Theaterprojekt für Flüchtlinge in Wuppertal

von Martin Hagemeyer

Hermann Schulz - Foto © Frank Becker
Theaterprojekt für Flüchtlinge
in Wuppertal
 
Die Frage mag sich mancher bereits gestellt haben: Könnte und sollte zum Thema Flüchtlinge nicht auch das Wuppertaler Schauspiel aktiv werden? Jetzt wird bekannt: Einiges dazu geschieht bereits bei den Bühnen – bisher allerdings hinter den Kulissen. Nach Anfängen im Februar ist ein Jahresprojekt für Flüchtlingsschicksale angelaufen: Unter dem Titel „In unserer Mitte – Wir erzählen um unser Leben“ arbeitet der bekannte Wuppertaler Schriftsteller Hermann Schulz mit Neuankömmlingen speziell aus Syrien im Rahmen einer Schreibwerkstatt, die Raum gibt für ihre Geschichten.  Für jede davon übernimmt je ein Schauspieler des Ensembles eine „Patenschaft“. Daneben, ganz wichtig, sind bisher zwei Übersetzer für die Vermittlung fest mit dabei. Schulz zur Grundidee: „Es geht darum, die Menschen auch kulturell ernst zu nehmen.“
 
Helge Lindh (SPD), Vorsitzender des Integrationsrates: „Die Situation der Flüchtlinge kann künstlerisch nicht ignoriert werden.“ Er hatte im Januar bereits das große Benefizkonzert im Opernhaus organisiert und versteht nun das Projekt als weiteren Schritt, um den Menschen Teilhabe am vielfach noch fremden Leben vor Ort zu ermöglichen. Intendantin Susanne Abbrederis sieht das ähnlich und lud syrische Interessierte zum 6. Oktober zu einem ersten Treffen in den Engelsgarten ein; künftig wird auch der Barmer Bahnhof zur Verfügung stehen.
 
Zur künstlerischen Arbeit hinzu kommen erste ganz lebenspraktische Anstöße: Zwei Schauspieler haben bereits Deutschkurse angeboten, ein weiterer hatte die Idee zu etwas Sportlichem. Alle sind sicher: Der Kontakt wird Weiteres bringen. Ergebnisse des Workshops selbst können später auch öffentlich zur Aufführung kommen – freilich ohne Verpflichtung, und es wird deutlich, daß es den Machern um Präsentation auch nicht primär geht. Man will Anlaufstelle sein für die Neu-Wuppertaler und ihre konkreten Bedürfnisse. In Anspielung auf Max Frischs Wort über Gastarbeiter sagt Lindh: „Wir erwarteten Flüchtlinge – und es kamen Menschen.“