Wuppertaler Sinfonieorchester spielt Elgar

Glanz und Staub - gehört

von Friederike Jensen

Großes Elgar-Programm in Wuppertal

Musikalischer Adel


Das 5. Konzert der Saison des Sinfonieorchesters Wuppertal hatte den Titel „Königliche Audienz“. Allerdings waren keine Adligen, schon überhaupt kein König, anwesend. Und so fragte ich mich einmal mehr, wer eigentlich diese meistens unsäglich stümperhaften Titel für die immer sehr guten Konzerte macht? Soll das vielleicht Sabotage sein? Ein exzellentes Sinfonieorchester mit einem wirklich großartigen Chef hat doch solche, nun ja, sagen wir es ruhig mal: blöden Titel wirklich nicht verdient. Nun, das ist sicher ein anderes Thema.

Am Anfang stand Edward Elgars Cellokonzert e-moll. Dieses Konzert ist den meisten noch von der legendären Jaqueline Dupré bekannt, und viele Menschen schwören auf diese alten Aufnahmen als

 
Foto © Hochschule für Musik Saar - University of Music
die besten Interpretation des Werkes. Das allerdings ist weit gefehlt! Denn Gustav Rivinius spielte am vergangenen Sonntagmorgen in einer Weise auf, daß wahrscheinlich vielen Hörern klar wurde, wie unverzichtbar Sentimentalität in der Musik ist, daß aber Emotionen gezielt und intelligent eingesetzt werden müssen, um die Seelen der Menschen zu erreichen. Rivinius zeigte uns dabei ganz sachlich was Elgar mit diesem Werk sagen wollte. Er verklärte das 1919 uraufgeführte Konzert nicht zu einem gefühlsseligen Monolog über die Schrecken des Krieges und der menschlichen Verlorenheit in dieser Welt, sondern zeigte uns eine Möglichkeit das Leben zu nehmen auf. Man muß der Elgarschen Position ja nicht folgen, aber so vorgetragen konnte man sie wenigstens verstehen und sie, hörend, in Erwägung ziehen. Der Solist ließ es an Klarheit nicht fehlen, sodaß den Hörer dann die wirklich rein emotionalen Passagen so unvermutet erwischten, daß Elgar plötzlich sehr frisch und gar nicht angestaubt klang.
Der von Rivivinius als Zugabe gespielte „Marsch für Kinder“ von Sergej Prokofjew war mal endlich nicht die übliche absehbare Bach-Kostprobe. Wunderbar gespielt, war er ein erfrischender pikanter Bruch und löste den Ernst des Vorherigen mit leichter Hand auf.


Diesen Tiefgang hätte man dem Dirigenten auch gewünscht, aber leider war mit Niksa Bareza ein Gast eingeladen worden, der aus einer anderen Zeit stammt. Und so blieb Elgars 1. Sinfonie leider im Erklären des Werkes stecken. Ja, der Dirigent kannte das Werk wohl, und er führte das Sinfonieorchester Wuppertal recht sicher durch die Partitur. Aber er blieb ein kühler Fremdkörper auf dem Podium und war Solist und Orchester kein echter Partner. Aber dieses Orchester! Was ist bloß in die gefahren? Die werden immer noch besser und besser. Solche leisen schönen Klänge gab es früher nie ... wunderbar!