Make `Em Laugh!

„Singin´ In The Rain“ - Eine Aufführung der Kammeroper Prag/Oper Liberec

von Frank Becker

Foto © Agentur art & artist

Make `Em Laugh!
 
„Singin´ In The Rain“
Musical von Nacio Herb Brown und Arthur Freed
in einer Aufführung der Kammeroper Prag/Oper Liberec
 
Regie: Oldrich Kríz – Musikalische Leitung: Martin Doubravsky – Bühnenbild: Jan Kríz – Kostüme: Veronika Hindle – Choreinstudierung: Tvrtko Kal – Step-Choreographie: Pavel Strouhal – Choreographie: Petra Parvonicová
Besetzung: Marie Blahynková (Kathy Seldon) - Katerina Sildová (Lina Lamont) - Jan Révai (Cosmo Brown) - Jan Kríz (Don Lockwood) – Zdenek Nádeník (R.F. Simpson) – Oldrich Kríz (Roscoe Dexter) – Olga Kokosková (Dora Bailey) – Jirí Bartos (Carmen Straciatella) - Orchester und Corps de Ballet der Kammeroper Prag/Opernhaus Liberec
 
Theater auf dem Theater ist ein beliebtes Genre der heiteren Bühnenunterhaltung, als Pendant „Film im Film“ wurde 1952 die MGM-Musical-Produktion „Singin´ In The Rain“, mit der sich der Komponist Nacio Herb Brown, Regisseur Stanley Donen und sein Co-Regisseur und Hauptdarsteller Gene Kelly unsterblich machten, legendär. Wer nun diesen hinreißenden Film auf eine Bühne bringen will, wird sich im Ergebnis natürlich am Kino-Original messen lassen müssen. Die Kammeroper Prag/Oper Liberec hat es gewagt und eine respektable Bühnen-Version dieses gute Laune und Regentropfen sprühenden Musicals auf die Beine gestellt. Das bitte ich wörtlich zu nehmen, denn die im Jahr 1927 auf der Schwelle vom Stumm- zum Tonfilm angesiedelte humorvolle Rahmenhandlung dient natürlich als „Transportband“ für viele Schlag auf Schlag kommende Tanz- und Musik-Nummern.
Und da geht es wieder ans Vergleichen, denn Jan Kríz (von dem auch das Bühnenbild und die literarische Adaption sind) muß sich als der elegante Kinostar Don Lockwood an Gene Kelly messen lassen, Katerina Sildová als zickige unbegabte Stummfilm-Diva Lina Lamont an Jean Hagen, Jan Révai als Kumpel Cosmo Brown an dem großartigen Donald O´Connor und schließlich Marie Blahynková als Kathy Seldon an der zuckersüßen Debbie Reynolds. Soviel schon hier: sie haben bestanden.


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Der Plot: die Filmgesellschaft Monument Pictures muß sich nach dem Riesenerfolg des von Warner Brothers produzierten ersten Tonfilms mit Musik „The Jazz Singer“ ebenfalls vom Stummfilm auf den Tonfilm umstellen, um nicht unterzugehen. Nur: der kapriziöse weibliche Star Lina Lamont (Katerina Sildová) hat alles, nur dafür kein Talent und vor allem keine Stimme. Partner Don (Jan Kríz) und Filmkomponist ringen gemeinsam mit den Filmbossen R.F. Simpson (Zdenek Nádeník) und Roscoe Dexter (Oldrich Kríz) um eine Lösung. Die tut sich in der hübschen, begabten und stimmkräftigen jungen Schauspielerin Kathy Seldon (Marie Blahynková) auf, mit der sich Don und Cosmo auf Anhieb blendend verstehen und in die sich Don stantepede verliebt. Sie soll für den ersten Tonfilm der Monument Pictures die klägliche Stimme Linas synchronisieren. Der Film wird dank dieses Kunstgriffs ein Erfolg. Und, wie auch anders, es gibt natürlich ein Happy End.
 
Die Songs aus „Singin´ In The Rain“ sind zu großen Teilen längst Ohrwürmer geworden, und wohl jeder kann beim Titelsong oder Nummern wie „You Stepped Out Of A Dream“, „You Are My Lucky Star“, „You Were Ment For Me“ und besonders „Good Morning!“ mitpfeifen oder mitsummen. Die Step-Tanznummern der drei Hauptfiguren, für den Film von Gene Kelly und für diese Bühnenfassung von Pavel Strouhal choreographiert und die übrigen wie der u.a. Tango „Temptation“ (mit einer im Programm namentlich leider nicht genannten brillanten Solotänzerin) von Petra Parvonicivá eingerichtet, sind natürlich das Kapital dieser Aufführung, die – eines der Glanzlichter dieser Saison - am vergangenen Samstagabend im Remscheider Teo Otto Theater zu sehen war.
„Fit As A Fiddle“ ist zum Einstieg so eine schöne Step-Nummer mit Révai und Kríz, der auch als kraftvoller Musical-Bariton beachtliche Qualitäten zeigt. Charmant ist, daß das tschechische Ensemble die Sprechrollen in deutscher Sprache einstudiert hat – eine anerkennenswerte Leistung, wenn man weiß, wie schwer der deutsche Zungenschlag einem Tschechen fällt. Ein wenig klingen sie fürs deutsche Ohr dabei wie die liebenswerten Spejbl und Hurvinek, einfach nett.


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Ein adrettes Corps de Ballet mit Katzenöhrchen steht der zauberhaften und mit Bilderbuch-Beinen gesegneten bildhübschen Marie Blahynková bei „All I Do Is Dream Of You“ zur Seite, und auch in „Gotta Dance“ und der Einlage „Singin´ In The Rain“ zeigt das Ensemble gelungenes Show-Ballet. In der zweiten großen Step-Nummer „Moses Supposes“ zeigt Jan Révai große Meisterschaft, wie überhaupt er als bester Tänzer und quirligste Komödiant insgesamt auf der Szene den Vogel abschießt. Seine artig Donald O´Connor und dem Film abgeguckte artistische Nummer „Make `Em Laugh“ ist für die Bühne ebenso herrlich gelöst wie das fröhliche Trio in „Good Morning!“, in der Marie neben ganz viel von Debbie Reynolds auch sehr viel eigenen Charme und Leistung zeigt. Was tut man, wenn man auf der Bühne keine Pfützen zum Durchsteppen für Don Lockwood ausgießen kann? Man ersetzt sie und die berühmte Laterne durch einen von einem Wasserbecken umgebenen Hydranten, durch den Jan Kríz verliebt springt. Auch gelungen. Vergessen wir nicht die quäkige Intrigantin Lina Lamont, herrlich nit viel komödiantischem Talent von Katerina Sildová gegeben. Ihre mit Florence Foster Jenkins vergleichbare Gesangseinlage treibt Tränen des Vergnügens in die Augen.
Ein runder, schöner Musical-Abend mit vielen Lachern, toller Musik (ein großes Ensemble unter Martin Doubravsky begleitete aus dem Orchestergraben) und hervorragender Choreographie. Das ist unterhaltsame leichte Muse à la bonheur, gekonntes Theater, in dem auch das Schwere leicht wirkt - chapeau!
 
Weitere Informationen: www.artandartist.de  -  Der Kinofilm: www.youtube.com/watch