jaguar blieben stilistisch unangefochten. Unangefochten ob ihrer Solidität und Sicherheit begehrt blieben auch die noch nie so richtig schönen aber zuverlässigen skandinavischen Modelle von Saab und Volvo.
 
Die Zahl der angebotenen Modelle und die der verkauften Automobile stieg nach der überstandenen Ölkrise der 70er Jahre nicht zuletzt durch den in den Industriestaaten weltweit zunehmenden Wohlstand und die vergleichweise immer günstiger werdenden Neupreise rasant an. Eine ganz neue Ära des Automobils begann. Familien konnten sich öfter einen Zweitwagen leisten und taten das auch, Einkommensschwächere wurden mit günstigen Finanzierungen zu Käufen verführt und selbst Studenten fuhren anstatt mit dem Bus nicht nur mit den Billigmodellen Citroën 2 CV oder Renault R 4 zur Uni. Dank der mächtigen Lobby der Autoindustrie und des ungebrochenen Wohlstandes der westlichen Welt hält dieser Trend bis heute an, werden die Straßen von Blechlawinen förmlich überschwemmt, die Staus auf den Autobahnen immer länger und die Parkplätze immer knapper.
 
Roger Gloor, der Chronist der automobilen Entwicklung nach 1945 komplettiert in seinem noch umfangreicheren als für die Vorgänger-Jahrzehnte gestalteten Band den vollständigen Überblick über alle Autos der 80er Jahre seine vierbändige Reihe über die wichtigen Dekaden der Automobilproduktion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für Autobegeisterte ein Muß!


Mercedes Benz 280, 1982 - Foto © Frank Becker
 
Roger Gloor – „Alle Autos der 80er Jahre“ – Alle Personenwagen der Weltproduktion dieser Dekade
© 2012 Motorbuch Verlag, 612 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, 22 cm x 29 cm, 1266 sw-Abbildungen, 72 Farbabbildungen, 4 Strichzeichnungen, 150.000 technische Daten  
ISBN: 978-3-613-03144-9
Preis: 49,90 € / 69,90 CHF
 
Weitere Informationen:  www.paul-pietsch-verlage.de