„Schöne Töchter“ und andere Geniestreiche

Comics von Flix

von Frank Becker

„Schöne Töchter“
und andere Geniestreiche

Comics von Flix
 
Viele denken, wenn sie „Comic“ hören, gleich an Donald Duck (mit Recht) und Micky Maus, an die Peanuts Zits, Beetle Bailey, Blondie, die Katzenjammer Kids oder Popeye den Seemann. Andere haben andere Vorlieben und träumen von Sigurd, Akim, Tarzan (gibt es den überhaupt noch?), Phantom, Nick Knatterton, Superman oder den unglaublichen Hulk. Doch man muß sich nicht auf die Standards versteifen, denn es gibt auch ganz besonders gute neue deutsche Comic-Zeichner, die auch durch das populär gewordene Genre der Graphic Novel auf einer Welle des Erfolgs reiten – einer der interessantesten darunter ist Flix (Felix Görmann, *1976 in Münster), der immerhin schon seit 2003 seine Bücher beim Carlsen Verlag herausbringt. Ihn möchten wir Ihnen heute am Beispiel dreier seiner erfolgreichsten jüngeren Werke vorstellen.
 
Flix – „Faust I“ – Der Tragödie erster Teil
© 2010/2014 Carlsen Verlag 96 Seiten, Hardcover, sw
€ (D) 14,90 / € (A) 15,40 / sFr 27,50 / Ppb 7,99
ISBN 978-3-551-78977-8
 
Viel Jokus ist schon mit unserem guten alten Johann Wolfgang von getrieben worden, mit seinem „Faust“ zumal. Flix treibt das Spiel mit dem Dramenstoff auf eine einsame und zudem höchst heitere Spitze. Darf der das? Das darf er, denn nach all den bierernsten Interpretationen von Goethes opus magnum mußte mal eine abgedrehte Version vor die Augen der gebildeten Leserschaft. Ich betone das, weil Flixens „Faust“ im Auftrag der F.A.Z. ab 2009 ursprünglich in diesem Bildungsblatt erschienen ist, wie Donaldist Andreas Platthaus in seinem Vorwort zur Carlsen-Ausgabe stolz unterstreicht. Schließlich rühmt sich das Blatt, dessen Kulturabteilung seit gefühlten Ewigkeiten fest in der Hand von Donaldisten ist, es stecke immer ein kluger Kopf dahinter. Nun, viel Ursprüngliches finden wir auf den kurzweiligen 96 Seiten nicht wieder, Goethe würde im Grabe rotieren, da braucht es wirklich einen klugen Kopf, die Story wiederzuerkennen – aber lustig ist es schon, wenn Wagner zum rollstuhlfahrenden Neger (huch!) wird, Faust Taxifahrer ist, Margarethe des türkischen Gemüsehändlers Töchterlein, die Schlange Kaa auftaucht – und wenn Meph und Mohammed sich ein Büro teilen, weil ER Meph nicht an seinen PC lassen will.
Flix´ Federstrich ist ebenso originell wie seine Sprech- und Denkblasen witzig sind. Sie werden sehen, daß man da viel für sein Geld bekommt.
 
 
Flix – „Da war mal was“
© 2009/2014 Carlsen Verlag, 120 nn. Seiten, vierfarbig, ISBN: 978-3-551-78968-6
14,90 €
 
Da war mal was“ - auch dieses Buch geht auf eine Zeitungsserie zurück, nämlich die für den Berliner Tagesspiegel von Flix ab 2006 in Zeichengeschichten umgesetzten Erinnerungen an die 1989 unselig dahingeschiedene DDR. Über zwei Jahre lang veröffentlichte Erfolgsautor Flix monatlich im Berliner „Tagesspiegel“ ganzseitige Comicgeschichten, in denen er seine Freunde und Bekannten, Menschen aus Ost und West zu Wort kommen ließ. Sie erzählen von ihren ganz persönlichen Erinnerungen ans ehemals geteilte Deutschland. Im November 2014 jährte sich der Fall der Berliner Mauer zum 25. Mal. Zu diesem Anlaß überarbeitete und ergänzte Flix das später zur Buchform gereifte Projekt. 30 Episoden hat Flix bisher aufgezeichnet – und das nehmen Sie bitte wörtlich. Daß es mal eine innerdeutsche Grenze gab, kann man sich, die „Nachgeborenen“ zumal, heute fast gar nicht mehr vorstellen. Ein Segen. Doch alle, die die Zeit vor dem Mauerfall bewußt erlebt haben, tragen eigene Erinnerungen im Hinterkopf und im Herzen. Wenigsten bei denen rennt Flix mit diesen Geschichten weit offne Türen ein.
Jetzt in der erweiterten 3. Auflage mit unveröffentlichten Geschichten: Ganz gleich, ob die Episoden amüsant, anrührend oder erschütternd sind, sie haben eines gemeinsam: Sie sind authentisch und machen Geschichte nachvollziehbar. (Verlagstext)
 
 
Flix – „Schöne Töchter“
© 2015 Carlsen Verlag, 128 Seiten, 4farbig, Hardcover 30 x 30 cm- ISBN: 978-3551788399
24,99 €
 
„Dieser Strip“, sagt sein Autor, „handelt von allem, was sich Liebe nennt.“ - Flix singt nicht nur fröhlich das Hohelied der Liebe, sondern macht auch Witze über die vielen Krisenmomente - und gerade dort zeigt sich sein liebevoller Blick. Dabei gestaltete er jede Seite anders, setzte die Form des Comics raffiniert ein und hat so ein amüsantes, wunderschönes Bilderbuch über die Liebe geschaffen, - schreibt der Carlsen Verlag über dieses opulente und in der Tat wunderschöne Buch.
Beginnend mit den an Paul Simmels Wannsee-Wimmelbilder erinnernden Illustrationen auf den Umschlagseiten ist „Schöne Töchter“ Blatt für Blatt ein Juwel. Von Geschichte zu Geschichte, ebenfalls zuerst im Berliner Tagesspiegel erschienen, entfaltet Flix das ganze Universum der Liebe zwischen Mann und Frau nebst sämtlichen Träumen, Mißverständnissen, Konsequenzen, Inkonsequenzen und Irrtümern. Er zeigt, was Männer für selbstverständlich und Frauen für wesentlich halten – und das ist nicht unbedingt das Selbe. Dabei schont er – jedoch stets liebenswürdig - weder den Macho noch den Begriffsstutzigen, weder die Frauenbewegte noch die Romantische. Wenn Flix Männergespräche oder Frauendialoge illustriert, trifft er mit traumwandlerischer Sicherheit – oder ist es einfach gesunde Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe? – den Kern. Das steckt voller Leben, ist zutiefst menschlich und voller feinem Humor.
„Schöne Töchter“ kann vor dem kritischsten Auge bestehen und hat sich mehr als „nur“ unser Prädikat, den Musenkuß verdient – es ist ohne Frage das beste Comic-Buch des Jahres 2015 und wird daher auch auf unseren Seiten entsprechend eingerückt.
 
Weitere Informationen:  www.der-flix.de  -  www.carlsen.de/